„Dorf oder Stadt – wie soll sich unser Ort entwickeln?“

Engagierte Bürger forderten Mitspracherecht am Neuendettelsauer „ISEK“

NEUENDETTELSAU

Die Bürgerbeteiligung am ISEK (Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept) war eigentlich erst nach Gemeinderatsentscheidungen geplant – doch Bürgermeister Gerhard Korn reagierte auf eine Unterschriftenliste mit der Forderung auf Mitsprache und Information – er lud daher alle Interessierten und Verantwortlichen am 9. Oktober zu einer Informationsveranstaltung in das Hotel Sonne ein. Dass die Neuendettelsauer Bürger tatsächlich starkes Interesse an der Zukunft ihres Ortes haben, zeigte die stolze Zahl von rund 200 Teilnehmern. Über drei Stunden lang wurde intensiv informiert, diskutiert und analysiert. Zu den Hauptansprechpartnern gehörten die Stadtplanerinnen Brigitte Sesselmann und Kristina Vogelsang, ihre Grobanalysen zur Architektur und zur Lebensqualität lagen dem Gemeinderat seit ca. einem Jahr vor und boten nun Diskussionsstoff. „Stärken stärken, Schwächen schwächen“ betonte Brigitte Sesselmann in ihren Ausführungen, die Positives und Negatives gleichermaßen herausstellten. Sie bezeichnete Neuendettelsau als einen Ort mit lebendigem Kern, einer hohen Lebensqualität vor allem durch die Einrichtungen der Diakonie und bescheinigte eine privilegierte Lage zwischen Ansbach und Nürnberg. Dem stimmten Bürger in Wortmeldungen zu – Neuendettelsau sei ein sympathischer Wohnort mit städtischer Infrastruktur und ländlichem Charakter, man wertschätze die gegenseitige Rücksichtnahme, die gelebte Inklusion. Zu den Schwächen gehören laut Sesselmann und Vogelsang leer stehende historische Gebäude, unübersichtliche Kreuzungen und eine Disharmonie von Alt und Neu in der Hauptstraße. Die Bürger bemängelten den starken Verkehr, Gefahren für Radfahrer und teilweise fehlende Barrierefreiheit für Fußgänger. Zum Thema Barrierefreiheit und kurze Wege für Familien äußerte sich auch Thomas Merkel von der Wirtschaftsförderung des Landratsamts Ansbach. „Die Bevölkerung über 60 Jahre wird in den nächsten Jahren um 16 % steigen, darauf sollte sich die Gemeinde einstellen“, riet er. Konkrete Informationen und Anregungen lieferten Dietmar Motzer, kaufmännischer Vorstand der Diakonie Neuendettelsau, und Bauunternehmer Markus Högner. Motzer regte ein „Inklusions-Cafe“ im neu gebauten Bezzelheim (Fertigstellung im Frühjahr 2019) an, um das Miteinander weiterhin gezielt zu fördern. Markus Högner lieferte wichtige Informationen, um die Gerüchteküche zu besänftigen: Für das Gebäude des Restaurants Grüner Baum (Gebäude „Friedmann“) ist kein Abriss geplant. Für das Gelände zwischen Schloss und Löhehaus (hier entstehen ca. 20 Wohnungen) sind keine Läden und keine Einkaufspassage vorgesehen. Der Spatenstich für ein Bank- und Wohngebäude neben der ehemaligen Löhe-Apotheke (über diesen Leerstand und seinen eventuellen Nachfolger wurde ebenfalls beraten) fand am 25. Oktober statt. Und im Zuge der Dorfverdichtung wird an der Ecke Bahnhofstraße / Kirschendorfer Weg ein Mehrfamilienhaus mit acht Wohnungen gebaut. Pfarrer Dr. Stefan Gehrig berichtete von einer Machbarkeitsstudie, die Löhehaus, Kantorhaus und Pfarrhaus mit einem Gemeindesaal verbinden könnte. Vieles ist also „in der Schwebe“, doch die Bürger honorierten, dass der Gemeinderat überhaupt ein Entwicklungskonzept in Auftrag gegeben hatte. Bürgermeister Korn freute sich über das große Interesse seiner Bürger, die abschließend die Veröffentlichung der Stadtplanungs-Analysen im Internet forderten und ein Fazit zogen: „Dorf oder Stadt? Wir hätten gerne ein lebens- und liebenswertes Neuendettelsau, bei dem diese beiden Bezeichnungen in Gemeinschaft sinnvoll verschmelzen!“.

K W / Fotos: Haberzettl

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