AFGN im Rundfunkmuseum Cham

NEUENDETTELSAU / CHAM

Was treibt Mitglieder der AFGN (Amateur-Funksport-Gruppe Neuendettelsau) nach Cham in der Oberpfalz? Ein Treffen mit dortigen Funkamateuren oder ein Besuch im Rundfunkmuseum Cham? Wir fuhren natürlich mit der Eisenbahn – macht in der Gruppe mehr Spaß. Und das tat es, da alle Anschlüsse klappten und das Wagenmaterial gut war. Im Fränkischen sahen wir etwas Hochwasser, im Naabtal war es schon mehr und im Oberpfälzer Wald war Land unter. Die letzten Kilometer bis Cham war der Bahndamm vom Hochwasser eingerahmt. Der Zug fuhr recht gemütlich, aber nicht wegen des Hochwassers, sondern weil er überpünktlich war und er die Zeit vorm Einfahrsignal zum Bahnhof Cham abstehen müsste – was dann auch geschah. Hier schalteten wir ein ca. 40 Jahre altes Taschenradio ein, um ein Ziel unserer Begierde zu empfangen – den ehemaligen Mittelwellensender des Bayerischen Rundfunks auf 801 kHz. Er kam zu unserer Begeisterung ohne Störungen an. Vom Bahnhof brachten Taxis uns zur Gaststätte mit dem treffenden Namen „Wasserwirtschaft“. Sie machte ihrem Namen alle Ehre und war schon zum großen Teil vom Wasser eingeschlossen. Mit großer Bugwelle rauschten wir über den Parkplatz zur Gaststätte, wo schon einige Wasserpumpen in Stellung gebracht waren. Die Taxifahrer warnten uns vor, dass wir in zwei Stunden zur Fahrt ins Museum möglicherweise die Hochwasserbrücke über den Regen nehmen müssten. Sie würden uns drüben abholen, wozu es dann doch – ganz knapp – nicht kam. Im Museum empfingen uns zwei sehr engagierte Mitarbeiter, wovon einer auch Funkamateur war. Wir stellten uns auch mit Rufzeichen vor, die Führung nahm daraufhin einen mehr techniklastigen Verlauf. Der Einführungsvortrag spannte den Bogen von Heinrich Hertz – der ab 1887 an elektromagnetischen Wellen forschte – über den Seefunk zur Kaiserzeit und der Funktechnik im 1. Weltkrieg. Die Fortsetzung erfolgte in den einzelnen Ausstellungsräumen mit Originalgeräten aus der jeweiligen Zeit. Das Schönste: alle Exponate waren betriebsbereit und wurden in den Vortrag einbezogen – vom Beginn des Hörfunks 1924, über den „Großdeutschen Rundfunk“ mit seinen Einheitsempfängern (Göbbels-Schnauze) bis zum Ende des 2. Weltkriegs mit dem folgenden Rundfunkverbot durch die Besatzungsmächte. Nach dem Ende der Verbote und der Einführung des UKW-Rundfunks explodierte die deutsche Rundfunktechnik regelrecht. Die Fülle an Geräten ist fast nicht zu beschreiben, auch das nun kommende Fernsehen ist gut dokumentiert. Zu guter Letzt wurden im Physiksaal bei Kaffee und Plätzchen etliche interessante Versuche vorgeführt und erklärt. Die Taxifahrt zum Bahnhof wurde für ein paar von uns zum wässrigen Erlebnis. Ihr Taxifahrer hatte wohl nicht bedacht, dass nicht nur sein Auto mit mächtiger Bugwelle durchs Hochwasser rauschte. Beim Gegenverkehr wars nicht anders und so bekam er einen Wasserschwall durchs halboffene Wagenfenster und die Insassen eine kräftige Dusche. Die Heimfahrt – natürlich mit der Bahn – traten wir unter Polizeischutz an. Bis Schwandorf begleitete uns ein Bundespolizist auf dem Weg zum Dienst. Durch die angeregte Unterhaltung verging die Zeit wie im Flug und die Zugbegleiterin wollte nicht mal unsere Fahrkarten sehen. Am nächsten Vereinsabend hatten wir viel zu erzählen. Die Fotos vom Inneren des Museums entstanden mit freundlicher Genehmigung des 1. Vorsitzenden Martin Heller. Weitere Informationen erhalten Sie auf der Internetseite www.chamer-rundfunkmuseum.de.

Text + Fotos: Wolfgang Dersch (DC4NQ)

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