SACHSEN b.ANSBACH
Endlich wieder singen: Nach fast vier Monaten Zwangspause trafen sich Sängerinnen und Sänger des Gesangverein 1910 Sachsen b.A. e.V. zum ersten Mal wieder zu einer Probe. Mit über 20 Personen waren alle Stimmen im großen Saal im Haus der Bäuerin gut besetzt; die Freude, wieder gemeinsam singen zu können, war bei Chorleiter Helmut Lammel ebenso groß wie bei den Vereinsmitgliedern und ihren vier Vorstandsfrauen.
Dass an diesem Tag frühmorgens in Europa ein Krieg vom Zaun gebrochen worden war, beherrschte dennoch mehr als alles andere die Gedanken. Heraus kam eine Chorprobe von einer seltenen Intensität, in der sich Freude, Ernsthaftigkeit, Sorge und Hoffnung zu einer Atmosphäre der Gemeinschaft verdichteten, die sich wie von selbst in den ausgewählten Liedern niederschlug. Schon mit dem Kanon „Dona nobis pacem“ zu Beginn war klar, dass dies ein besonderer Abend werden würde. Die monatelange Sangespause schien kaum stimmliche Spuren hinterlassen zu haben, und der Chorleiter schob gleich die „Sonne im Herzen“ vierstimmig nach. Ab jetzt durften Lieder frei gewählt werden, und unter dem Eindruck der aktuellen Lage in Osteuropa erklang als erstes „Wind of Change“, der Song der positiven Wende von 1990. Gegen die Traurigkeit ansingen („Mein Mund, der singet“), die Kraft der guten Erinnerung beschwören („Zieh in die Welt“), Menschlichkeit und Zusammenhalt betonen („Lieder vereinen“) und mit „Die Rose“ Hoffnung und Zuversicht geben wollten an diesem Abend alle im Raum. Die Liedauswahl schien einer geheimen Choreographie zu folgen, so dass jetzt Franz Schuberts melodisch getragenes „Im Abendrot“ beinahe inbrünstig erklang.
Wie von selbst kam von mehreren Seiten der Vorschlag zum letzten Lied: Carl Maria von Webers „Gebet“ beschloss einen Abend der Hoffnung mit einer an die „Himmelshalle“ gerichteten klangvollen Bitte: „Vor Gefahren uns zu wahren sende uns der Engel Scharen!“
Text + Foto: Susanne Hassen