Kirchweih in Moosbach mit hochrangigen Gästen

Auch ohne Gotteshaus wurde gefeiert

MOOSBACH

Wenn man den fränkischen Kirchweihkalender mit den Festen rund um Windsbach aufschlägt, ist ganz besonders von einer Kirchweih die Rede, der Kirchweih in Moosbach, einem Ortsteil von Windsbach. Moosbach hat zwar keine Kirche und auch keine Kapelle, aber trotzdem wurde Gottesdienst gefeiert und zwar am Kirchweihsonntag in einem großen Festzelt. Der Geistliche, der den Festgottesdienst hielt, war der ehemalige Dekan von Windsbach, Horst Heißmann, der jetzt in Dorfen bei Erding in Oberbayern zuhause ist und mit seiner Ehefrau Angela sporadisch seine frühere fränkische Wirkungsstätte besucht. Bereits seit 16 Jahren wird in Moosbach am Kerwasonntag Gottesdienst im Festzelt gehalten, sagte Dekan Heißmann in seiner Begrüßung. Und weil es ohne Kirche auch keine Kirchenglocken gibt, kam Glockengeläut kurzerhand vom Band und stimmte so auf die kirchliche Feier ein. Der Posaunenchor aus Windsbach sorgte für die Liedbegleitung und der Männergesangverein Moosbach sang unter der Leitung von Reiner Link einige geistliche Lieder. Am Keyboard begleitete die 16-jährige Eva Grillenberger, die bereits seit ihrem 10. Lebensjahr Klavier spielt, bei einem Lied die Sänger des MGV Moosbach. In seiner Predigt sprach der Geistliche von der Schöpfung Gottes, welche die Menschen durch wachsame Augen erleben können. Und dieses Betrachten lasse erahnen, wie groß und weit die Schöpfung ist. Augen für Gott und dadurch Wunder erleben, verändere das eigene Dasein, gab Heißmann zu bedenken. Im Blickkontakt erwarte man Zuwendung und Hilfe, nicht nur im Gebet und Gottesdienst. Es gäbe viele Möglichkeiten sich einzubringen, in der Gemeinde, in Singkreisen oder Posaunenchören; das führe zusammen und fördere das Gefühl der Menschlichkeit im christlichen Leben. Nach Gebet und Segen bedankte sich der 2. Bürgermeister der Stadt Windsbach, Norbert Kleinöder, bei Dekan Heißmann, der 200 Kilometer anreiste, um im Rahmen seines Besuches auch den Gottesdienst im voll besetzten Festzelt mit den Kirchweihgästen zu feiern. Kleinöder erinnerte an die völlige Zerstörung des Ortes vor 400 Jahren und den 30-jährigen Krieg (1618-1648). Exulanten aus Oberösterreich siedelten sich im 17. Jahrhundert auch in Moosbach an, nachdem sie ihres Glaubens wegen dort vertrieben wurden. „Es wird wohl wenige Bewohner in Moosbach geben, die keine österreichischen Wurzeln haben“, so Kleinöder. Unter den Gästen befand sich auch der frühere bayerische Staatsminister Hans Maurer, der mit einer kurzen Bemerkung rückblickend von der ersten Kirchweih nach dem 2. Weltkrieg im Jahre 1950 sprach. Sein Motto „alt werden und jung bleiben“ wurde von den Gästen mit Beifall quittiert. Nach dem Gottesdienst übernahmen die Lichtenauer Musikanten die musikalische Unterhaltung. Als eines der ersten Musikstücke – wie könnte es anders sein – erklang das Frankenlied, die „fränkische Nationalhymne“. Die Wirtsleute und Bediensteten am Tresen und in der Küche hatten alle Hände voll zu tun, gab es doch fränkische Spezialitäten und vielerlei Köstliches zum Mittagstisch. An allen vier Tagen herrschte Kirchweih-Unterhaltung im Zelt und Biergarten. Der zünftige Bieranstich, im Beisein des 1. Bürgermeisters Matthias Seitz, durch die amtierende Spalter Bierkönigin Elisa Meyer, das Aufstellen des Kerwabaumes, Kerwalieder, verschiedene Musikgruppen und offenes Liedersingen fanden neben einem Frühschoppen zum Ausklang der Kirchweih am Montag großen Gefallen. Und nach einem Tag Pause wurde noch zu einer „Bratwurstkerwa“ eingeladen. Aber auch für die Kinder war gesorgt – eine bunte Hüpfburg lockte zum Herumtollen, wenngleich die sommerliche Hitze wohl kaum allzu rasches Springen und Hüpfen zuließ. Und neben Hüpfburg und Maibaum ragte der schön geschmückte Kerwabaum in den stahlblauen Himmel über Moosbach, wo nach insgesamt fünf tollen Tagen der Kirchweih mittlerweile wieder der normale Alltag eingekehrt ist.

Text + Fotos: Klemens Hoppe

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