Das „Wir“ in der Balance zwischen Gemeinschaft und Privatsphäre:

Inklusives Mehrgenerationenprojekt in Petersaurach

PETERSAURACH

Es tut sich was am Meisenweg 19-25 in Petersaurach. „Wir sind ein inklusives Mehrgenerationenprojekt“ steht auf einem Stück Bauzaun, daneben die einladende Skizze einer Anlage aus drei Gebäuden mit Innenhof, Dorfplatz und vielen weiteren Gemeinschaftsflächen. Besitzer des 4080 Quadratmeter großen Areals zwischen Adler-, Schwalben- und Lerchenstraße ist seit September 2020 die LebensRäume Petersaurach GbR, die das Grundstück von der Gemeinde Petersaurach erwerben konnte. Zum Pressetermin lag noch Schnee dort, wo einmal zwei Häuser mit je fünf Wohnungen und ein Gemeinschaftshaus mit Ergotherapiepraxis und Gemeinschaftsraum stehen sollen. Leben werden dort Einzelpersonen und Familien. In einer Wohngemeinschaft wird Rollstuhlfahrerin Corinna Klein mit einem weiteren Mitbewohner mit Behinderung leben. Diese und fast alle weiteren Wohnungen in der Größe zwischen 52 und 140 Quadratmetern sind bereits verkauft. 13 Personen, die dort einziehen werden, wohnen bereits in Petersaurach, weitere kommen aus dem Landkreis und aus Nürnberg. Die gesamte Anlage wird vollständig barrierefrei sein. Dieser Punkt ist Andreas de Groot besonders wichtig. Der Petersauracher Gemeinderat hatte bereits 2012/13 die Idee eines Wohnprojekts, in dem jede und jeder sich einbringt nach den eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten. Er informierte sich bei Projekten wie „Wohnen im Alter“, „Urbanes Leben“ und anderen, und so reifte die Idee, in seinem Wohnort Petersaurach ein inklusives Mehrgenerationenprojekt auf die Beine zu stellen. 2019 gründete sich dazu der Verein LebensRaum Petersaurach e. V. mit aktuell 18 Mitgliedern. Um Grundstückskauf und Hausbau tätigen zu können, gründete sich dazu die oben erwähnte GbR, deren einer von zwei Geschäftsführern Markus Hübner selbst mit Ehefrau und dreijährigem Sohn dort einziehen wird. Juristisch formuliert wird am Ende des Viermillionenprojekts eine Wohneigentümergemeinschaft stehen. In drei von 10 Wohnungen werden Mieter leben, in allen anderen die Eigentümer selbst. „Wir werden dort alle mit unserer Privatsphäre leben“, erklärt Eberhard Schulte, der extra von Ansbach nach Petersaurach gezogen ist und sich jetzt schon auf den Umzug in den Meisenweg freut. Gleichzeitig, und das sei ja der Sinn des Projekts, werde es gemeinschaftliche Aktionen geben, Möglichkeiten, sich zu treffen, sich gegenseitig zu helfen und den Alltag zu gestalten in einem Projekt, in dem die aktuelle Altersspanne der Bewohner von drei bis 64 Jahren reicht. „Auch wenn das Wir im Mittelpunkt steht, ist uns die Balance zwischen Gemeinschaft und Privatsphäre sehr wichtig!“ Die Nachbarn außerhalb des Projekts, die ja praktisch im Kreis um das Grundstück herum wohnen, will man einbeziehen und mit Festen und anderen Aktionen in den Ort hinein wirken. Auch durch die gut eingeführte Praxis für Ergotherapie, die von Neuendettelsau nach Petersaurach umziehen  wird, erwartet man ein gutes Miteinander von „innen“ und „außen“. Der Bauantrag soll laut Markus Hübner in der ersten Jahreshälfte eingereicht werden. Wenn alles klappt, kann noch in diesem Jahr mit dem Bau der neuen „Lebensräume“ begonnen werden. Auf dem Foto zu sehen sind (v.l.n.r.): Corinna Klein (im Rollstuhl) mit ihrer Mutter Johanna Klein, Andreas de Groot, Markus Hübner und Eberhard Schulte.

Text + Foto: Susanne Hassen

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