In jüdischen und katholischen Glauben eingetaucht

Ökumenischer Ausflug führte nach Hainsfarth und Wemding

MERKENDORF / WOLFRAMS-ESCHENBACH

Die Christen von Merkendorf und Wolframs-Eschenbach machten sich zu ihrem ökumenischen Ausflug ins Ries auf. Zuerst stattete die Gruppe der ehemaligen Synagoge in Hainsfarth einen Besuch ab. Dort brachte ihnen Sigi Atzmon vom örtlichen Freundeskreis Geschichte und Glauben der Juden nahe: 1722 wurde die erste Synagoge für die jüdische Bevölkerung in der schwäbischen Gemeinde errichtet. 1857 plante man einen Neubau, da das Vorgängergebäude baufällig war. Matthias Seemüller entwarf die Pläne, die sich an der Synagoge in Heidenheim am Hahnenkamm orientierten. Die Besuchergruppe erfuhr, dass Anfang des 19. Jahrhunderts jeder zweite Bürger Hainsfarths dem jüdischen Glauben anhing und man mit der christlichen Bevölkerung Tür an Tür lebte. 1938 lebten noch 26 Gläubige in Hainsfarth, die 1942 deportiert wurden. Bei der Reichsprogromnacht zerstörten die Nationalsozialisten das jüdische Gotteshaus. In Brand gesetzt wurde es aufgrund der engen Bebauung nicht. Keine Juden kehrten nach 1945 zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Gebäude diversen Zwecken, bevor nach einer Renovierung seit 1998 es als Begegnungsstätte und Raum für kulturelle Veranstaltungen Verwendung findet. Nachdem Sigi Atzmon viele Fragen zum jüdischen Glauben beantwortet hatte, ging es weiter nach Wemding. Nach dem Besuch der Altstadt stand die Wallfahrtskirche „Maria Brünnlein zum Trost“, die Papst Johannes Paul II. 1998 zur „Basilica minor“ erhob, auf dem Programm. Die Gäste hörten von Wallfahrtsrektor Norbert Traub geschichtliche Hintergrundinformationen zum Rokokobau: Eine Vorgängerkapelle errichtete man 1692 über dem Schillerbrünnlein. 1748 bis 1782 entstand aufgrund des zunehmenden Pilgerstroms die heutige Rokokokirche nach Plänen von Franz Joseph Roth. Der Grund für die noch heute jährlich 150.000 Pilger anziehende Kirche ist eine aus Holz geschnitzte Marienfigur aus Rom, bei Gläubige die so genannte „Augenwende“ beobachteten. Maria wandte den Kopf und Ihre Augen bei diesen eidesstattlich bezeugten Erscheinungen nach Osten. Viele Pilger verbinden die Wallfahrt mit einem Trunk aus dem Gnadenbrünnlein. Der katholische Münsterpfarrer Jochen Scherzer war für den diesjährigen Ausflug verantwortlich. Mit vielen neuen Eindrücken trat die Reisegruppe den Heimweg an.

Text + Fotos: Daniel Ammon

Sigi Atzmon erklärt den Besuchern aus Mittelfranken das jüdische Leben in Hainsfarth.

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