„Der überaus starke Willibald“

Auf der Bühne der Realschule Heilsbronn zu Gast

HEILSBRONN

Keine Maus, kein anderes Tier, und ist es noch so stark, darf dem Andern sagen: „Still! Du redest doch nur Quark!“ Jede Maus und ist sie noch so klein, muss sich sagen: „Nein, Gewalt, die darf nicht sein!“ Diesem Wortlaut, das im Programm zur Theateraufführung der Profilklasse „Theater“ der 6. Jahrgangsstufe der Staatlichen Markgraf-Georg-Friedrich-Realschule Heilsbronn steht, folgte der Inhalt des Theaterstücks. Auf der Bühne in der Aula tummelten sich Mäuse, ähnlich in der Aufmachung, helle Bekleidung, schwarze Augen und Mäuseohren, manch eine Maus hatte einen auffallend dicken Bauch – jedoch alle waren quicklebendig – flinke Mäuse eben. Die Aufführung ist der gleichnamigen Erzählung von Willi Fährmann nachempfunden, jedoch in abgewandelter Form – passend zur heutigen Zeit mit ihren gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten. Da wird von Leckereien geschwärmt, wie beispielsweise von Käse und Pizza – doch die Angst vor dem überaus lauten Geräusch eines Staubsaugers überwiegt das ansonsten so quirlige Geschehen. „Keine Panik, wir schaffen das“ klang irgendwie bekannt; zumal die Maus, die diesen Ausspruch von sich gab, die typische Handhaltung der Kanzlerin Angela Merkel deutlich demonstrierte. Coole Sprüche, wie zum Beispiel „der Boss hat nachgedacht – würdig oder würzig? Eher merkwürdig?“ Und ebenso „Wer in der Demokratie einschläft, wacht in der Diktatur auf“, traf den Nerv der Zeit, der Beifall der zahlreichen Zuschauer unterstrich diese Äußerungen. Wortspiele und angewandte Komik fanden Anklang und immer wieder Zwischenapplaus. Wussten die Mäuse neben Willibald mit den lustigen Namen wie Speckschwanz, Lillimaus, Erzählmaus, Käserand, Annimaus, Mausi, Omamaus, Ernamaus, Karlamaus und Mausephilipp doch allerlei Unfug anzustellen. In der Speisekammer mit mancherlei „mog i net“ auf der Speisekarte und einer Liste der Feinde hatten es die Mäuse lebhaft zu tun. Igel, Iltis … Indianer – alles Feinde? Und immer wieder der Staubsauger, der ihnen Angst einflößte. Der Tanz mit einem aufgeblasenen Globus, ein Plüschhai und noch vielerlei kluge Sprüche ließen erkennen, dass sich das Mäusevolk allerlei Gedanken um das Leben und Überleben machte. Vom Bau einer Pyramide war die Rede – doch keine Maus traute sich gegen den herrischen Willibald aufzustehen. Eine Geschichte von einem Kapitän und seiner Whiskyflasche machte die Runde, doch ebenso die Tatsache, dass „tote Mäuse keine Geschichten mehr erzählen können.“ „Der Speck gehört dem Boss?“ – Man sollte ihm doch endlich eine Falle stellen. Gesagt – getan! Nun konnte endlich eine glückliche Zeit mit Tanz und Frohsinn sowie ausgelassener Freude und Gesang beginnen. Und zu diesem lustigen Treiben spielte Musik vom Band – und alle Mäuse schwangen ihre Tanzbeine. Sehr zur Freude der applaudierenden Zuschauer, die an diesem politisch motivierten Theaterstück Gefallen fanden. Es wurden doch immer wieder mal gewisse Seitenhiebe auf die politische Landschaft der Gegenwart deutlich, wie zu Anfang der Aufführung Schulleiter Jürgen Katzenberger zu verstehen gab. So galt auch sein Name bei den Mäusen vereinzelt als Warnruf, denn Katzen und Mäuse…? Besonderen Dank richteten die Akteure, die ihre Rollen gekonnt und außerordentlich lebendig auf die Bühne brachten, an die Spielleiterin Kerstin Kohrmann. Waren die „Mäuse der 6. Jahrgangsstufe“ doch erstmals auf der Bühne, den Brettern, die die Welt bedeuten – wie es so treffend heißt. Abschließend gab es für alle Mäuse eine Rose für das gelungene Theaterspiel um den überaus starken Willibald, der lange genug sein herrisch unrühmliches Unwesen trieb und schließlich ein von allen Mäusen lang ersehntes Ende in einer Mausefalle fand. So kehrte endlich Frieden ein – und kräftiger Beifall galt den Darstellerinnen und Darstellern sowie der Regie.

Text + Fotos: Klemens Hoppe

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