Seniorenwohnen Wolframs-Eschenbach geht Werdenfelser Weg

Fördern statt Fesseln

WOLFRAMS-ESCHENBACH (Eig. Ber.)

Keine Bettgurte mehr, keine hochgezogenen Bettgitter und keine Psychopharmaka – stattdessen verpflichten sich die Pflegekräfte des Seniorenwohnens Wolframs-Eschenbach dazu, die Bewegungswünsche ihrer Bewohner zu fördern und zu unterstützen. „Was wir intuitiv schon lange praktizieren, dazu haben wir uns nun offiziell verpflichtet“, sagt Karin Weeger, Einrichtungsleiterin des Seniorenwohnens. Gemeinsam mit ihrer Pflegedienstleitung, Jennifer Gushiken, hat die 51-Jährige eine Schulung in Nürnberg absolviert und darf nun offiziell erklären, dass im Haus nach dem Konzept des Werdenfelser Weges gepflegt wird. „Freiheitsentziehende Schutzmaßnahmen“ sollen demnach nur als allerletzte Möglichkeit angewandt werden. Denn laut den Weg-Entwicklern, einem Richter und einem Sozialpädagogen aus Garmisch-Partenkirchen, gehören „Stürze zum Lebensrisiko.“ Darüber stehe die „Würde und die Freiheit der Bewohner“ – wie es nun auf einem großen Plakat am Eingang des Seniorenwohnens zu lesen ist. Wichtigster Aspekte für eine menschenwürdige Pflege, etwa bei stark an Demenz veränderten Senioren, sei die gemeinsame Verantwortung. „Wir reflektieren mit Angehörigen, Betreuern, Ärzten, Richtern und natürlich mit den Bewohnern selber, wie Schutzmaßnahmen vor Stürzen aussehen können“, verdeutlicht die Einrichtungschefin und gelernte Krankenschwester. Denn technische Alternativen zu Bettgurt & Co. gibt es in Wolframs-Eschenbach schon lange: Bei Niederflurbetten etwa ist die Fallhöhe auf ein Minimum reduziert. Mobile Sensormatten werden individuell bei gefährdeten Bewohnern nach Bedarf vor dem Bett oder der Zimmertür angebracht und lösen bei Kontakt ein Rufsignal aus. Weitere Systeme, die in Wolframs-Eschenbach eingesetzt werden sind Bewegungsmelder oder Kontaktmatten im Bett. Aktuell leben im Seniorenwohnen 102 Bewohner, 85 Mitarbeiter betreuen sie. Weeger ist seit mehr als drei Jahrzehnten in der Pflegebranche tätig und leitet das Haus seit 2013. „Die zurückliegenden 10 Jahre hat sich das Selbstverständnis in der Pflege total verändert“, beschreibt sie die heutige Situation.

Insofern sei es für das Seniorenwohnen die logische Konsequenz gewesen, sich dem Werdenfelser Weg anzuschließen. Auch um die ständige Selbstprüfung im Haus zu verankern. Alle zwei Jahre frischen sie und die Pflegedienstleitung ihr Wissen auf, um pflegerische Alternativen kennen zu lernen und sich mit anderen Häusern zu vernetzen.

Foto: Heidi Jank

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