Hausportrait: Das Baderhaus – 1945 schwer beschädigt – Ursprung liegt im Dunkeln

Fassade erstrahlt in neuem Glanz

MERKENDORF

Das historische Merkendorf zeigt sich besonders schön in der Hauptstraße am Unteren Tor. Dort steht das Baderhaus. Die Fassade des Anwesens sanierten die Eigentümer in den letzten zwei Jahren. Sie erstrahlt nun wieder in neuem Glanz. Die Geschichte des heute stattlichsten Fachwerkbaues im Landstädtchen ist interessant, aber nicht ganz geklärt.

Das Landesamt für Denkmalpflege legt das Baujahr des Baderhauses irgendwo ins 17. oder 18. Jahrhundert. Einer der beiden Eigentümer, Andreas Engelhardt, berichtet, dass seine Großmutter ihm erzählte, dass das Anwesen den Dreißigjährigen Krieg miterlebt hat und nicht zerstört wurde. Am 12. März 1648, kurz vor Ende des Religionskrieges, brannten protestantische Reiter die Stadt nieder. Engelhardt hat während der Umgestaltung der Hauptstraße 2007 an der Fassade schwarzen Sand entdeckt, was darauf schließen lässt, dass diese zumindest später errichtet wurde. Im Gebäudeinneren sind Bauelemente bereits aus dem 15. Jahrhundert vorhanden. „Ich glaube, das Haus wurde im Lauf der Jahre immer wieder den Bedürfnissen der darin lebenden Bewohner angepasst und verändert“, schätzt Engelhardt die Sachlage ein. In einer Beschreibung des markgräflichen Ingenieurs und Landvermessers Johann Georg Vetter über das Oberamt Windsbach von 1732, zählt er in der Stadtbeschreibung Merkendorfs: „1. [eine] Baad Stube“ auf. Diese könnte sich sehr wahrscheinlich im Baderhaus  in der heutigen Hauptstraße befunden haben und die Datierung der Entstehung etwas einschränken, sodass vor 1732 das Anwesen errichtet worden sein könnte. Nur wer der Bauherr war, das bleibt unklar. Der örtliche Bader bezog jährlich 18 Klafter Brennholz von der Stadt Merkendorf, um seine Badstube zu beheizen. Er zog Zähne, kurierte Knochenbrüche oder war als Wundarzt tätig. Andreas Engelhardt besitzt den Fachwerkbau in einer Erbengemeinschaft mit seinem Cousin Claus Engelhardt. Die Eigentümer leben jedoch nicht in der Krautstadt, sondern in München bzw. Berlin. Das Anwesen haben sie vermietet. Nur in den Ferien und an Wochenenden wohnen sie auch in „ihrem“ Haus.

 

Schneider im Baderhaus

Die Urgroßeltern der Engelhardts hatten Verwandten das Baderhaus um das Jahr 1906 abgekauft. Sie hatten ihr landwirtschaftliches Anwesen in Gerbersdorf verkauft und das Stadthaus erworben. Seitdem ist es im Besitz der Familie. Als der Urgroßvater um die Zeit der Weltwirtschaftskrise in den 1920er Jahren verstarb, kam das Anwesen in der Altstadt in die noch heute bestehende Erbengemeinschaft. Andreas Engelhardts Großmutter, eine geborene Egerer, heiratete 1930 einen Georg Engelhardt. Seit dieser Zeit heißt das ehemalige Baderhaus auch Engelhardtshaus. Georg Engelhardt betrieb eine Schneiderei in den Räumlichkeiten. Als er nicht mehr aus dem Krieg heimkehrte, führte seine Frau den Betrieb noch einige Zeit weiter.

Andreas Engelhardt weiß von Schäden während der Kämpfe um Merkendorf 1945 an dem Haus zu berichten. In der Nacht vom 18. auf den 19. April 1945 schliefen US-Soldaten im Baderhaus. Die in die Stadt zurückgekehrte Waffen-SS warf eine Handgranate in den Hausflur. Bei der Explosion im hinteren Bereich des Flures wurde die Treppe weggerissen, die Haustür und einige Fenster zerstört. Der Einschlag war Jahre später im Fußboden, der aus Solnhofener Kacheln bestand, immer noch zu erkennen.

„Die Fachwerkkonstruktion hat wohl verhindert, dass das gesamte Haus eingestürzt ist,“ vermutet Andreas Engelhardt.

Als seine Großmutter nach dem Krieg in die bayerische Landeshauptstadt gezogen war, fiel das Baderhaus in eine Art Dornröschenschlaf. Dem Modernisierungswahn in den 1970er und 1980er Jahren entging es dadurch.

In den drei Dachböden trocknete und lagerte der Bader Hopfen und Gerste für das Bierbrauen. Denn das Baderhaus besaß das Braurecht. Bier galt zu Zeiten des Baders als Heilmittel. „Dort sieht es aus wie auf Dachböden aus dem Märchen“, sagt Andreas Engelhardt. Er lässt sie so wie sie sind. Jedoch muss das Innere des Hauses nach der erfolgreichen Fassadenrenovierung noch hergerichtet werden. Im hinteren Teil des stattlichen Gebäudes befindet sich ein Pferdestall mit Gewölbedecke. Die Säulen sind eine Seltenheit, da der ausführende Steinmetz wohl nicht viele davon angefertigt hatte. Beeindruckt zeigt sich Eigentümer Andreas Engelhardt, dass die früheren Generationen die Wände farbenfroh gestrichen haben. So lässt sich an einer Wand der türkise Anstrich von einst sehr gut erkennen.

 

Erhaltung stand im Vordergrund  

Bei der Fassadenrenovierung war die Erhaltung des Fachwerks und des Gebäudes maßgebend. Der Balkon, eine Bausünde aus dem 1950er Jahren, verschwand im Zuge der Sanierung. Risse an der Südseite mussten ausgebessert und morsche Fachwerkelemente ersetzt werden. Viele Zuschüsse halfen den Engelhardts die Mammutaufgabe zu stemmen. „Jetzt wünschen wir uns noch einen Denkmalpreis als ideelle Anerkennung unserer Leistung“, wünscht sich Andreas Engelhardt.

Text + Fotos: Daniel Ammon

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