Die ersten 100 Tage im (Ehren)Amt

SACHSEN B. ANSBACH

Der Gesangverein 1910 Sachsen hat seit März diesen Jahres zwei Frauen als neue Vorsitzende. Heidi-Katrin Schröter (52, Sopran) und Monika Rauh (37, Alt) sind jetzt 100 Tage im neuen Amt. Wir haben den beiden ein paar Fragen gestellt:

Frau Schröter, Frau Rauh, was war das erste, das Sie am Wahlabend direkt nach Ihrer Wahl getan haben?

Schröter: Direkt nach der Versammlung haben mir viele Sängerinnen und Sänger gratuliert. Und wir neuen Vorstandsmitglieder haben mit einem Glas Wein angestoßen. Zu Hause hab ich dann meinen Mann angerufen, der auf Dienstreise war, und von den Neuigkeiten berichtet.

Rauh: Ehrlich gesagt war ich in der Situation zu überrascht, um viel zu tun. Ich habe erst mal Heidi bewundert, dass sie es geschafft hat, direkt ein paar Worte zu sprechen und habe dann Gerhard und Erika (die beiden bisherigen Vors. – Anm. d. Red.)gedrückt.

Wie sehen Sie sich selbst als Vorsitzende eines Traditionsvereins?

Schröter: Ich sehe dieses Amt als große Herausforderung an. Das herkömmliche Modell „Gesangverein“ steht auf dem Prüfstand. Wenn wir eine Zukunft haben wollen, brauchen wir neue Ideen, z.B. Kooperationen oder Projekte. Es ist der Spagat zwischen Tradition und Moderne, den wir versuchen zu bewältigen.

Rauh: Es heißt ja so schön, gute Traditionen soll man wahren. Und davon haben wir so viele, wenn ich an unsere Musik, die herzliche, lustige Gemeinschaft und das Vereinsleben denke. In diesem Sinne sehe ich meinen Auftrag darin, genau dies zu wahren und ihm Raum zu geben.

Mit welchen Aktionen haben Sie Ihre Vorstandsarbeit begonnen?

Schröter: Unser erstes Ziel war und ist es, in unserer Gemeinde präsenter zu sein.  Gleich am Tag nach der Wahl kam eine Anfrage des hiesigen Kindergartens, ob wir nicht eine gemeinsame Sache zum Aktionstag Musik in Bayern gestalten wollen, worauf wir gerne eingegangen sind. Daneben ging es um organisatorische Dinge, wie zum Beispiel die Neugestaltung der Kommunikation zwischen den Chormitgliedern, die Erstellung eines Flyers oder auch eine transparente Terminplanung.

Rauh: Na was man eben so tut: Infos von hinter den Kulissen sammeln, Listen erstellen, gemeinsame Strukturen für das Tagesgeschäft erarbeiten usw. Aber dann kamen auch schnell die ersten Themen außerhalb des Tagesgeschäftes wie die neue Datenschutzgrundverordnung und die Steuererklärung dazu.

Was macht Ihnen bei Ihrer ehrenamtlichen Arbeit am meisten Spaß? Was am wenigsten?

Schröter: Toll ist wirklich, mit wie viel Engagement sich alle Chormitglieder einbringen und der gesamte Gesangverein an einem Strang zieht. Was mir persönlich nicht so gut liegt, ist der bürokratische Teil, Kontakt zu den Ämtern, Vereinsrecht, DSGVO…

Rauh: Wir sind ein Verein mit aktiven Mitgliedern im Alter von aktuell 37 bis 85 Jahren.  Wir halten zusammen, die Mitglieder bringen sich nach Kräften mit Ideen und Tatkraft ein. Wir betteln nicht bei der Aufgabenverteilung – es wird einfach angepackt. Und das alles für den Verein, für uns, für unsere Zuhörer, ehrenamtlich. Das motiviert mich! Etwas anstrengend wird es natürlich immer dann, wenn man sich in Sach-Themen einarbeiten muss, die einem die Zeit für ganz praktische Dinge rauben.

Wie lässt sich die Vereinsarbeit mit Ihren Berufen / Ihrer Familie vereinbaren?

Schröter: Besser als erwartet. Das liegt allerdings daran, dass die komplette Vorstandschaft so eng und gut zusammenarbeitet. Außerdem ist das gegenseitige Verständnis sehr groß, wenn jemand aus beruflichen oder familiären Gründen mal nicht kann. Schließlich sind  die allermeisten Vorstands- und Ausschussmitglieder berufstätig.

Rauh: Tja, neben Beruf und Familie ist es jetzt eben noch der Verein. Die Kinder sind von meinem Fieber angesteckt und gehen im Zweifel einfach auch mal mit. Da in unserer Familie Musik einen festen Platz hat und wir schon immer in Vereinen unterwegs waren, unterstützen wir uns diesbezüglich gegenseitig.

Was sind die nächsten Projekte des Chores?

Schröter: Am 28.September werden wir ein Herbstkonzert im Haus der Bäuerin durchführen.
Dafür konnten wir drei weitere Chöre gewinnen, die an diesem Abend auch singen
werden. Im Anschluss an den musikalischen Teil gibt es natürlich auch einen
geselligen. Da sind einige Vorbereitungen nötig.

Rauh: Im Oktober werden wir dann noch eine Weinfahrt machen und dann geht es schon fast an die Planung für den Adventsmarkt in Sachsen mit unserer Bude und unserem Auftritt dort.

Der GV 1910 Sachsen feiert 2020 seinen 110. Geburtstag. Wo sehen Sie Ihren Verein im Jahr 2030?

Schröter: Wenn es uns in den nächsten Jahren gelingt, neue, auch jüngere Chormitglieder zu gewinnen, sehe ich uns 2030 als Gesangverein, der verschiedene Generationen vereint, ein vielfältiges Repertoire drauf hat und im kulturellen Leben der Gemeinde fest verankert ist.

Rauh: Ich wünsche mir, bis dahin nicht mehr die Jüngste zu sein.

Welches ist Ihr Lieblingslied?

Schröter: Das wechselt immer mal. Zur Zeit mag ich sehr gerne die schwungvollen Lieder, wie die Chorfassung von Udo Jürgens‘ „Immer wieder geht die Sonne auf“ oder das schon sehr alte, aber auch fröhliche „Alleweil ein wenig lustig“.

Rauh: Die Rose (The Rose) von Amanda Mc Broom.

Frau Schröter, Frau Rauh, herzlichen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Susanne Hassen

Foto: Susanne Hassen

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