Karl Huber schrieb Ortschronik der ehemaligen Gemeinde Gerbersdorf

Die bewegte Geschichte zweier Dörfer

MERKENDORF

Der Merkendorfer Altbürgermeister und Ehrenbürger Karl Huber verfasste eine Chronik der ehemaligen Gemeinde Gerbersdorf. Den Anstoß dazu gab 2010 Lydia Ströhlein. Huber stellte seine Aufzeichnungen erstmals am Heimattreffen der Gebersdorfer im gleichen Jahr vor. Privatmaterial der Dorfbewohner ermöglichte ihm einen tiefen Einblick in das Leben im Dorf, aber er forschte auch in Archiven. Mittlerweile hat er ein stattliches Werk von mehr als 100 Seiten geschrieben. Aus diesem trug er den Merkendorfer Senioren vor. Der 1936 in Büchelberg geborene Karl Huber kam 1962 durch Heirat in die damalige Gemeinde Gerbersdorf. Sie bestand aus den Orten Gerbersdorf und Waizendorf. Durch das Gemeindeedikt 1818 entstand die Gemeinde und existierte bis zur Gebietsreform 1972. Im Jahr 1966 hatte die Gebietskörperschaft nach Hubers Recherchen 102 Einwohner und 404,84 Hektar. Gerbersdorf wurde 1275 als „Gerwigesdorf“ erstmals urkundlich erwähnt. Das Kloster Heilsbronn hatte Besitzungen im Ort. 1275 verkaufte Konrad IV. von Oettingen seine Gerbersdorfer Güter an den Abt Rudolf von Heilsbronn. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf zerstört und die vier Heilsbronner Güter waren 1635 verödet. Nur ein Mann namens Stephan Hörauf überlebte. Er war nach Merkendorf geflüchtet. Gerbersdorf kam im 16. Jahrhundert zur Markgrafschaft Ansbach und 1806 zum Königreich Bayern. 1846 gehörte die Gemeinde Gerbersdorf zum Landgericht Heilsbronn, 1862 kam sie zum Bezirksamt Gunzenhausen, dann Landkreis Gunzenhausen. Gerbersdorf blieb im Zweiten Weltkrieg verschont, obwohl im nahen Merkendorf heftige Kämpfe tobten. Im Zuge der Gemeindegebietsreform wurde mit Beschlüssen vom 17. Januar 1972 des Gerbersdorfer Gemeinderates und der Regierung von Mittelfranken die Gemeinde geteilt: Gerbersdorf kam zum 1. Juli 1972 nach Merkendorf, der Ortsteil Waizendorf zur Nachbarstadt Wolframs-Eschenbach. Der letzte Bürgermeister, Johann Thomas Rühl, führte die Gemeinde von 1958 bis zur Auflösung 1972. Karl Huber berichtete, dass in den Sitzungsbüchern des Gemeinderates Einträge von 1937 bis 1946 fehlten. Er glaubt, dass diese von den Nationalsozialisten beseitigt wurden. Unter Bürgermeister Rühl war Huber von 1966 bis zur Eingliederung nach Merkendorf Mitglied des Gemeinderates. Ebenfalls 1966 wurde der CSU-Politiker Kreisrat in Gunzenhausen. Mit 29 Jahren war Huber nach eigener Aussage der jüngste Kreispolitiker im Landkreis Gunzenhausen. Von den Hutrechten wusste Huber ebenfalls zu berichten. Die Bürgermeister konnte er bis 1876 zurückverfolgen. Zu dieser Zeit war Joseph Blasius Heidingsfelder aus Waizendorf Bürgermeister. Am längsten Amtszeit hatte mit fast 42 Jahren Georg Heinrich Uhlmann aus Gerbersdorf von 1899 bis 1942. Der Gemeinderat bestand aus fünf gewählten Mitgliedern und dem Bürgermeister. Kurioses wusste Huber ebenso zu erzählen: Bis 1897 wollten die Gerbersdorfer keine Feuerspritze kaufen. In dem Jahr ist dann aber ein Kaufvertrag belegt. Sie tat ihren Dienst bis 1953. Die Mehrheit der Gerbersdorfer ist evangelisch, die der Waizendorfer katholisch. Bevölkerungsmäßig war Waizendorf immer größer. Die 1995 in Betrieb gegangene Biogasanlage von Werner Rück erwähnte der Altbürgermeister. Rück war mit seiner Anlage zu dieser Zeit Pionier im weiten Umkreis. Heute versorgt er das Dorf mit Heizwärme. Huber bedauerte, dass im Zuge der Eingemeindung die Feuerwehr und der Bauernverband ihre Eigenständigkeiten aufgaben. Jedoch zeigte er sich zufrieden, dass die Gerbersdorfer gut in die Stadt Merkendorf integriert sind.

Text + Foto: Daniel Ammon

a Karl Huber, Chronik Gemeinde Gerbersdorf

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