Alter Charme im neuen Gewand

Die Musikwelt Bokhyan bot ein Chor(ka)barett

HEILSBRONN Das Refektorium der ehemaligen Zisterzienserabtei in Heilsbronn war bis auf den allerletzten Sitzplatz belegt, Stühle wurden zusätzlich herangekarrt und etliche Zuschauer waren auf Stehplätze angewiesen. Was wurde dort wohl geboten? Die Musikwelt Bokhyan mit ihrem Sitz in Ansbach präsentierte ein Highlight der Extraklasse: „Alter Charme im neuen Gewand“, ein Chor(ka)barett, eine Mischung aus chorischen und solistischen Werken sowie humorvollen Überleitungen, erarbeitet und vorgetragen von den Sängerinnen und Sängern des Chores.

Anlässlich des 60. Geburtstages und des 50-jährigen Bühnenjubiläums der musikalischen Leiterin Hasmik Bokhyan wurden in monatelangen Vorbereitungen Stücke und Szenerien erarbeitet, damit dieser Tag der Aufführung in schöner Erinnerung bleibt. Es handelte sich hierbei um Geschichten über Liebe, Wünsche, Hoffnungen, Schmerz, Betrug und Mord, die von den Sängerinnen und Sängern musikalisch untermauert wurden. So ähnlich ist es den Zuschauern im Programmheft angekündigt worden. Die Erwartungen waren hoch, konnte man erfahrungsgemäß vom Chor der Musikwelt Bokhyan großes Singen und Spielen erwarten. Und man wurde nicht enttäuscht. Beifallsstürme und Zwischenapplaus wechselten sich ab, Lachsalven und lautes Kreischen bei diesen oder jenen Szenen waren annähernd nach jedem Auftritt der Sängerinnen und Sänger zu hören. Zwei Bühnenbilder waren entworfen worden, in einer etwa halbstündigen Pause erfolgte Kulissenwechsel.

Im ersten Teil der Aufführung standen die „Goldenen Zwanziger“ und dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts im Mittelpunkt des musikalischen Geschehens, und zwar mit „Ich brauche keine Millionen“, „Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frau´n“, „Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist“ und „Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben“, um nur einige zu nennen. Der zweite Teil fand im Gasthaus zum „Zum Schwanengesang“ statt. Hier drehte es sich beispielsweise um einen schüchternen Heiratswilligen, der keinen rechten Erfolg hat, und um Elisabeth mit ihren schönen Beinen. Auch der Rat vom Meistercasanova Carlos war gefragt wie ebenso die Feststellung „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt. „Die Telefonbuchpolka“, „Ich fahr´ mit meiner Klara in die Sahara“, „Stroganoff“ und der „Rinderwahn“ fanden bei den Zuhörern außerordentlichen Gefallen. Lang anhaltender Beifall war ein unüberhörbarer Beweis für die gesungenen und schauspielerisch gezeigten Darstellungen der Akteure sowie die hervorragende Textausarbeitung der Regie. Schön gestaltete Kulissen, stilechte Garderobe, Temperament und lockerer Spielfluss überzeugten vom ersten Ton der Aufführung bis zum Schlussakkord.

Ein wahrhaft gelungenes Werk, das nach Wiederholung verlangt. „Warum führt ihr dieses tolle Stück nicht öfter auf“, waren Fragen der Zuschauer, die es gern nochmals gesehen beziehungsweise andere Leute angesprochen hätten, die diese Aufführung versäumten.

Zum Schluss, nach insgesamt etwa dreistündigem „Chor(ka)barett“ im Refektorium, überreichten die Sängerinnen und Sänger, jeweils einzeln, der Jubilarin Hasmik Bokhyan rote Rosen, während das begeisterte Publikum diese besonders liebevolle Aktion mit tosendem Beifall umrahmte.

Text: Klemens Hoppe + Fotos: privat

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