Filzwerkstatt und Tierbestattung beim Aicher Lichterweg

AICH

Zum ersten Mal veranstalteten die Aicher Unternehmen einen gemeinsamen Tag der offenen Tür, um zu zeigen, wie viel in so einem kleinen Dorf wie Aich eigentlich stecken kann. Unzählige Kerzen auf der Straße und an Gartenzäunen wiesen den Besuchern den Weg zu den verschiedenen Werkstätten und Unternehmen. Eine Station war die Filz– und Holzwerkstatt von Karin Treiber. Im Arbeitsraum konnte man gefilzte Hausschuhe und Hüte oder Dekorationsartikel aus Holz bewundern. Draußen auf dem Hof gab es Filzen für Jedermann. Die Aufgabe war das Herstellen eines Handschmeichlers aus Wolle. Als Grundlage diente ein kleiner Stein, der gut in eine Hand passte. Dann wurde er mit Wolle umwickelt, so viel, dass der Stein komplett bedeckt war. Es standen verschiedene Wollfarben zur Auswahl, so konnte sich jeder sein individuelles Werk filzen. Im nächsten Schritt wurde der umwickelte Stein mit Wasser und viel Seife befeuchtet. Nun hieß es Geduld. Wie beim Zubereiten des Sonntagskloßes musste der Wollstein mit kreisenden Handbewegungen geformt, beziehungsweise die Wolle verfilzt werden. Schlussendlich wurde die Seife mit Wasser aus der Wolle gewaschen und man hatte einen fertigen Handschmeichler vorzuweisen.

Wenn man weiter ging, stieß man auf die Gartenbäuerin Christa Thumshirn. Bei ihr gab es allerlei Sträuße, Weidengeflechte und Frühlingsblumen, wie Osterglocken oder Tulpen zu bewundern. Christa Thumshirn betreibt zusätzlich noch einen Tierfriedhof. Die Idee dazu bekam sie vor 10 Jahren, als die Schäferhunde von zwei Freundinnen starben und sie nicht wussten, was sie mit den toten Tieren tun sollten. Denn es ist verboten, große Tiere selbst im eigenen Garten zu begraben. Die Kadaver fallen unter das Müllbeseitigungsgesetz, doch wer möchte seinen langjährigen treuen Freund einfach in der Mülltonne entsorgen? Um ihre spontane Idee zu verwirklichen, wandte sich Frau Thumshirn an den damaligen Bürgermeister von Neuendettelsau. Dieser genehmigte das Vorhaben, trotz der Außergewöhnlichkeit. Ein passendes Grundstück hatte sie auch schnell gefunden, es liegt an einem Waldrand nahe Aich. Mittlerweile gibt es dort 170 Tiergräber. Zum größten Teil werden dort Hunde und Katzen begraben. Doch dort liegt beispielsweise auch eine Taube. Sie blieb an einem Metall hängen und riss sich beide Beine ab. Eine Frau fand die Taube und nahm sie mit heim, damit sie in Ruhe sterben konnte. Doch die Taube wollte noch nicht sterben. Unter liebevoller Pflege lebte die Taube auch ohne Beine noch vier weitere Jahre. In dieser Zeit ist sie der Dame so ans Herz gewachsen, dass sie sie auf einem richtigen Friedhof begraben wollte. Die Tierbesitzer haben zwei Möglichkeiten. Sie können ihren Freund entweder einfach begraben lassen oder sie bekommen ein richtiges Grab, das sie immer pflegen können. Die Kosten einer Grabstätte kommen auf die Größe des Tieres an. So liegt der Preis für einen großen Hund bei 500 Euro für 10 Jahre Liegezeit plus die Grabstätte. Wie auf einem Menschenfriedhof werden die Gräber regelmäßig gepflegt. Der Ort ist eine Begegnungsstätte für die Tierfreunde. Weiter auf dem Lichterweg begegneten einem unter anderem noch ein professioneller Geschichtenerzähler, eine Kunstschmiede und eine Glaserei. Mit diesem ersten Tag der offenen Tür machte das kleine Dorf Aich wirkungsvoll auf sich und seine Betriebe und Kunstwerkstätten aufmerksam und gewährte Einblicke in den Arbeitsalltag der Bewohner.

Text + Fotos: Roswitha Engelen

 

a aich 4Gräber auf dem Tierfriedhof

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Lichterweg aus Kerzen durch das Dorf

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