Dr. Hans Rösslers letzter Vortrag: Eine historische Episode voller Brisanz
NEUENDETTELSAU (Eig. Ber.)
Am 2. Juni 2025 sprach Dr. Hans Rössler im Hotel-Gasthaus Sonne vor zahlreichem Publikum über den sogenannten Patronatsstreit in Neuendettelsau, der sich in den Jahren 1711 bis 1724 zwischen den Freiherrn von Eyb und dem Markgrafen von Ansbach abspielte. Es war sein letzter Vortrag – wenige Wochen später verstarb der geschätzte Heimatforscher. Wir erinnern mit Dankbarkeit an einen Kenner der fränkischen Geschichte, der es verstand, selbst trockene Aktenlagen lebendig werden zu lassen.
Der Konflikt entzündete sich am Patronatsrecht: Der junge Freiherr Alexander Johann Martin von Eyb beanspruchte als katholischer Herrscher das Recht, einen lutherischen Pfarrer zu berufen, während die markgräfliche Regierung in Ansbach auf kirchliche Oberaufsicht pochte. Bereits zuvor hatten Pfarrerwechsel und Konflikte zu Spannungen geführt. 1711 standen dort gleich drei Pfarrer im Wettbewerb um das Amt: Andreas Schwartzkopf, sein Vikar Ammon und Johann Michael Riedel.
Am 8. Februar 1711 entsandte die markgräfliche Regierung 80 Musketiere nach Windsbach, um die Installation von Riedel zu verhindern. In der Kirche kam es zu tumultartigen Szenen; Ammon predigte, Riedel wartete in der Sakristei, und bewaffnete Kräfte bewachten die Eingänge. Ammon konnte Gottesdienste noch halten, doch die Musketiere zogen wieder ab. Am 11. Februar versuchte Wilken erneut, Riedel zu installieren; Ammon wurde ferngehalten. Am 15. Februar verhaftete eine Musketier-Kompanie Riedel und seine Unterstützer, Riedel kam unter Hausarrest, und Wilken entging der Festnahme.
Ammon fiel durch Kritik auf: Dem Pfarrer wurden schließlich Disziplinenaufrufe und skandalöse Vorwürfe gemacht. 1713 eskalierte die Situation, als Ammon eine Taufe verlegte und Gemeindemitglieder beschimpfte. 1714 wurde Ammon abgesetzt; Riedel wurde zunächst unter Hausarrest freigegeben und 1714 erneut in sein Amt eingesetzt, diesmal ohne Patronatsherrschaft. Der Rechtsstreit löste sich 1724 durch einen Vergleich: Die Eyb’schen Rechte wurden anerkannt, doch künftig mussten Pfarrer vom Ansbacher Konsistorium geprüft und der Zugehörigkeit zur Augsburgischen Confession bestätigt werden. Rössler setzte den Fall ins größere Bild fränkischer Landesgeschichte: Kirchliche Machtfragen ließen sich nicht allein durch Gewalt lösen; das Dorf Neuendettelsau hatte längst eigene Strukturen entwickelt.
Text (gek. d. Red.) + Foto: Frank Landshuter
