Autorenlesung mit Günter Kohlmann

„Nicht tot in diesem Neste“ – Eine Jugend in Neuendettelsau

NEUENDETTELSAU

Das Clubzimmer im ersten Stock des Landhotels Sonne war bis auf den letzten Platz besetzt – es mussten zusätzlich noch Stühle gebracht werden – so groß war das Interesse an der Autorenlesung mit Günter Kohlmann. Der örtliche Heimat- und Geschichtsverein hatte zu diesem Abend eingeladen, und Kohlmann stellte sein erstes Buch der Trilogie vor, las vereinzelte Passagen und zeigte an der Leinwand Fotos, die auch im Buch wiederzufinden sind. Der Vorsitzende, Dr. Hermann Vorländer, hieß die Besucher willkommen und freute sich, dass die Einladung zur Autorenlesung so gut angenommen wurde. Ein Lied zu Anfang „Wohlauf, die Luft geht frisch und rein…“ und zum Schluss „Kein schöner Land…“, zwei Texte, die das Land der Franken besingen, rahmten die Veranstaltung ein.

Günter Kohlmann wusste mit seinen Schilderungen die Zuhörer zu begeistern. Seine Erlebnisse, sein Begegnungen von Januar bis April 1956 waren derart vielfältig, dass hiervon ein Buch von sage und schreibe 532 Seiten entstanden ist. Und das ist erst das erste Buch – zwei weitere folgen. Man darf gespannt sein, was der Autor noch alles zu erzählen weiß aus den Jahren seiner Jugend. So heißt der Untertitel dieses Buch auch „Eine Jugend in Neuendettelsau.“ Den Buchtitel selbst, „Nicht tot in diesem Neste“, bezog Kohlmann auf eine Aussage von Wilhelm Löhe, dem Gründer der Diakonie Neuendettelsau. Demnach schrieb Kohlmann auf der Vorderseite des Buches – unter dem Foto der steinernen Löhebüste, die vor dem Mutterhaus steht, und einer Doppelansicht von St. Nikolai und St. Laurentius – persönliche Worte, die Löhe gelten: „…ich  bin ein Fan von dir. Räumlich kaum getrennt, zeitlich nur runde 130 Jahre, komme ich nicht an dir vorbei, wo immer ich mich hier bewege. Wäre ich ein Jahrhundert früher geboren, so hättest du mich mit Sicherheit getauft und konfirmiert, wie das meiner Urgroßmutter zuteil geworden ist. Dass mein Geburtsort nichts wäre ohne dich, habe ich schon ausführlich dargelegt…“ Auf der Rückseite geht Kohlmann auf den Inhalt des Buches ein: Die Monate Januar bis April 1956 umfasst dieser erste Teil der Trilogie mit dem Untertitel „Eine Jugend in Neuendettelsau“. Anhand eines Tagebuchs von 1956 wird von den Nachkriegsjahren und der Zeit des Wirtschaftswunders um die Mitte des letzten Jahrhunderts erzählt, von einer ungestümen Jugend in Neuendettelsau, dem großen fränkischen Dorf, dessen Name durch den evangelisch-lutherischen Pfarrer und Diakonissenvater Wilhelm Löhe in aller Welt bekannt wurde. Heimatliteratur der anderen Art, provozierend mitunter, aber durchwegs unterhaltsam und lehrreich. Bei der anschließenden Bilderschau konnten manche Anwesende ihre Großeltern, Schulfreunde, Nachbarn oder auch andere erkennen. Arbeitsabläufe der Landwirtschaft und alte Ansichten vom damals noch recht kleinen und unscheinbaren Ort waren zu sehen – und manch einer rief erstaunt: „Da schau her, da ist ja meine Großmutter, mein Großvater – und der im Taufkleid, der bin ich auf dem Gang zur Kirche…“. Und vor jedem Bauernhaus ein Haufen Reisig, das zum Anschüren diente. Nach viel Gehörtem und Gesehenem war die Zeit gekommen, dass der Autor seine Bücher signierte und mit einer persönlichen Widmung versah. So kann man nach der Lektüre des ersten Buches „Kumm Bu, gemmer hamm“ getrost auf die zweite und schließlich dritte Folge einer Jugend in Neuendettelsau warten.

Text + Foto: Klemens Hoppe

Autor Günter Kohlmann bei seiner Lesung

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