Leserinfo für Patienten und alle Bürger: Resolution des Allianzrates der Kommunalen Allianz Kernfranken gegen die von der KVB angestrengte Reform des Bereitschaftsdienstes in Bayern

Die kassenärztliche Vereinigung in Bayern (KVB) hat den ärztlichen Bereitschaftsdienst in ganz Bayern neu geregelt. Demnach wird Bayern in etwas mehr als 100 Bereitschaftsbezirke aufgeteilt. Die Umsetzung der Neuregelung erfolgte im Dienstbereich Ansbach-Neustadt/Aisch zum 27. Februar 2018. Die bisher auf lokaler Ebene von den hiesigen Hausärzten organisierten Bereitschaftsdienste in den Nachtstunden sowie an Wochenend- und Feiertagen gibt es seitdem auch in der Region Kernfranken nicht mehr. Die nächste für unsere Bürgerschaft zugedachte Bereitschaftsdienstpraxis befindet sich am Klinikum in Ansbach. Diese Reform ist in ihren Konsequenzen höchst umstritten. Zahlreiche Ärzte wie auch wir Bürgermeister befürchten eine Verschlechterung der Versorgungssituation unserer ländlichen Bevölkerung, wogegen die KVB argumentiert, dass die Aufrechterhaltung des Versorgungsauftrags vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, der auch bei den diensthabenden Ärzten spürbar ist, nur durch diese Reform möglich sei. Es gibt viele Gründe, warum das neue System – zumal für den ländlichen Raum – nachteilig ist. Eine dieser Gründe liegt in der Größe des Dienstbezirks Ansbach-Neustadt Aisch. Allein in Nord-Süd-Richtung haben wir eine Ausdehnung von über 100 Kilometern bei einer Fahrzeit von mindestens eineinhalb Stunden, auch in der Ost-West-Richtung können Fahrtzeiten von mindestens einer Stunde entstehen. Es ist unerklärlich, wie ein einzelner Arzt diesen großen Bereich z.B. im Hausbesuchsdienst nachts abdecken soll. Hier wird im Einzelfall schlichtweg kein Arzt kommen können bzw. der Patient sich längst an den Notfallarzt gewandt haben. Die Integrierte Leitstelle in Ansbach erwartet als Folge der Neustrukturierung eine massive Zunahme der Rettungsdiensteinsätze. Auf der anderen Seite sind lange Wartezeiten der Patienten vorprogrammiert. Die aktuelle Berichterstattung in den Medien zeigt, dass sich diese Befürchtungen bestätigen. Im Dienstbezirk Ansbach-Neustadt/Aisch werden an den Kliniken in Neustadt/Aisch, Rothenburg, Dinkelsbühl und Ansbach Bereitschaftspraxen eingerichtet. Unberücksichtigt bleiben in bzw. am Rande unserer Region die Klinikstandorte in Bad Windsheim, Schwabach, Gunzenhausen und Neuendettelsau. Damit geht gerade in den Randbereichen unseres Landkreises Ansbach und der ländlichen Region insgesamt ein Stück ärztlicher Versorgung verloren und damit auch ein Stück gleichwertiger Lebensbedingungen auf dem Land. In der Region Kernfranken leben 42.000 Menschen, mehr als in der Stadt Ansbach, mit steigender Tendenz. Die KVB argumentiert auch dahingehend, dass durch die Neuordnung des Bereitschaftsdienstes die Notaufnahmen der Kliniken entlastet werden sollen. Zu erwarten ist aber das genaue Gegenteil: Die Patienten aus der Region Kernfranken werden sich kaum auf den Weg in eine Bereitschaftspraxis nach Ansbach oder gar nach Nürnberg machen, solange sie in Neuendettelsau eine moderne Klinik mit Notaufnahme vor der Haustür haben. Den Patienten als Kunden im Sinne einer Akzeptanz der neuen Strukturen „erziehen“ zu wollen, halten wir für wenig kunden- und patientenfreundlich und nicht für angemessen. Es steht außerdem zu befürchten, dass die Klinik in Neuendettelsau einen Wettbewerbsnachteil erleidet, wenn viele andere Kliniken in Bayern eine Bereitschaftspraxis eingerichtet bekommen, die Neuendettelsauer Klinik dagegen nicht, weil sie durch das von der KVB vorgegebene Raster fällt. Vor diesem Hintergrund verabschiedet der Allianzrat der kommunalen Allianz Kernfranken folgende Resolution: Die Bürgermeister der Region Kernfranken fordern die KVB auf, die Reform des Bereitschaftsdienstes in Bayern noch einmal zu überdenken. Es kann nicht hingenommen werden, dass die Bevölkerung in der Region Kernfranken zu Zeiten außerhalb der angebotenen Sprechstunden der niedergelassenen Ärzteschaft keinen Bereitschaftsdienst mehr vor Ort aufsuchen kann. Die Bürgermeister der Region Kernfranken fordern ausdrücklich im Sinne gleichwertiger Lebensbedingungen für unsere Region und im Interesse unserer Patientinnen und Patienten, auch an der Klinik in Neuendettelsau eine Bereitschaftspraxis einzurichten.

(Die Bürgermeister der Kommunen Bruckberg, Dietenhofen, Heilsbronn, Lichtenau, Neuendettelsau, Petersaurach, Sachsen b.Ansbach und Windsbach)

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