Einen schönen Nachmittag der Erinnerungen „erzupft“

WOLFRAMS-ESCHENBACH

„Der Hopf ist ein Tropf – und der ihn anbaut ist zweimal einer“. Diesen Spruch hatte Helmut Walter zum „Hopfenzupfen wie einst“ ins Seniorenwohnen Wolframs-Eschenbach mitgebracht. Ebenfalls mitgebracht hatte er Hopfenstöcke vom Spalter Museumshopfengarten. Auf diese Hopfenreben stürzten sich sogleich flinke Finger – wer einmal Hopfen gezupft hat, vergisst das nicht mehr, auch wenn es schon 50 Jahre und länger her ist. Erinnerungen werden alljährlich wach, wenn das Restaurant zum Hopfengarten umfunktioniert wird, seit Jahren knüpfen Helmut Walter und Ruth Hild mit dem Hopfenzupfen im Seniorenheim an diese Erinnerungen an. Karge Zeiten – Etwa drei Wochen lang galt es damals für die Erntehelfer, von Tagesanbruch bis zur Abenddämmerung möglichst viele der Dolden von den Stöcken in die Körbe zu „blodn“. Die Verpflegung war karg, oft das Wetter unwirtlich, dennoch war der „Akkord“ noch stressfrei, und meist herrschte eine gemütliche Stimmung im Hopfengarten. Mitunter wurde gesungen, manchmal gab es einen Wermut zur Aufheiterung. Mit Hocker und Korb, den Hopfenbloderutensilien, zupften sich die Saisonkräfte durch die Hopfenzeilen. „Einen Zentimeter Stil, keine Blätter im Korb, und den Arbeitsplatz sauber halten“, so die Ermahnungen des Hopfenbauers. War der Korb voll, gab es eine Marke, abends wurde ausgezählt und am Ende der Hopfenernte der erzupfte Lohn ausbezahlt. Bei den Heimbewohnern braucht es nicht viele Worte, mit allen Sinnen erfassen sie die Hopferbloderzeit von früher, das unangenehme ist längst ausgeblendet: es war eine schöne Zeit. Die musikalische Erinnerung lieferten die „Wittmanns-Buam“ Georg und Max mit ihren Akkordeons, und Bier und Brezen wurden verteilt.

Text + Foto: Helmut Walter

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