Gute Freunde gedenken des 500-jährigen Jahrestages der Reformation

Ökumenischer Gottesdienst in St. Franziskus – „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“

NEUENDETTELSAU

„Gott ruft sein Volk zusammen, rings auf dem Erdenrund, eint uns in Christi Namen zu seinem Neuen Bund“ sangen Christen aller drei Ortskirchen in der gut besuchten katholischen Pfarrkirche St. Franziskus zum Auftakt des gemeinsamen „Lutherisch-katholischen Reformationsgedenkens 2017“. Der Pfarrer von St. Franziskus, Dekan Wolfgang Hörl, begrüßte die Gottesdienstbesucher mit den Worten, „dass nach nunmehr 500 Jahren die Christen der beiden großen Konfessionen die Erkenntnis gewonnen haben, dass sie viel mehr verbindet, als sie trennt. Seit den letzten 50 Jahren sei man auf dem Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft – dem Zeitalter der Ökumene zum Dank“, wie Pfarrer Singer später den Gedanken in seiner Predigt fortführte. Gemeinsam stellte man sich vor, für was wir der Reformation dankbar sind, darunter auch die Impulse und Anregungen, die aus der Reformation entsprungen sind. Das Verständnis des Evangeliums und die Einsicht, dass Gott sich aus Gnade uns Menschen schenkt, zählen dazu, wie auch die geistliche Erfahrung Luthers. Beide Konfessionen nehmen sich als Zweige des gemeinsamen Weinstockes wahr, dessen Innerstes Jesus Christus selbst ist. Pfarrerin Karin Lefévre von St. Laurentius führte durch den Bußteil des Gottesdienstes, in dem man die gegenseitigen Verletzungen in den letzten 500 Jahren bekannte und für diese um Vergebung bat. In seiner Predigt spielte Pfarrer Jürgen Singer von St. Nikolai den Gedanken durch, wie wohl das Gedenken im Jahre 1917 gewesen sei, als das Verbindende noch nicht im Blick war und das Trennende vorangestellt wurde. Bezugnehmend auf ein Lied Wilhelm Löhes dankte er für die Gnade, im Zeitalter der Ökumene das Gedenken feiern zu dürfen. Mit dem Bild des Weinstocks stellte er Christus in die Mitte, von dem die Zweige mit Leben versorgt werden und reiche Frucht tragen. Dankbar blickte Pfarrer Singer in seiner Predigt auch auf die Zeichen der Ökumene, die von Papst Franziskus ausgehen, der bei der Eröffnung des Reformationsgedenkens im schwedischen Lund wie alle anderen Teilnehmer mit weißer Albe und roter Stola die liturgischen Farben des Reformationsgedenkens getragen und somit ein wichtiges Zeichen der Verbundenheit gesetzt habe. Dekan Hörl rief die versammelten Christen dazu auf, mit den liebevollen Augen eines Freundes aufeinander zu schauen. Gute Freunde müssen nicht in allem gleich sein, können auch Ecken und Kanten haben, aber auch das macht ihre Freundschaft aus. Mit einem Schmunzeln erinnerte er daran, dass der Vatikan Martin Luther zum Reformationsjahr mit einer Briefmarke ehre, und dass in Rom zwischenzeitlich auch eine Straße nach Martin Luther benannt sei. Im Rückblick auf den Besuch von Papst Benedikt XVI. im Jahr 2005 in Erfurt zitierte er die Worte des damaligen Pontifex´: „Lest mehr Luther“. Im weiteren Verlauf des Gottesdienstes beteten evangelische und katholische Geistliche sowie Gemeindeglieder der drei Ortskirchen mit Fürbitten um den Segen Gottes. Die kirchliche Feier endete mit dem offiziellen Mottolied des Reformationsjahres „Allein aus Gnade“, welches Pfarrer Addi Manseicher aus Neuendettelsau geschrieben hatte. Mit großem Applaus dankten die Kirchenbesucher dem Projektchor, der den musikalischen Rahmen des Gottesdienstes gestaltete. Im Anschluss versammelten sich die Besucher bei einem Stehempfang im Pfarrheim von St. Franziskus zu Gesprächen und gegenseitigem Kennenlernen. Alle sind herzlich eingeladen, an den weiteren Gedenkgottesdiensten im Laufe des Reformationsgedenkens teilzunehmen. Am 25.6.2017 wird der Confessio Augustana in St. Laurentius gedacht und am 31.10.2017, dem Reformationstag, findet in St. Nikolai ein Christusfest statt.

Text: Michael Gebauer/Klemens Hoppe + Foto: Michael Gebauer

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