Schüler begegneten dem Judentum aktiv

Kochen, malen, tanzen: Rund 770 Schüler des Laurentius-Gymnasiums und der Laurentius-Fachoberschule näherten sich beim Projekttag der 4000 Jahre alten Weltreligion.

NEUENDETTELSAU (Eig. Ber.)

Beim Projekttag „Begegnung mit dem Judentum: Entdecke, was uns verbindet“ haben sich über 770 Schüler in über 20 Workshops mit der 4000 Jahre alten Weltreligion beschäftigt. Bei der Begrüßung in der Turnhalle betonte der Leiter der Diakonie Neuendettelsau, Rektor Prof. Dr. h.c. Hermann Schoenauer die gemeinsamen Wurzeln von Judentum und Christentum. „Es ist auch für den christlich-jüdischen Dialog in der Kirche wichtig, dass wir die Gemeinsamkeiten erkennen, aber auch den Anderen in seinem Anderssein respektieren“, so Schoenauer und ergänzte: „Im Judentum spielt die soziale Verantwortung eine sehr große Rolle, indem die Juden betonen, dass das Erbarmen zum Recht führen muss, dass das Gute zu seinem Recht kommt. Das gilt auch für die christliche Diakonie.“ Abteilungsdirektor Dr. Mathias Hartmann erinnerte an den Jahrestag des Nagelbomben-Attentats durch das Terror-Netzwerk NSU in Köln. Als Reaktion darauf habe sich ein neues „Bündnis gegen Rechts“ in Köln gegründet. „Es ist gut, wenn es viele Initiativen gegen Rechts gibt. Wir alle müssen aufstehen gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit.“ Im Rahmen der Begrüßung zeigte sich Schulleiterin Ute Wania-Olbrich erfreut über die Verleihung des Wanderpokals „Etz Chaim“ durch die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Franken e.V. – in diesem Zusammenhang hatten sich die Schulen  dazu verpflichtet, sich ein Jahr lang intensiv mit dem Judentum zu beschäftigen. Passend dazu sprach die Theologin auch bei der Andacht über den Lebensbaum „Etz Chaim“, bei dem es sich um das christliche und jüdische Sinnbild der Hoffnung und ein Zeichen für die Überwindung von Leid und Tod handelt. „Die Äste des Baumes stehen für mich für die vielfältigen Formen jüdischen, christlichen und auch muslimischen Lebens, die aus demselben Stamm herauswachsen“, so Wania-Olbrich. Nach der Andacht verteilten sich die 770 Schüler des Laurentius-Gymnasiums und der Laurentius-Fachoberschule in die Workshops im Schulgebäude. Bei Musiklehrer Günter Kurz beispielsweise lernten die Schüler jüdische Lieder und Tanz kennen (Foto). Künstlerisch betätigten sich die Buben und Mädchen beispielsweise bei Irmeli Vogt, indem sie dort eine Schrift-Bilder-Rolle zur Schöpfungsgeschichte gestalteten (Foto). „Die Schüler lernen die hebräische Sprache kennen und das Lesen und Schreiben von rechts nach links“, so Kunsterzieherin Vogt. In der Schulküche der Fachschule für Heilerziehungspflege bereiteten Fünftklässler unter der Leitung von Barbara Bruno jüdische Speisen zu (Foto). Mit dem Terrornetzwerk Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) setzten sich Schüler der Q11 im Rahmen ihres P-Seminars „Aktiv gegen Rechtsextremismus“ auseinander. Mit Hilfe des Referenten Leonhard F. Seidl und der Leiterin des P-Seminars, Brigitte Franke-Paltz, wurden die Schüler zu „Ausstellungs-Coaches“ ausgebildet. (Foto). Grund: Die Wanderausstellung „Die Opfer des NSU“ ist noch bis 23. Mai im Laurentius-Gymnasium geöffnet. Die Coaches werden nun andere Schüler beim Besuch der Ausstellung begleiten und ihnen die Schautafeln erklären. Inhaltlich wird in der Ausstellung die Mordserie des NSU aus den Jahren 2000 bis 2007 aufbereitet. Zehn unschuldige Menschen wurden dabei von Neonazis ermordet. Im Workshop der Klasse 6 D gestalteten Schülerinnen im Workshop „Jüdischer Fußball“ ein Plakat zum ehemaligen Rekord-Nationalspieler Julius Hirsch (1892-1945), (Foto). Hirsch wurde 1910 mit seinem Heimatverein Karlsruher FV sowie 1914 mit der SpVgg Fürth deutscher Meister und spielte zwischen 1911 und 1913 siebenmal für die deutsche Nationalmannschaft. Als Jude wurde er im März 1943 von den Nationalsozialisten wahrscheinlich nach Auschwitz-Birkenau deportiert und ermordet. Sein Todesdatum ist unbekannt, er wurde 1950 zum 8. Mai 1945 für tot erklärt. In der Mittel- und Oberstufe lag der Schwerpunkt auf den Themen „Jüdisches Leben und Antisemitismus gestern und heute“. U.a. hörten die Schüler vom ehemaligen Projektleiter in Israel und den palästinensischen Gebieten der Hanns-Seidel-Stiftung Dr. Rudolf Sussmann von seinen Erlebnissen in Israel und diskutierten mit ihm über die politische Situation in Nahost und kamen mit der Rabbinerin Dr. Antje Deusel ins Gespräch. Schulleiterin Ute Wania-Olbrich zeigte sich nach dem Projekttag sehr zufrieden mit den Ergebnissen. „Die Schüler haben viel über das Judentum erfahren und waren in den Projekten engagiert bei der Sache. Wir werden im weiteren Verlauf des Schuljahres aber weitere Akzente zum christlich-jüdischen Dialog setzen“, betonte die Pfarrerin. Sowohl bei der Anfangs- als auch der Abschlussveranstaltung in der Turnhalle gab es jüdische Musik einer Klezmer-Gruppe, die aus Schülern und Lehrern besteht. Infos: www.laurentius-gymnasium.de, Telefon: 09874 86415

Fotos: Sebastian Müller (Pressesprecher)

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