Münzfund in Watzendorf im Jahr 1934

WATZENDORF (Eig. Ber.)

Peter Kohl, ein Kleinbauer aus Watzendorf, wollte 1934 am Rand seines Ackers östlich von Watzendorf einen größeren Baum fällen. Mit Schaufel und Hacke grub er die Erde rings um den Baum aus und legte den Wurzelstock frei. In einer Tiefe von ca. 80 bis 90 cm stieß er plötzlich auf eine Anzahl von Silbermünzen, er fand auch noch Reste von verrottetem Leinen oder grob gewebtem Stoff. Er ging heim um Behältnisse zu holen und barg alle Münzen. In den nächsten Tagen und Wochen grub er im weiteren Bereich der Fundstelle und fand weitere Münzen bzw. Bruchstücke davon, viele noch mit Erde umhüllt. Insgesamt handelte es sich um ca. 1800 kleine Silbermünzen, die drei große Blechschüsseln füllten. Es blieb nicht aus, dass der Fund schon bald in den umliegenden Orten bekannt wurde. So interessierte sich Verwaltungsinspektor und Gemeindesekretär Konrad Raum aus Neuendettelsau für den Schatz und kaufte Kohl einen großen Teil der Münzen ab. Er setzte sich auch mit den staatlichen Stellen in München in Verbindung, um den Fund begutachten zu lassen bzw. dafür zu sorgen, dass die Münzen gereinigt und konserviert wurden. Auch von staatlicher Seite wurden Eigentumsrechte geltend gemacht, doch als von Peter Kohl angegeben wurde, er habe die Münzen beim Ackern in einer geringen Tiefe gefunden, durfte der arme Kleinbauer den Fund behalten. Verwaltungsinspektor Konrad Raum verkaufte anschließend bis auf einen kleinen Teil den gesamten Bestand an Museen, Händler und Sammler in ganz Europa. Die staatliche Sammlung in München stellte fest, dass es sich um einen der drei größten bekannten Münzfunde (neben Dürrenmungenau und Geyern) im süddeutschen Raum handelte. Die Münzen sind aus Silber, versehen mit Abbildungen von Menschen (gekrönte Menschenköpfe-Könige u.a.) Tiere, Pflanzen (Lilien), insgesamt 18 verschiedene Abbildungen; nicht kreisrund. Von den Fachleuten wurde die Entstehungszeit der Münzen auf 1220 bis 1261 festgelegt (vor ca. 750 Jahren). Man nimmt an, dass die Münzen im Zeitraum zwischen 1260-1270 vergraben wurden. Eine Theorie besagt, dass eine größere Anzahl Soldaten durchs Land zog, es wurden Kampfhandlungen befürchtet und der Zahlmeister versteckte bzw. vergrub seinen mitgeführten Geldbestand. Aus unbekannten Gründen musste er das Vermögen im Versteck belassen. Einer anderen Annahme zufolge waren es Kaufleute, die den Weg zwischen Bertholdsdorf und Watzendorf befuhren (sie könnten von Schwabach nach Ansbach unterwegs gewesen sein). Diese befürchteten einen Überfall und versteckten ihr mitgeführtes Geldvermögen im ca. 150 Meter entfernten Wald. Aus welchen Gründen sie es nicht wieder holten, ist nicht bekannt. Ich ließ mir mehrmals von meinem damaligen Nachbarn Peter Kohl die Ereignisse vom Münzfund und den Geschehnissen erzählen, er zeigte mir auch die Fundstelle. Als mein Vater und ich Kohl beim Bau eines kleinen Schuppens neben seinem Wohnhaus halfen, bekam ich von ihm eine dieser Münzen geschenkt (angeblich die Letzte, die noch bei ihm verblieben war). Je eine dieser 18 verschiedenen Münzen erhielt die Volksschule Bertholdsdorf – sie wurden in einem mit Samt ausgekleideten Holzkästchen aufbewahrt. Ein Mal im Jahr wurden uns Schulkindern die historischen Stücke gezeigt und vom Lehrer über den Münz- bzw. Schatzfund berichtet. In den letzten Jahren suchten Sondengänger mit Metallsuchgeräten die Fundfläche ab und fanden weitere dieser Silbermünzen – einen Großteil dieser Funde konnte ich käuflich erwerben.

Mein Wunsch geht dahin, dass die in meinem Besitz befindlichen Münzen im Heimat-und Geschichtsmuseum Neuendettelsau und in unserem Watzendorfer Emma-Museum einen Platz finden mögen und so nachfolgenden Generationen erhalten bleiben.

Text: Dieter Heubeck / Fotos: Klaus Hinterleitner

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