Gemeinsam in die Genesis-Welt

Computerspiele ermöglichen Menschen mit Behinderung Kommunikation und Gemeinschaft

NEUENDETTELSAU (Eig. Ber.)

Computerspiele faszinieren auch Menschen mit Behinderung. Allerdings sollten diese Spiele, gerade für Erwachsene, nicht langweilig oder kindisch sein, weiß Heilpädagogin Inge Hauf, die Beauftragte für Unterstützte Kommunikation am Standort Neuendettelsau ist. Das flexible Konzept „genesis“ passt zu Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung nach dem Motto „Fördern durch Spielen “. Am Anfang stand eine Begegnung auf der Werkstättenmesse in Nürnberg, erinnert sich Inge Hauf. Dort lernte sie das interdisziplinäre Projekt „genesis“ der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm  kennen. Ausgangspunkt war, barrierefreie Spiele für Kinder zu entwickeln. Bekannte Spieleklassiker wurden in neuem Outfit am Computer präsentiert. Der Clou dabei ist, dass die Spiele auf ganz unterschiedliche Weise angesteuert werden können, je nach den Möglichkeiten des Spielers. Touchscreens, modulare Tastaturen und Augensteuerung kommen beispielsweise ebenso zum Einsatz wie die übliche Computer-Maus. Gerade bei „coolen Jungs und coolen Mädchen“ gefragt ist die Tanzmatte, die eine Ansteuerung mit den Füßen erlaubt.

Viele Spiele kann man individuell anpassen und personalisieren. Programmierkenntnisse sind dafür nicht nötig. So gibt es ein modernes „Memory“, bei dem als Motive zum Beispiel Bilder von einer Fotosafari durch Neuendettelsau oder Porträts von Freunden und Verwandten verwenden kann. So wird die Lebenswirklichkeit der Spieler abgebildet und gerade Menschen mit hohem Hilfebedarf haben viel Spaß. Spielen ist Kommunikation und die Erfahrung „Ich kann mit jemanden kommunizieren“ ist für die Spieler sehr positiv für das Miteinander. Zu den Favoriten gehört das Spiel „Superstau“, bei dem man geschickt ausparken muss. Spielen ist übrigens nicht nur etwas für Kinder. Ältere Menschen können dadurch geistig fit bleiben und ihre Erinnerungen wachrufen. Für Senioren gibt es Entwicklungen, die ihrer Lebenswelt entsprechen. Dazu zählt das einfach bedienbare Spiel „Bilderquiz“, bei dem man eigene Ideen und Erinnerungen einbringen kann. „genesis ist nichts Fertiges“, sagt Inge Hauf. „Die Spiele wurden sehr liebevoll entwickelt und sind auf verschiedene Schwierigkeitsgrade einstellbar“. Dabei sind die Technische Hochschule und der Bereich Wohnen eigentlich ganz verschiedene Welten. Gegenseitig kennenlernen konnten sich Prof. Dr. Helmut Herold und Prof. Dr. Ethelbert Hörmann mit dem „genesis“-Team und die Bewohner sowie Mitarbeitende der Wohngruppen unter anderem bei einem Workshop im vergangenen Jahr. „Die Professoren haben vielfältige Erfahrungen“, berichtet Inge Hauf: „Ständig sind sie mit ihren Studierenden auf der Suche nach neuen Techniken und Lösungen mit Rücksicht auf die Praxis“. Inzwischen gibt es eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit, die auch künftig fortgesetzt wird. Grundlage ist ein Menschenbild, das Menschen nicht als Objekt sieht. „Was braucht ihr oder welche Ideen habt ihr?“ lautet vielmehr die Fragestellung. Die „genesis“-Angebote sind in der Spiele-Lounge im Chili-Treff von Wohnen Neuendettelsau frei zugänglich, so dass nicht immer ein Betreuer beim Spielen dabei sein muss – ganz nebenbei sind die Computerspiele also auch ein Stück Selbstständigkeit für die Menschen mit Behinderung.

a GenesisDetail

Foto: Diakonie Neuendettelsau

Werbung:

Über Habewind Informationsdienst

Dieser Inhalt wird bereitgestellt von Habewind Online

Schreibe einen Kommentar