NEUENDETTELSAU (Eig. Ber.)
„Ohne Friedrich Bauer wärt ihr nicht hier“, mit diesen Worten begrüßte Dekan i.R. Volker Haug seine ehemaligen Studienkollegen bei einer Tagung im Centrum Mission EineWelt in Neuendettelsau. Sie gedachten des Gründers ihres Missions- und Diasporaseminars anlässlich seines 150. Todestags. Der aus Nürnberg stammende Friedrich Bauer (1812-1874) war der engste Mitarbeiter von Pfarrer Wilhelm Löhe.
Dr. Hermann Vorländer, der frühere Direktor von Mission EineWelt, blickte auf das Leben Friedrich Bauers zurück, das von vielen Krisen geprägt war. Auf Grund seiner sehr konservativen Einstellung durfte er nicht Pfarrer werden. Er unterrichtete als Religions- und Deutschlehrer an einer Gewerbeschule in Nürnberg. 1850 veröffentlichte er die erste deutsche Schulgrammatik, die später von Konrad Duden weitergeführt wurde. Sie erreichte 27 Auflagen und besserte Bauers spärliches Gehalt auf.
1853 verlegte er die von ihm auf Löhes Initiative hin in Nürnberg gegründete Missionsvorbereitungsanstalt nach Neuendettelsau. Über 130 Jahre lang wurden hier fast 1000 junge Männer für die Missionsarbeit ausgebildet. Sie gingen in den Dienst von lutherischen Kirchen in Amerika, Brasilien, Australien, Neuguinea, Afrika, Ukraine und Palästina. Nachdem Bauer als Mann aus der zweiten Reihe weithin in Vergessenheit geraten war, fand 2012 auf Initiative des Heimat- und Geschichtsvereins in Neuendettelsau anlässlich seines 200. Geburtstags eine große Gedenkveranstaltung statt, bei der auch ein Denkmal für ihn eingeweiht wurde.
„Bauers Lebenswerk war die Missionsanstalt, sein Lebensthema die Beziehung zu Wilhelm Löhe“, meint der Historiker Dr. Hans Rößler. Nach Konflikten mit den amerikanischen Lutheranern wandte sich Löhe von der Arbeit in den USA ab und gründete die Diakonissenanstalt. Doch Bauer wollte weiterhin Pfarrer für Amerika ausbilden und setzte schließlich den Bau eines neuen Seminargebäudes durch. Er verstand sich weiterhin als Löhes „treuer, aber unwürdiger Begleiter“ und „Schildträger“. Er wirkte als begnadeter Pädagoge und segensreicher Seelsorger. Nach Löhes Tod übernahm er noch vorübergehend die Leitung der Diakonissenanstalt, bis er 1874 starb. Auf dem Neuendettelsauer Dorffriedhof liegen beide nebeneinander begraben.
Text: Dr. Hermann Vorländer
