Afrikanischer Neubeginn – Ab Februar arbeitet das Ehepaar Wendebourg über Mission EineWelt im Kongo

Sie wollten sich nicht bis zum Ruhestand einrichten in ihrer gesicherten Existenz mit Pfarrhaus im Münchner Süden, in einem tollen Gemeindeleben und einer allgegenwärtigen Kultur der Landeshauptstadt. Nein, Dr. Christian Wendebourg und seine Frau Ruth-Andrea wollen noch einmal beginnen. Ab Februar werden sie im Auftrag von Mission EineWelt im südlichen Kongo angehende Pfarrer und Pfarrerinnen unterrichten.

„Für mich war entscheidend, gemeinsam mit meiner Frau arbeiten zu können“, sagt der 59-jährige Christian Wendebourg. An der theologischen Hochschule (IAFTA) in Kimbeimbe, ganz im Süden des Kongo, übernimmt der frühere Sollner Pfarrer für zunächst vier Jahre die Leitung und wird auch selbst unterrichten. Seine Frau begleitet ihn als Dozentin für Religionspädagogik. Hineingeschnuppert in die Arbeit nahe der 1,5 Millionen-Stadt Lubumbashi haben die beiden bereits vor gut einem Jahr während einer fünfmonatigen Gastdozentur. Seitdem hat sie der Kongo nicht mehr losgelassen.

Die Münchner Kirchengemeinde reagierte auf den Weggang zunächst mit Unverständnis. „Wendebourgs gehören zu Solln wie der Kirchturm zur Kirche“, so der Tenor. Nach fast 20 Jahren war für viele die Apostelkirchengemeinde ohne das Ehepaar Wendebourg unvorstellbar. Doch dann überwogen Dankbarkeit und Lob für die unermüdliche Arbeit und den Einfallsreichtum etwa von Ruth-Andrea Wendebourg.

Den wird sie im Kongo voll ausschöpfen können. „Ich freue mich, mit den Kongolesen gemeinsam neue Ideen auszuprobieren“, sagt die 50-Jährige und zählt auf: Gruppenarbeit statt Frontalunterricht für die Kinder in der angegliederten Schule, Gesprächsabende, Frauenarbeit. Auch ein Fortbildungszentrum für Religionslehrer schwebt ihr vor. Beherzigen will sie aber vor allem eines: Zuhören.

Ihr Mann wiederum möchte die Hochschule mit anderen afrikanischen vernetzen, etwa mit dem tansanischen Makumira und dem südafrikanischen Pietermaritzburg. „Auf den akademischen Austausch freue ich mich schon sehr“, sagt er.

Eineinhalb Jahre haben Wendebourgs die Entscheidung reifen lassen. Auch ihre Kinder drängten sie zur Veränderung. Nach der Gastdozentur überwog schließlich die Begeisterung – auch wenn es unüblich ist, am Ende des Berufslebens nach Übersee zu gehen. Dort arbeiten Pfarrer mit ihren Familien meist, wenn die Kinder klein sind. Das bringt den Wendebourgs aber auch eine ungeahnte Freiheit: „Wir müssen uns nichts mehr beweisen und brauchen auch keinen Karrieresprung mehr“, sagen sie.

Dass die Arbeit im Kongo für Leib und Leben gefährlich sein könnte, findet Christian Wendebourg nicht: „Wir gehen ja nicht in das Kriegsgebiet im Osten.“ Viel eher befürchtet er, keine Heimat mehr zu haben. „Wo wird sich zum Beispiel die Familie zu Weihnachten treffen?“, fragt sich der Familienvater. Mal schnell in den Kongo zu Besuch fliegen, das ist bei gut 1300 Euro nicht drin.

Von vielen lieb gewordenen Dingen musste sich das Ehepaar in den letzten Monaten trennen. Nach 20 Jahren im Sollner Pfarrhaus mit vier Kindern hieß es, gründlich auszuräumen. Viele Möbel wurden verkauft, manches eingelagert. Mitnehmen dürfen sie nur wenig: ein paar Fotos, die Schreibtischlampe von Frau Wendebourgs Vater. Für persönliche Dinge ist bei 1,5 Kubikmetern je Person kaum Platz.

Der geliebte Flügel fand bei einem Freund eine neue Bleibe. „Dort wird er glücklicherweise auch gespielt“, sagt Musikfreund Wendebourg erleichtert. Seine Gitarre und Geige aber begleiten ihn nach Schwarzafrika. Und wenigstens ein E-Piano wird er sich in Lubumbashi bald zulegen. Ein Drittel der Kisten füllen Bücher: „Ich will ja auch theologisch arbeiten“, begründet Pfarrer Wendebourg die Gepäckwahl. Und seine Frau ergänzt: „Die Abende sind dort lang.“

Annekathrin Jentsch, Pressereferentin

Hinweis:
Dr. Christian und Ruth-Andrea Wendebourg werden am 27. Januar, um 11:30 Uhr in der Lorenzkirche in Nürnberg von Direktor Peter Weigand ausgesandt.

Foto:
? Dr. Christian Wendebourg mit seiner Frau Ruth-Andrea im Kongo, ihrer neuen Heimat in den kommenden Jahren.
© privat

awendebourg

Werbung:

Über Habewind Informationsdienst

Dieser Inhalt wird bereitgestellt von Habewind Online

Schreibe einen Kommentar