Matthias Grünert auf Orgelfahrt durch Franken

Ein großer Künstler beim „Heimspiel in Neuendettelsau“

NEUENDETTELSAU

„Er ist einer von uns, viele kennen ihn – ach, was sage ich? Alle kennen ihn“, meinte begeistert eine Zuhörerin, die zum Orgelkonzert von Matthias Grünert in die Kirche St. Laurentius der Diakonie Neuendettelsau gekommen war. Es war ein Benefizkonzert, dessen Erlös zur Hälfte der Sanierung der Orgel in St. Laurentius und die andere Hälfte der Finanzierung der Orgelfahrt durch Franken dienen sollte. Grünert ist in seiner früheren Heimatgemeinde gern zu Gast. Wenn er auf Konzertreisen ist und es sich ermöglichen lässt, macht er meist einen Abstecher nach Neuendettelsau.2004 wurde Matthias Grünert als erster Kantor der Dresdener Frauenkirche berufen und trat dieses Amt im Januar 2005 an. Seitdem ist er künstlerisch verantwortlich für die gesamte Kirchenmusik im wieder erbauten Barockbau. Er gründete den Chor der Frauenkirche und den Kammerchor, die er beide zu einer festen Größe in der Kulturlandschaft Mitteldeutschlands etablieren konnte. Der Kammerchor versteht sich als kirchenmusikalischer Botschafter der Frauenkirche und gastierte vor bedeutenden Persönlichkeiten wie beispielsweise dem ehemaligen US-amerikanischen Präsidenten Barack Obama, Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, Bundespräsident a. D. Horst Köhler und Papst Franziskus, war in der bebilderten Broschüre zu lesen, die anlässlich des Orgelkonzerts verteilt wurde. Erste musikalische Eindrücke empfing der Sohn des Kirchenmusikerehepaares Hermann und Ilse Grünert als Sänger im Windsbacher Knabenchor. Gastspiele als Organist und Dirigent führten Grünert bisher an zahlreiche Orgeln und ebenso in viele Musikzentren der Welt: Japan, Island, Frankreich, Belgien, Österreich, Italien, Tschechien, Polen und in die Schweiz. Als Organist ist er gern gesehener Duopartner profilierter Musiker. So war es nicht verwunderlich, dass sich eine stattliche Zuhörerschar eingefunden hatte, diesen großartigen Künstler an der Orgel zu hören. Das Programm umfasste Kompositionen von Johann Sebastian Bach. Zunächst machte das „Praeludium und Fuge Es-Dur“ den Anfang. Es folgte eine Choralbearbeitung über „Jesus bleibet meine Freude“, sodann die „Triosonate Nr. III d-moll“ und sechs Choralbearbeitungen, bekannte und beliebte Lieder aus der Schübler-Sammlung. Das Finale des Programms – bevor als Zugabe der „2. Satz der Pastorale“ von Bach folgte – bildete das „Praeludium und Fuge e-moll“. Das Publikum spendete stürmischen Applaus und stehende Ovationen ließen Begeisterung erkennen. Grünert zeigte sich an der Brüstung der Orgelempore, winkte dem Publikum zu und war über den langwährenden Applaus seiner Fangemeinde sichtlich erfreut. Mit scheinbarer Leichtigkeit glitten die Finger des Kantors der Dresdener Frauenkirche während des Konzerts über die Tasten und entlockten der Orgel, der „Königin der Instrumente“, sowohl zarte als auch majestätische Töne, eine Klangfülle, meisterhaft vorgetragen. Beim oftmaligen Blick auf die Manuale und Pedale der Orgel während der Aufführung wurde dem Betrachter deutlich, dass er soeben bewundernswertes Können sehen und hören durfte.

Zum Auftakt des Konzerts begrüßte zuvor der Kantor von St. Laurentius, Martin Peiffer, neben den Zuhörern besonders herzlich den Gast des Abends. Dann setzte sich Peiffer an die Orgel und spielte aus der „Toccata d-moll“ von Bach 376 Töne, deren Anzahl das bisherige Spendenaufkommen für das marode Instrument verdeutlichen sollte. Noch weitere 952 Töne hat die Toccata – je nachdem wie der Spendeneingang fließt, kommen weitere Töne hinzu, bis schließlich das gesamte Musikstück zu hören sein wird. Das abrupte Ende des Spiels wurde von den Zuhörern applaudiert, wobei der Kantor ergänzte, dass er die Töne der dazugehörigen Fuge noch gar nicht gezählt habe. Die Orgelfahrt 2019 führte Matthias Grünert weiter nach Bechhofen, Weidenbach, Ansbach, Forchheim und Bad Staffelstein – sechs viel beachtete Konzerte in drei Tagen.

Text + Foto: Klemens Hoppe

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