Neuendettelsau und der Nationalsozialismus 1925 – 1945

  1. Sonderausstellung im Löhe-Zeit-Museum

NEUENDETTELSAU

Bis zum 27. August 2017 kann man im Löhe-Zeit-Museum des Heimat- und Geschichtsvereins Neuendettelsau die 45. Sonderausstellung im Bahnhof von Neuendettelsau besuchen. Unter dem Titel „Neuendettelsau und der Nationalsozialismus 1925 – 1945 sind zahlreiche Fotodokumentationen und Briefe neben Zeitungsausschnitten dieser Zeit zu sehen. Der offiziellen Eröffnungsveranstaltung wohnten neben Vertretern aus Politik und Kirche auch jüngere Gäste bei, die sich über die damalige Zeit in Bild und Text informieren wollten. Zu Beginn der Veranstaltung erklangen besinnliche Melodien auf Klarinette und Fagott, der ernsten Situation angepasst. Meditationen und Balladen, einfühlsam von Max Neumüller gespielt, verliehen dem Beisammensein einen würdigen Rahmen. In seiner Begrüßung hieß der Vorsitzende Dr. Hermann Vorländer die Gäste willkommen. Zu ihnen zählten der Landtagsabgeordnete Harry Scheuenstuhl und von der Mission Eine Welt Pfarrer Hanns Hoerschelmann neben Bürgermeister Gerhard Korn und Mitgliedern des Gemeinderats. Dr. Vorländer unterstrich in seiner Vorrede, dass die Ausstellung nicht nur Themen der Vergangenheit beleuchten, sondern vor allem auch auf gefährliche Strömungen der Gegenwart hinweisen soll. Scheuenstuhl attestierte den Organisatoren der Ausstellung, ein schwieriges Thema angefasst zu haben. Es sei gelungen, so der Abgeordnete, eine Balance zwischen Vorwurf und Geschichte sowie teilweises Verständnis für die Menschen dieser damaligen Zeit zu finden. Es sei ungeheuerlich, dass Menschen unserer Tage in Nürnberg Hitlerbilder verschicken – es sei deshalb äußerst wichtig, solche Ausstellungen zu zeigen. Als Demokrat gelte es, Überlegungen anzustellen, was wir wohl getan hätten, wenn wir in diese Zeit hineingeboren wären – wenn ein Führer erscheint, dem alle folgen? Ein jeder müsse heutzutage für Demokratie eintreten und mitdenken. Seinen Dank an die Zeitzeugen, die die Ausstellung erst ermöglichten, unterstrich Scheuenstuhl mit den Worten: „So war es – so etwas wollen wir niemals mehr haben.“ Bürgermeister Gerhard Korn stellte in seinem Grußwort die Frage, wie eine solche Entwicklung des Nationalsozialismus in Deutschland, einem Land der Dichter und Denker, der großen Komponisten und Erfinder, passt. Diese Vergangenheit belaste heute auch noch jene, die nicht beteiligt waren. Wie konnte es soweit kommen, dass diese Ideologie gerade in Mittelfranken mit einer derartigen Begeisterung aufgenommen wurde? Die Ausstellung werde helfen, so etwas nicht mehr zuzulassen. Ein Stück der Geschichte wurde hier erlebbar gemacht und über das im Museum Gesehene und Gehörte gelte es ernsthaft nachzudenken. Besonders jungen Menschen sei nahegelegt, diese Ausstellung zu besuchen. Eine ausführliche Einführung in die verschiedenen Bereiche gab Dr. Hans Rößler. Er sprach vom Antisemitismus, der im 19. Jahrhundert in allen Staaten Europas verbreitet war, vom Nationalismus und Militarismus sowie vom Führerprinzip der Nationalsozialisten. Ferner ging Dr. Rößler auf die seinerzeitige schwerste Weltwirtschaftskrise ein und er stellte hierbei die Frage, wie es sich erklären lasse, dass gerade in Neuendettelsau schon im Juli des Jahres 1932 mit 66,4 % die Nazipartei gewählt wurde. 75 Fotos aus jener Zeit, Zeitungsausschnitte und Dokumente, Feldpostbriefe, Parteiabzeichen, eine „Judentafel“ und eine Uniform beleben neben anderen Gegenständen die Ausstellung und führen die Besucher in Bild und Text in jene dunkle Vergangenheit der Region, speziell aber von Neuendettelsau, zurück. Besichtigt werden kann die Ausstellung bis zum 27. August an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr. Gruppenführung nach Vereinbarung – Tel. 09874/4283.

Text + Fotos: Klemens Hoppe

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