500 Jahre Freiherren von Eyb auf Neuendettelsau

  1. Sonderausstellung des Heimat- und Geschichtsvereins

NEUENDETTELSAU – „Adel verpflichtet – noblesse oblige. So lautet der Titel eines schönen englischen Films mit Alec Guiness, den wahrscheinlich die meisten von ihnen gesehen haben. Der Ausdruck wurde von dem französischen Politiker und Schriftsteller Marc Gaston Duc de Levis vor über 200 Jahren geprägt. Mit der Zugehörigkeit zum Adel ist nämlich die Übernahme von Pflichten und Verantwortung verbunden. Adel bedeutet nicht zuerst ein glanzvolles Leben in einem Schloss. Mit Adel ist vielmehr Verantwortung für das Gemeinwesen verknüpft. Für die Geschichte Europas und Deutschlands hat der Adel deshalb eine große Bedeutung. Zwar wurden mit der Weimarer Verfassung von 1919 seine Privilegien abgeschafft, er spielt aber immer noch eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Leben.“

Mit diesem Vorwort begrüßte der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins, Dr. Hermann Vorländer, die Gäste anlässlich der Eröffnung der 47. Sonderausstellung im Löhe-Zeit-Museum im Bahnhof von Neuendettelsau. Ganz besonders war Dr. Vorländer erfreut, Mitglieder der Familie von Livonius von Eyb begrüßen zu dürfen. An der Spitze den Senior der Familie Dr. Armin von Livonius Freiherr von Eyb, der seit vielen Jahren dem Heimat- und Geschichtsverein angehört (auf dem Foto links). Er wurde begleitet von seinem Sohn Dr. Thilo von Livonius Freiherr von Eyb (auf dem Foto rechts), seiner Gattin Alexandra von Livonius Freifrau von Eyb und ihren Söhnen Albrecht (auf dem Foto 2. von links) und Constantin.

Die Familie von Eyb hat seit über 800 Jahren an verschiedenen Orten Frankens Verantwortung übernommen. 1518 erwarb Sebastian von Eyb das Rittergut Neuendettelsau, das viele Besucher Neuendettelsaus kaum wahrnehmen, da es sich hinter Mauern und Bäumen verbirgt. Es soll in diesem Jahr durch verschiedene Veranstaltungen ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden. Die 47. Sonderausstellung zeigt, wie die Familie von Eyb Verantwortung übernommen hat im Bereich der Landwirtschaft, der Sorge für das Gemeinwesen, der Rechtspflege und der Kirchengemeinde.

Einen ausführlichen Rückblick in die Geschichte gab Alexandra von Livonius Freifrau von Eyb. Sie hat sich als studierte Historikerin mit der Geschichte der Familie und des Schlosses befasst. Ebenso hat sie im Vorbereitungskreis mitgearbeitet und die meisten Gegenstände und Dokumente für die Ausstellung zur Verfügung gestellt.

„Die Freiherren von Eyb sind eine fränkische Niederadelsfamilie und gehören dem Uradel an. Die erste Erwähnung findet man im Jahr 1165, indem Tiederich de Iwe als Zeuge in einer Urkunde des St. Gumbertus-Stifts zu Ansbach erwähnt wird. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte der Familienname von Iwe über Ybe, Eibe zur heute gültigen Schreibweise Eyb.

Die heute eingemeindete Ortschaft Eyb bei Ansbach, die bis 1550 Stammsitz der Familie war, durchlief parallel zur Familie die gleichen Schreibweisen. Wonach man schließen kann, dass sich entweder der Ort nach der Familie oder die Familie nach dem Ort nannte.

In der bislang 800jährigen Geschichte besaß die Familie Besitzungen an rund 60 Orten. Heute sind noch vier Schlösser im Besitz der Freiherren von Eyb: Schloss Neuendettelsau (seit 1518), Schloss Rammersdorf (Gemeinde Leutershausen, Landkreis Ansbach; seit 1571), Schloss Dörzbach (Hohenlohekreis, Baden-Württemberg; seit 1601) sowie Schloss Ebermannsdorf (Landkreis Amberg-Sulzbach, Oberpfalz; seit 1972).“

Hochinteressant waren die Ausführungen der Historikerin. Sie schilderte sowohl Rückblick als auch  Gegenwart der Familie von Livonius von Eyb derart anschaulich und äußerst vielseitig, dass die Neugier auf die 47. Sonderausstellung mehr als genährt wurde. So hat auch Bürgermeister Gerhard Korn sich erfreut gezeigt, dass in der Ausstellung viele Dokumente zu sehen sind, die aus alten Zeiten stammen und viel erzählen könnten. So unterstrich er, dass „die Freiherren von Eyb und das Schloss ganz maßgeblich an der Entwicklung unseres Dorfes beteiligt sind.“ Korn bedankte sich ferner dafür, dass Schlossführungen, Konzerte und diverse Veranstaltungen stattfinden dürfen, obwohl das Schloss ja auch Privathaus der Familie von Livonius ist.

Musikalisch wurde die festliche Eröffnung von Hanna Reingruber und zwei ihrer südkoreanischen Schülerinnen eingerahmt. Die Musikerinnen spielten zur Freude der Zuhörer auf ihren Streichinstrumenten je ein Menuett von Telemann und Bach sowie einen Tango.

Zu den Mitgliedern des Vorbereitungskreises zählten neben Dr. Hermann Vorländer auch Fabricio Colosimo, Museumsleiter Walter Hacker, Dr. Manfred Keßler, Claus Link und Dr. Hans Rößler. Als Ehrengäste waren Vertreter von Gewerbe, Handel, Institutionen, politischen Parteien und kirchlichen Gemeinden erschienen, unter ihnen auch Domkapitular Wolfgang Hörl von St. Franziskus. Zu der Eröffnungsfeier sind unerwartet viele Besucher gekommen, sodass die Sitzplätze nicht mehr ausreichten und eine stattliche Anzahl von Gästen auf Stehplätze angewiesen war.

Die Sonderausstellung ist bis zum 2. September 2018 im Bahnhof Neuendettelsau an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Gruppenführungen nach Vereinbarung (Telefon: 09874/4283 oder 09874/686139.

Text + Fotos: Klemens Hoppe

Werbung:

Über Habewind Informationsdienst

Dieser Inhalt wird bereitgestellt von Habewind Online

Schreibe einen Kommentar