Sprache als Brücke in das neue Land

Schülerinnen des Laurentius-Gymnasiums helfen jungen Flüchtlingen beim Deutsch lernen

NEUENDETTELSAU (Eig. Ber.)

„Manchmal reicht es, sich einfach zu erzählen, was man gestern erlebt hat“: Rebecca Schmidt gehört zu den 18 Schülerinnen und Schülern des Laurentius-Gymnasiums in Neuendettelsau, die seit Anfang des Jahres Kindern und Jugendlichen an der örtlichen Grund- und Mittelschule dabei helfen, Deutsch zu lernen. Als sich Rebecca Schmidt im letzten Sommer zusammen mit Tabea Sturm und Daniel Sewiolo als Schülersprecherin aufstellen ließ, wollten sie „etwas Sinnvolles tun“. Gemeinsam mit Schulleiterin Ute Wania-Olbrich kamen sie auf den Gedanken, Jugendlichen, die aus anderen Ländern nach Neuendettelsau gekommen sind, beim Deutsch lernen zu helfen. Die Freiwilligen trugen ihre vormittäglichen Freistunden in eine Liste ein, die im Lehrerzimmer der Grund und Mittelschule ausgehängt wurde. Die Lehrkräfte dort entschieden dann, wann sie Schüler im Unterricht entbehren konnten, damit sie in der „1:1-Situation“ mit den Gymnasiasten ihre Sprachkenntnisse verbessern.

Das Niveau, das die jungen Leute mitbringen, ist ganz unterschiedlich. „Das geht vom Nichtsprecher, der keine Kenntnisse des Alphabets hat, bis zu Jugendlichen, die nur Feinheiten üben müssen“, berichtet Franziska Hruschka, die Rektorin der Grund- und Mittelschule. „Teilweise haben die Kinder und Jugendlichen so gut wie noch nie eine Schule besucht, so dass der Unterricht für sie eine ganz neue Erfahrung darstellt.“ Die Unterstützung durch die Gymnasiastinnen – nur ein junger Mann ist unter den Freiwilligen – erfolgt in lockerer Form. Die Schule stellt Arbeitsmaterial zur Verfügung. Besonders beliebt sind Spiele. So entstehen eine freundschaftliche Lernbasis und ein angenehmes Klima. Da der Altersunterschied nicht groß ist, gibt es kaum Hemmschwellen. Stattdessen freuen sich die Schüler, wenn jemand persönlich auf sie eingeht und sie sich verstanden fühlen. Im Klassenverband ist oft nicht genug Zeit und Raum für den Spracherwerb. Die Grund- und Mittelschule setzt daher auf unterrichtsbegleitende Angebote in verschiedener Form. Eines davon ist das ehrenamtliche Engagement des Gymnasiums, es gibt aber auch vom Staat und von der Gemeinde Neuendettelsau finanzierten Unterricht. Die Angebote gelten nicht nur für Flüchtlinge, sondern für alle Kinder mit Migrationshintergrund. „Wir wollen das Projekt so lange wie möglich fortführen und weiter entwickeln“, meint Rebecca Schmidt.

Alle vier bis fünf Wochen gibt es eine Absprache mit der Grund- und Mittelschule, wo Fachlehrerin Maria Grützner als fachliche Ansprechpartnerin zuständig ist. Direktorin Ute Wania-Olbrich vom Laurentius Gymnasium hält ebenfalls viel von dem Projekt: „Genial ist, dass es so einfach ist“. Künftig soll immer am Anfang des Schuljahrs gefragt werden, wer mitmacht. So können die ehrenamtlichen Helfer dazu beitragen, dass die Grund- und Mittelschule ihr Ziel erreicht, das Rektorin Franziska Hruschka so formuliert: „Alle sollen den Quali schaffen“.

Foto: Diakonie Neuendettelsau

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Spielerisch bringen Eva Reichel (2. v. links) und Rebecca Schmidt (2. v. rechts) drei Jugendlichen Deutsch bei, die als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Eritrea nach Deutschland gekommen sind.

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