Blick in die ländliche Vergangenheit: Der Museums-Stodl Prünst

PRÜNST  –  Was könnten eine Tabakfädelmaschine, eine Brothänge und ein Nährössla gemeinsam haben?  Ganz einfach und dabei sehr besonders: Zusammen mit weiteren über 800 spannenden Exponaten befinden sie sich im Museums-Stodl auf dem ehemaligen Heuboden von Babette Betz in Prünst.  Der Ortsteil der Gemeinde Rohr (seit 1978) wurde bereits im Hochmittelalter gegründet. Auch der Hof von Babette und Hermann Betz, den inzwischen Sohn Herbert in fünfter Generation führt, war in alten Quellen als „Haus Nr 17“ erwähnt. Und in dem Anwesen, in dem Babette mit ihren zwei jüngeren Schwestern aufgewachsen war, hatte sich natürlich über die Jahrzehnte von Eltern, Groß- und Urgroßeltern so einiges an großen und kleinen Dingen angesammelt. Die Ahnung  eines Museums entstand 2010, als der ehemalige Apfelkeller unter dem Haus gefliest wurde und plötzlich ein schöner Raum für alte Sachen wie Omas Nähmaschine, Geschirr, landwirtschaftliche Gerätschaften und diverse Haushaltsgegenstände zur Verfügung stand, der allerdings bald überquoll. Nicht nur hatte Babette Speicher, Scheune, Mähdrescherhalle  und andere Ecken leergeräumt und die Gegenstände in den Keller verfrachtet. Freunde und Nachbarn kamen jetzt nämlich auch immer öfter und brachten alte Stücke vorbei. Als dann ab dem  Jahr 2013 der Sohn das bisher auf den Schober geblasene Heu in Großballen pressen ließ, war der bisherige Heuboden auf einmal frei. Nach aufwändiger Reinigung konnte das Museum über altem Stall und Scheune seine heutige Gestalt annehmen und 2014 eröffnet werden. Eine alte hölzerne Kastentreppe mit kurzen Tritten – sie stammt noch aus dem 1964 abgerissenen Vorgänger des heutigen Wohnhauses – führt vom Hof hinauf in eine andere Welt. Der erste Eindruck ist ein warmer brauner Farbton, der über allem liegt und durch die freiliegenden Dachbalken verstärkt wird. Der Besucher betritt einen riesigen Dachboden scheinbar voller Erinnerungen an alte Zeiten. Überall stehen,liegen, hängen Dinge, die in ihrer Vielfalt doch geordnet wirken. In einer Mischung aus persönlicher Chronik, Ortsgeschichte und unglaublich vielen einzelnen Objekten ermöglicht  Babette Betz einen Blick auf  längst vergangene Zeiten des Lebens auf dem Land im allgemeinen und des Lebens in Prünst ganz konkret. Alle Gegenstände sind gut beschildert und sehr schön thematisch angeordnet. Dazu gibt es eine interessante Führung mit Erklärungen und Hintergründen zu manch einem Teil, dessen Zweck sich heute nicht mehr erschließt. Dazu gehören natürlich auch die eingangs erwähnten Objekte (Anm. der Redaktion: Siehe dazu unser Museumsrätsel in dieser Ausgabe). Was bleibt, ist ein wenig schwärmerische Nostalgie, vor allem aber das Wissen um den oft mühevollen und harten Alltag, den unsere Vorfahren im 19. und auch noch in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu bewältigen hatten. Der Museums-Stodl in Prünst, Prünster Ring 28, kann jederzeit nach telefonischer Voranmeldung besucht werden. Kontakt: Babette Betz 09876/381.

Text und Fotos: Susanne Hassen

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Das Buch zum Museum

Zu ihrem Museums-Stodl hat Babette Betz jetzt ein wunderschönes Buch herausgegeben. „Museums-Stodl, Eine Zeitreise durch die Geschichte von Prünst“ heißt der Bildband, der wie ein echter Musemskatalog daherkommt. Ralf Hippelein hat die 800 Objekte fotografiert; das Design stammt von Petra Hippelein. Alle Texte zu den Objekten sowie die Informationen zu Vereinsleben und Alltag in Prünst stammen von Babette Betz. Das Buch eignet sich gut zum Nachlesen nach einem Museumsbesuch oder aber einfach zum genüsslichen Anschauen und Schmökern. Zu beziehen ist es nur direkt bei Babette Betz, Prünster Ring 28, 91189 Rohr – Ortsteil Prünst, Tel. 09876 / 381. Babette Betz, Museums-Stodl, Eine Zeitreise durch die Geschichte von Prünst. Prünst 2019, 270 Seiten, 40 Euro.

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