Wir erleben momentan deutschlandweit den Trend, dass im ländlichen Raum immer mehr Geburtsstationen geschlossen werden. Das betrifft sowohl die kleinen Geburtsstationen in kommunaler Trägerschaft, als auch Kreißsäle in vergleichsweise großen privatwirtschaftlich geführten Häusern. Die Gründe sind vielseitig und stehen in Wechselwirkung zueinander: Unzureichende Vergütungssysteme, fortschreitender Fachkräftemangel in den Kreißsälen und strukturelle Anforderungen zum Betrieb von Geburtsstationen. Wenn hier kein entscheidendes Umdenken in der Politik stattfindet, die den Markt ganz bewusst dem Zusammenspiel der Leistungsbringer und der Kostenträger überlassen hat, wird sich das Sterben der Geburtshilfeabteilungen fortsetzen.
Gegen diese aus unserer Sicht unheilvolle Entwicklung hat sich in Bayern eine Bürgermeisterallianz zum Erhalt der Geburtsstationen im ländlichen Raum gebildet, die von der Politik ein Gegensteuern einfordert und sich dabei auf das in der bayerischen Verfassung und auch im Bundes-Raumordnungsgesetz verankerte Recht auf gleiche Lebensbedingungen in Stadt und Land beruft.
Aus diesem Grund erheben wir im Vorfeld der Bundestagswahlen im September 2017 die nachfolgend formulierten Kernforderungen zur Umsetzung in der kommenden Legislaturperiode 2017 – 2021:
- Die Aufnahme der Geburtshilfe in die Grund- und Regelversorgung der stationären Versorgungsleistung.
- Die Entwicklung alternativer Finanzierungsmechanismen für alle Bereiche der Grund- und Regelversorgung (inklusive Geburtshilfe) außerhalb des DRG-Systems.
- Die Erprobung und Etablierung von Anreizsystemen zur Gewinnung von geburtshilflichem Fachpersonal für Kliniken in ländlichen Räumen.
- Die flächendeckende, dezentrale Errichtung neuer Hebammenschulen, um ausgebildete Hebammen durch Kooperationen mit den umliegenden Geburtsstationen in der Region binden zu können.
