Demenz-Erkrankte sprach im Wohnpark Buchautorin Helga Rohra macht sich für Rechte Demenz-Betroffener stark

NEUENDETTELSAU (Eig. Ber.)

Das Thema Demenz stößt auf großes Interesse: Das Café im Wohnpark des Therese-Stählin-Heims war beim Vortrag von Helga Rohra mit 160 Besuchern bis auf den letzten Platz besetzt. „Ich sehe es beim Thema Demenz als meine Aufgabe, den Menschen meine Gedankenwelt zu erklären“, sagte Helga Rohra, die auch Vorsitzende der Europäischen Arbeitsgruppe der Menschen mit Demenz ist. Und dann begann sie einen Streifzug durch ihr Leben: Am 19. April wurde Helga Rohra im rumänischen Hermannstadt geboren, emigrierte 1972 nach Deutschland ins Zirndorfer Auffanglager und zog später nach München um. Lange Jahre arbeitete sie als Dolmetscherin: Helga Rohra übersetzte komplizierte Fachartikel aus den Bereichen Neurologie in fünf Sprachen, ernährte sich vegan und trieb viel Sport. Zudem fand sie Zeit, sich um ihren Sohn, der an einer Form des Autismus, dem Asperger-Syndrom, erkrankt ist, zu kümmern. Doch als sie nach einer wichtigen Konferenz einen Folgeauftrag bearbeiten sollte, wurde sie stutzig: Helga Rohra konnte sich nicht mehr an die Konferenz, die erst eine Woche vorher stattgefunden hatte, erinnern. „Ich war wie vor den Kopf gestoßen“, berichtete sie. Es kam zu ersten Ausfällen auch in ihrer Muttersprache. Schließlich konnte sie auch nicht mehr am Laptop schreiben. Und als sie sich in ihrem eigenen Keller nicht mehr orientieren konnte, bekam sie es mit der Angst zu tun. Zusätzlich sah sie Filme aus ihrem Leben ablaufen – Halluzinationen. Ein Marathon von Arzt zu Arzt begann. „Ich wurde von den Ärzten nicht ernst genommen“, klagt Helga Rohra. Ein Neurologe diagnostizierte bei ihr zunächst einen Burn-Out – und schickte sie monatelang spazieren. „Frau Rohra, was Sie brauchen, das ist Ruhe.“ Erst am 19. April 2008 bekam sie die Diagnose: Lewy-Body Demenz – die dritthäufigste Form dieser Erkrankung von rund 100 bekannten Demenzformen. „Ich hatte an den Arzt nur eine einzige Frage: Was kann ich tun?“ Und Helga Rohra, die bislang ihr selbstständiges Leben so sehr genossen hatte, nahm ihr Leben sofort wieder in die Hand: Sie begann Bücher über das Thema Demenz zu schreiben, engagierte sich im Vorstand der Alzheimer-Gesellschaft und kämpfte in verschiedenen Gremien für die Rechte von Demenzerkrankten. „Ich brauche vor allem psychosoziale Koedukation und Hilfe. Junge Demenzkranke brauchen meinst keine Pflegeheime. Die brauchen jemanden, der ihnen auf dem Arbeitsmarkt hilft, sie begleitet und leitet“, betonte Rohra. „Ich bin ein wertvoller Mensch und liebe mich mit meinen Einschränkungen. Ich suche oft das Gespräch mit Gott, denn mein Glaube ist eine Kraftquelle für mich!“ Helga Rohras Empfehlung für Menschen, die einen Verdacht auf Demenz haben: „Gehen Sie in eine Fachklinik für Demenz, wenn Sie mehrere Ausfälle über Monate hinweg bei sich feststellen und wenn die einfachsten Sachen nicht mehr gehen – und seien Sie achtsam mit sich selbst.“ Weitere Termine der Vortragsreihe sind am 16. Mai, 11. Oktober und am 14. November, jeweils um 15 Uhr im Terrassencafé des Wohnparks der Diakonie Neuendettelsau, Georg-Merz-Straße 1.

Foto: Diakonie

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