Herbstausflug des Heimat- und Geschichtsvereins Neuendettelsau nach Schillingsfürst

NEUENDETTELSAU (Eig. Ber.)
Unter strahlendem Herbsthimmel unternahmen Mitglieder und Freunde des Heimat- und Geschichtsvereins Neuendettelsau eine Exkursion nach Schillingsfürst, geleitet von Dr. Hermann Vorländer. Bei einer beeindruckenden Vorführung der Fürstlichen Falknerei konnten die Teilnehmenden die faszinierenden Flugkünste von Eulen, Bussarden, Kauzen und Falken bestaunen. Anschließend führte der Schlossführer durch die prunkvollen Räume des Schlosses, das auf eine tausendjährige Geschichte zurückblicken kann.
Ein Vereinsmitglied, Klaus Walz, berichtete von seiner Kindheit in Frankenheim, einem Ort unterhalb des Schlosses, und von seinen gelegentlichen Schachspielen mit dem damaligen Fürsten. Er gab dabei spannende Einblicke in die Geschichte der Region. Das kleine Fürstentum war auf Zuwanderung angewiesen, allerdings mussten die Einwanderer – wie die Fürstenfamilie – katholisch sein. So wurden Angehörige des sogenannten „fahrenden Volkes“ aus Osteuropa angesiedelt und im „Schwarzen Viertel“ untergebracht. Diese brachten ihre eigene Sprache, das Jenische, mit, eine Varietät, die dem Rotwelsch ähnelt und Begriffe aus dem Jiddischen, Hebräischen und Deutschen enthält. Jenisch galt als eine Art Geheimsprache, die vor allem Hausierer und Gelegenheitsarbeiter benutzten, um sich bei oft zwielichtigen Geschäften zu verständigen. Eine besondere Delikatesse dieser Gruppe waren Igel, die als „Stupfel“ bekannt sind, und zu Ehren dieser Tradition wird bis heute im Fasching der „Stupfel-Orden“ verliehen – eine Auszeichnung, die auch Klaus Walz erhielt.
Beim Besuch der evangelischen Kirche in Frankenheim entdeckten die Teilnehmenden das jenische Wort „Duft“, was „Kirche“ bedeutet; der Pfarrer wurde „Duftschaller“ genannt. Viele Begriffe aus dem heutigen Sprachgebrauch haben ihren Ursprung im Jenischen oder Rotwelsch, darunter „malochen“, „keinen Bock haben“, „blau machen“, „Klamotten“, „Knast“, „Mischpoke“, „Polente“, „sich in Schale werfen“, „vermasseln“, „eine Meise haben“, „ausbaldowern“ und „Kohldampf schieben“.
Klaus Walz erinnert sich noch, wie Jenisch in seiner Jugend gesprochen wurde, doch durch die Nachkriegsflüchtlingsbewegungen und die moderne Mobilität ist die Sprache heute fast ausgestorben. Im Museum für die jenische Sprache in Schillingsfürst können Interessierte mehr über diese faszinierende Sprachkultur erfahren.
Text + Foto: Dr. Hermann Vorländer / Frank Landshuter

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