Benefiz-Liederabend „Liebst du um Liebe“

NEUENDETTELSAU

Zwischen eindrücklicher Innigkeit und großer Ausdrucksstärke bewegte sich Ende November der Benefizliederabend für einen indischen Kindergarten, der von der Neuendettelsauer Diakonissenschaft getragen und vom Laurentius-Gymnasium seit vielen Jahren unterstützt wird. Diesmal konnten Nele Gramß (Gesang) und Anne-Kathrein Jordan (Klavier) gewonnen werden, sowohl romantische wie zeitgenössische Kompositionen nach Texten von Rückert und Heine aufzuführen. Leitmotivisch kehrte dabei in den einzelnen Liedgruppen das Rückert-Gedicht „Liebst du um Schönheit“, vertont von Clara Schumann, Gustav Mahler und Hermann Reutter wieder. Den Impuls der vierten Strophe, „Liebst du um Liebe“, konnten die Zuhörer unmittelbar auf den guten Zweck dieses Konzerts beziehen: „Liebst du um Liebe“, dann, ja, dann denke auch an jene, die der Hilfe besonders bedürfen! Clara Schumanns Klarheit, die nach innen gesungene Botschaft bei Mahler, Reutters Perlenschnüre der Klavierbegleitung: der genannte Text erlebte durch das Liedduo wunderbare Metamorphosen. Aus Rückerts „Liebesfrühling“ hatten Robert und Clara Schumann immer wieder geschöpft, um einander mit Liedkompositionen zu beschenken. An Myrthen und Rosen, die nach Vertonung rufen, um sich damit der gegenseitigen Zuneigung zu versichern, ist da kein Mangel. „Du, meine Seele, du mein Herz!“ und „Du: mein bessres Ich!“ ist letztlich Sinn und Inhalt aller romantischen Liebe. Als Lieder, wenn auch in Worten, sah Heine selbst sein lyrisches Frühwerk an. Dass es sich noch heute für die Vertonung eignet, beweist der 1957 geborene Rainer Pezolt mit seinem >Rondell „Blaue Veilchen“<, einem symmetrisch aufgebauten Zyklus aus sieben Heine-Gedichten. Mit polystilistischen Darstellungsmitteln variiert der Komponist hier das alte Thema des verlassenen Liebhabers zwischen Dissonanzen, Glissandi, Crescendi, einer Mixtur aus Gesang und Rezitation mit Pianissimoeffekten und gelegentlich brachialer Klavierbegleitung. Wie auf die Wunde deutend, wird z. B. ein einzelner Klavierton gesetzt. „Bis an die Grenzen gehen“ verordnet der Komponist als Vortragsbezeichnung. Nele Gramß ist hier auch in ihren Tiefen gefragt. Was aber tun, wenn das Herzzzzz der Geliebten verdorrrrrt ist? Selbstmord á la Werther schließt Heine definitiv aus.

Singulären Rang erreichte an diesem Abend in der Umgebung zweier Schumannlieder „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ von Gustav Mahler. Mit warmen Wohllaut sang Nele Gramß sotto voce dieses jenseitige Gedicht der Verrückung in der Andachtshaltung eines Gebets auf der Basis des

von Anne-Kathrein Jordan pietätvoll ausgeführten Klaviersatzes. Dass aber auf Erden schon wirklich Liebende durch nichts zu trennen sind, bekräftigte nochmals die Zugabe „Liebster, was kann uns denn scheiden?“ Die Frage scheint rein rhetorischer Natur. Romantiker aller Länder vereinigt Euch!

Text + Foto: Maria Eger

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