Kirchen müssen das soziale Europa mit entwickeln Dritte internationale Theologische Konsultation in Neuendettelsau

NEUENDETTELSAU (Eig. Ber.)

Rund 50 hochrangige Geistliche und renommierte Wissenschaftler aus Deutschland und Rumänien beschäftigten sich bei der Dritten Theologischen Konsultation mit dem Thema „Das Verständnis des Menschen als Ebenbild Gottes – Grundlage des ökumenischen Dialogs“. Die Konsultation wurde vom Ökumenischen Geistlichen Zentrum (ESC) der Diakonie Neuendettelsau gemeinsam mit Vertretern der rumänisch-orthodoxen Kirche veranstaltet. „Die ökumenische Verständigung ist ein wichtiger Schritt für die Zukunft“, meinte der Leiter der Diakonie Neuendettelsau, Rektor Prof. Dr. h. c. Hermann Schoenauer. „Nur wenn Vorurteile und Ängste gegenüber anderen Glaubensrichtungen abgebaut werden, ist ein friedvolles und konstruktives Miteinander möglich“. Europa und seine politische Ordnung weiter zu entwickeln, sei Teil der christlichen Verantwortung, sagte Schoenauer in seiner Eröffnungsansprache. Die Kirchen müssten an dem Projekt „Soziales Europa“ weiter mitarbeiten. Er betonte aber auch, dass Diakonie mehr sei als soziale Arbeit, es gehe dabei auch um die Verbreitung der christlichen Botschaft. Dr. Serafim Joanta, rumänisch-orthodoxer Metropolit für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa, bekannte beim Empfang im Mutterhaus: „Theologische Fragestellungen werden mir immer fremder, wenn sie aus einer rein intellektuellen Perspektive behandelt werden ohne praktische Resonanz“. Und so beschäftigten sich die Teilnehmer nicht nur mit der eigentlichen theologischen Fragestellung, sondern auch mit den ethischen Konsequenzen. Beim Versuch, sich in das Denken der anderen Konfession einzudenken wurden dabei auch noch vorhandene Stolpersteine benannt. Nach der thematischen Einführung durch Pfr. Dr. Mathias Hartmann sagte der Bischof von Salaj, Dr. Petroniu Florea, er fühle sich durch den Dialog mit Vertretern der Diakonie nicht nur geistig bereichert, sondern er habe auch echte Freunde gewonnen. Im ersten Hauptvortrag zeigte Pfr. Dr Jürgen Henkel (Selb) die Grundlinie christlicher Anthropologie in ökumenischer Absicht auf. Anschließend widmete sich der Erzbischof von Tomis, Prof. Dr. Teodosie Petrescu, dem Thema „Der Mensch als Bild Gottes – Person in Dialogbeziehungen mit Gott und den Menschen“. Als Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) schlug Kirchenrat Dr. Martin Illert thematisch den Bogen von der Gottesebenbildlichkeit zur Bildung des Menschen. Der ökumenische Dialog sei Teil dieser Bildung. „Wir sind verwandt als Kinder Gottes, nicht geklont“, sagte er. Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli von der rumänischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses betonte, dass auch schwache, kranke und behinderte Menschen das Recht auf ein würdiges Leben haben. Den zweiten Vortragsteil eröffnete Prof. Dr. Dr. h. c. Gunther Wenz (LMU München) mit seinem Beitrag zum Thema „Imago Dei – die geschöpfliche Bestimmung des Menschen“. Der Metropolit von Siebenbürgen, Prof. Dr. Laurentius Streza, ging dann auf „Die heilige Liturgie – der Übergang vom Bild zur Ähnlichkeit und des Mysteriums des Himmelreiches“ ein.

Bei einer Podiumsdiskussion unter der Moderation von Pfr. Dr. Lucian Bolos rief Dr. Henkel die Kirchen auf, ihre Stimmen zu erheben, damit Europa keine reine Freihandelszone werde. Pfr. Prof. Dr. Ioan Chirila von der Fakultät für Orthodoxe Theologie der Universität Cluj-Napoca sagte, der Dialog gehöre zur Natur seiner multikonfessionellen und mehrsprachigen Hochschule. Der römisch-katholische Domvikar Prof. Dr. Dr. Elmar Nass von der Wilhelm-Löhe-Hochschule argumentierte, angesichts des schwindenden Einflusses der Kirchen müsse man inhaltliche Koalitionen mit anderen gesellschaftlichen Kräften schmieden, ohne die eigene Begründung der Menschenwürde aufzugeben. Prof. Dr. Vasile Stanciu (Universität Cluj-Napoca) betonte die Rolle von Modellen, die der Mensch für sein Handeln brauche. Von seinen persönlichen Erfahrungen in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung und im Alter berichtete Pfr. Matthias Weiß. Daran, dass es innerhalb der orthodoxen Kirche auch Kritiker des ökumenischen Dialogs gibt, erinnerte Pfr. Prof. Dr. Aurel Pavel von der Fakultät für orthodoxe Theologie in Sibiu. Die dritte Vortragsrunde bestritten Prof. Dr. Hans G. Ulrich (FAU Erlangen) mit dem Thema „Gottes Ebenbild und die Bedeutung von Menschenwürde in christlicher Ethik“ sowie Pfr. Conf. Dr. Stefan Iloaie (Orthodoxe Theologische Fakultät Klausenburg), der über „Die moralische Verantwortung als Gabe – Äußerung des Bildes Gottes in dem Menschen“ sprach. Zu den Höhepunkten der Konsultation gehörte die gemeinsame Ökumenische Pfingstvigil in der St. Laurentiuskirche, die unter anderem vom orthodoxen Priesterchor „Gutes Wort“ mit gestaltet wurde. Metropolit Serafim sagte in seiner Ansprache, die Christen seien zur Einheit aufgerufen. Regionalbischof Christian Schmidt meinte passend zu Pfingsten und zum ökumenischen Dialog, der Heilige Geist sei „wie der lange Atem, der einen durchhalten lässt“. Im Anschluss fand auf Schloss Bruckberg ein Abend der Begegnung statt. Dort ergriff der Präsident des Europäischen Wirtschaftssenats (EWS) Dr. Ingo Friedrich das Wort. Die auf der Gottesebenbildlichkeit beruhende Menschenwürde sei „typisch“ für den europäischen Wertekanon, erklärte er. Er bekannte sich zur Hilfe für den ärmeren Teil Europas in der aktuellen Lage. Dabei müsse es um „Fordern und Fördern“ gehen.

Foto: Thomas Schaller (Pressesprecher)

a Konsultation

Werbung:

Über Habewind Informationsdienst

Dieser Inhalt wird bereitgestellt von Habewind Online

Schreibe einen Kommentar