Archäologen und Geologen arbeiten gemeinsam an spätmittelalterlichen Funden des Badehauses Lichtenau

Exponate mit hoher Güte – Dokumentationszeit wurde verlängert

LICHTENAU

Ende April erfolgte die Einladung von Bürgermeister Uwe Reißmann zur offiziellen Begehung und Informationsstunde auf dem Grabungsgelände neben der evangelischen Kirche (Holzschuherstraße / Ecke Pfarrgasse). Das bereits abgerissene Gebäude des historischen Badehauses hatte die Hausnummer 5. Das alte Haus war nicht zu erhalten. Reißmann berichtete, dass bereits beim Abriss-Beschluss klar war, dass sich im Untergrund der alten Mauern mehr verbergen muss. Deshalb wurde bereits vor dem Abriss das Landesamt für Denkmalpflege informiert, er lobte hier die gute Zusammenarbeit mit der Behörde. Und tatsächlich: Das Team der exterra Archäologie Happe & Glaß GbR konnte tolle Funde dokumentieren, die Reste unter dem ehemaligen Badehaus haben hohe Güte. Der ehemalige Leiter des Staatsarchives, Herr Rechter, geht in seiner Chronik für das Lichtenauer Badehaus bis in das Jahr 1408 zurück. Simone Glaß vom Archäologen-Team berichtete Interessantes: Kurz nach Errichtung der Lichtenauer Burganlage wurde 1408 das öffentliche Badehaus erbaut. Im Spätmittelalter wurde zwei Mal wöchentlich gebadet, zudem diente das Haus dem „Bader“ für die Rasur, den Haarschnitt, das Richten von Knochenbrüchen, dem Ziehen von Zähnen und zum Aderlass. 1553 wurde das Gebäude erstmals zerstört und anschließend wieder aufgebaut. Das runde Fundament in der Mitte (auf dem Foto zu erkennen) war für den Wasserkessel, welcher hier von unten beheizt werden konnte. Die schräge Ebene diente vermutlich als eine Art Sauna, sie war ein Teil des Schwitzofens. Die Grundmauern bestanden aus Sandstein, die Feuerstätten wurden mit Ziegelsteinen ausgemauert. Das Grundwasser im Boden konservierte Holzteile, die tatsächlich bis heute erhalten sind. Bekannt ist auch, dass die Benutzung des öffentlichen Badehauses Geld kostete, zudem wurde jede weitere Leistung extra berechnet. Dafür musste der Bader aber auch das Holz zum Heizen kaufen und seine Abgaben abführen. Nach einem weiteren Brand im Jahr 1650 wurde das Badehaus abermals aufgebaut und blieb bis 1735 in Betrieb. Anschließend wurde das Haus in der Pfarrgasse 5 als Wohnhaus genutzt, immer wieder an- und ausgebaut. 1767 kaufte es der Schreiner Johann Schilling, bis 1986 war das Gebäude dann im Besitz der Schreinerfamilie. Nach einer Phase mit einer Nürnberger Eigentümerin stand das Haus längere Zeit leer, wurde im Jahr 2014 vom Markt Lichtenau gekauft. Nach Abschluss der archäologischen Arbeiten (genaue Dokumentation auch mit Hilfe von 3-D-Aufnahmen) und Schließung der Grabungsstätte soll ein Platz mit Baumbepflanzung entstehen. Mit Rücksicht auf die historischen Grundmauern werden die Bäume Tiefwurzler sein, damit die Funde möglichst wenig beschädigt werden. Die Fundstätte wird vorsichtig mit Fleece abgedeckt und mit feinem Schotter aufgefüllt. Eigentlich hätte „das Loch“ bis zum Konfirmations-Wochenende geschlossen werden sollen, aber die gut erhaltenen Grundmauern und interessanten Erkenntnisse rund um das Bade(r)haus sind es wert, dass vier Personen rund zwei Monate eifrig buddeln und dokumentieren – zum Erhalt der faszinierenden Historie Lichtenaus.

K W / Fotos: Haberzettl

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