Aus dem Leben einer fränkischen Großmutter
Mei fränkischer Dialekt is a weng vermischt, weil i in Dinkelschbill, in Rothaburch und in Ansbach mei Lebm verbracht hab…
Wemmer im Alter in der Nacht net so guat eischlofn konn, denkt mr halt über sei Lebn noch und über des Zeich, was es heintzudoch alles gitt. Und mir sin ohne des neie Zeich alles auskumma!
In unserer Kinderzeit do ham mir noch kann Fernseher ghabt, es gab a kann Kühlschrank und ka Tiefkühlkoscht. Die Pille hat a noch kanner kennt. Es gab a kann Supermarkt. Mir hemm des Mehl, Salz und Zucker ausgwoogn in dr Gucken (Tüte) kafft. Die Milch hemmer in an Kännla gholt. An Schoklad gabs zu besondere Ahläss oder wenn amol a Bsuch kumma is.
Es gab privat ka Telefon, nur auf der Post, es gab ka Fax, ka Handy, ka Kuchelschreiber, ka Kreditkartn und a noch ka Strumpfhosen. Mir hatten ka Matratzen in unseren Betten, mir ham auf Strohsäck gschlofen. Es gab ka Waschmaschin, kann Trockner, kann Föhn, kann Eierkocher, ka Broatmaschien, ka Ölheizung, ka Klimaanlach, ka Kindergeld, kann Erziehungsurlaub, ka Teilzeitbeschäftigung, nur a 48 Stunden Woche.
In unserer Zeit hot mr erst gheirat und dann zamgwohnt. A Auto hem nur die reicha Leit ghot – mir sen gloffn oder mit an Omnibus oder mit n Zug gfahra. A Fohrrod war für uns scho ebas bsonders. Es gab kann Hausmann, ka Emanzipation, kann Kunstschnee, kanne Pampers und kanne Hippies. In unserer Zeit do gabs ka Gruppentherapie und kanne Fitnesstudios. Pizza und Döner hemmer a net kennt.
Und wenn anner ohne Ärbat wor, der wor arm dro. Des Arbeitslosengeld wor fürs Lebn zu wenng und zum Sterm z vill. Bürgergeld – des Wort war unbekannt. Mir hörten die Nochrichta und die Musik übers Radio, aber net übers Handy. Mr hot a nie an Bua mit Ohrringel gseha oder a Mädla, die die Zunge, die Nas oder an Bauchnawel gepierst hot. Tattoos ham sich nur die Seeleit und die Knackis machen lassen. Die Kinder worn froh, wenn s a „Zehnerla“ kriecht ham für a paar Himbeerbombom. Mir hom Fangerlas, Verstecken und Kästlas hupfen gspielt. Im Summer senn mir barfass gloffen und im Winter Schlieten gfohrn. Mir hem am Omd Gschichten ghört, die Großmutter hot Märchen derzählt und mit de Eltern hom mr Mensch ärgere dich nicht, Mühle oder Schwarzer Peter gspielt.
Vill kennt mr noch drzähln, wie`s früher in unserer Kinder- und Juchendzeit wor. Mir hemm unsere Juchend in guater Erinnerung. Ob aber unsere Enkel später a su gern an ihre Juchendzeit denken wern? Wer was des scho?
(Reinhilde Stadelmann)