IHK-Arbeitskreis Immobilienwirtschaft diskutiert über die Zukunft der kommunalen Entwicklung

NEUENDETTELSAU

Anlässlich des 125-jährigen Firmenjubiläums der Högner Baugesellschaft mbH tagte jetzt der IHK-Arbeitskreis Immobilienwirtschaft in Neuendettelsau. Auf Einladung von Arbeitskreissprecher Wolfgang Högner trafen sich im „Landhotel Sonne“ nicht nur die Mitglieder des seit 2017 bestehenden Arbeitskreises zu ihrer bereits vierten Sitzung; eingeladen waren diesmal auch Vertreter von Kommunen und Planungsbüros. Gemeinderat Rudolf Kupser aus Neuendettelsau und die Bürgermeister Hilmar Müller (Sachsen b.A.) und Lutz Egerer (Petersaurach) waren nebst vielen anderen dabei. Das Thema der nachhaltigen Ortsentwicklung wird ja derzeit in vielen Kommunen diskutiert. Flächensparendes Planen, die Wiederbelebung von innerörtlichen Leerständen und die gleichzeitige Berücksichtigung von Bürgerbelangen und gesetzlichen Vorgaben bilden einen oft schwierigen Spagat für alle Beteiligten aus Wirtschaft, Verwaltung und Einwohnerschaft. Gastgeber Wolfgang Högner begrüßte die Versammlung auch im Namen seiner Söhne Markus und Johannes und umriss in Kürze die Probleme, mit denen alle zu kämpfen hätten. Der Planungsalltag, so Högner, sei derzeit immer noch bestimmt von alten Vorgaben, die von der Trennung von Handel und Wohnen ausgingen. Dadurch würden Innenstädte veröden, da erst die Menschen weggingen und in der Folge auch die Dienstleister. Es stelle sich die Frage, ob man bei der „ungeheuren Dynamik“ der derzeitigen gesellschaftlichen Entwicklung im Planungsrecht überhaupt noch Schritt halten könne. Gastreferent Prof. Dr. Mark Michaeli  von der TU München, Architekt und Stadtplaner, erweiterte die Fragestellung mit der These, es seien außer den rechtlichen Vorgaben weitere Faktoren ursächlich zu berücksichtigen, um die kommunale Entwicklung der kommenden Jahre ökologisch, ökonomisch und sozial bewältigen zu können. In einem Forschungsprojekt hatte sein Team mehrere sogenannte Klein- und Mittelstädte untersucht. Das sind Kommunen mit einer Einwohnerzahl zwischen 5000 und 100.000 Einwohnern. Im Gegensatz zu Kommunen unter 5000 EW und Großstädten seien diese Orte kaum untersucht, weil sie in ihren Strukturen sehr unterschiedlich seien und immer individuelle Lösungsansätze benötigten. Bevor eine kommunale Planung „von oben“ (top down) in Gang gesetzt werde, so eines der Ergebnisse, sei es wichtig, dass Ideen, Bedarfe und Impulse von der örtlichen Gemeinschaft „von unten“ (bottom up) kämen. So könne es einen Unterschied machen, ob ein Versorger fußläufig oder nur mit dem Auto erreichbar sei, wie sich darum herum die Bauplanung entwickle, wie generell die Erreichbarkeit von Arzt, Apotheke, Schule, Verwaltung etc. gewährleistet sei und damit auch eine Nachhaltigkeit in der Mobilität der Menschen. Je nach historischer, topografischer oder Bebauungslage müsste die Kommune positive Orientierungsmarken setzen und Kreativität beweisen. In fünf Workshops diskutierten die Fachleute anschließend Fragen nach Defiziten in den eigenen Kommunen, Bedingungen für Erfolg oder Misserfolg und Lösungsansätzen. Heraus kristallisierten sich immer wieder der wichtige Faktor Kommunikation – mit den Bürgerinnen und Bürgern, durch ausreichende Bereitstellung von Daten und Transparenz in den Prozessen. Kirchturmdenken wurde ebenso als Schwachstelle identifiziert wie unzureichendes Fachwissen in kleineren Kommunen, Bürokratie oder das Fehlen von Zukunftsvorstellungen. Akzeptanz in der Bürgerschaft wurde ebenso als Erfolgsfaktor angesehen wie eine Bürgerbeteiligung zum richtigen Zeitpunkt. Als Lösungswege vorgeschlagen wurden unter anderem der Mut der Kommune zum aktiven Handeln, die Realisierung von kleineren innerörtlichen Einzelhandelskonzepten, das kontinuierliche Weiterarbeiten an den in der Regel langen Stadtentwicklungsprozessen und die Schaffung von Aufenthaltsqualität in der Kommune: Bürgerinnen und Bürger sollen sich emotional wohlfühlen und sich mit ihrem Wohnort identifizieren können. Alle ausführlichen Ergebnisse werden derzeit von der IHK Nürnberg für Mittelfranken ausgewertet und aufbereitet. Für die tägliche Arbeit der IHK im Rahmen ihrer Aufgabe in der Bauleitplanung sind diese Ergebnisse und die darin enthaltene Sichtweise von Wirtschaft und Politik von großer Bedeutung. Auf dem Foto (von links): Markus Högner, Prof. Dr. Mark Michaeli, Wolfgang Högner.

Text + Foto: Susanne Hassen

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