FRANKENMUTH (USA) / NEUENDETTELSAU
Am 19. Oktober ist in Frankenmuth (USA) die Unternehmerin Judy Zehnder Keller im Alter von 77 Jahren gestorben. Ihre Vorfahren stammten aus Mausendorf, einem Ortsteil von Neuendettelsau. Von dort wanderte ihr Vorfahr, der Schuster Johann Zehnder, mit seiner Familie 1846 nach Nordamerika aus. Mit Unterstützung des Neuendettelsauer Pfarrers Wilhelm Löhe gründete er zusammen mit anderen Familien den Ort Frankenmuth in der Nähe von Detroit.
Die Familie betrieb ursprünglich eine Farm. Dann kauften ihre Eltern William und Dorothy ein Hotel in Frankenmuth und nannten es Bavarian Inn. Mit großem Erfolg boten sie preiswerte „chicken dinners“ in ihrem mit fränkisch-bayerischem Flair ausgestatteten Restaurant an. Sie förderten tatkräftig die Entwicklung Frankenmuths zu „Michigan´s Little Bavaria“, das jährlich von Millionen von Touristen besucht wird.
Judy Zehnder Keller arbeitete nach ihrem Studium zunächst in dem elterlichen Restaurant und gründete 1986 die Bavarian Inn Lodge, ein großes Hotel mit 360 Zimmern. Dort pflegte sie ihr fränkisches Erbe und stellte u.a. die Nachbildung der Glocke aus, die Pfarrer Löhe den Auswanderern mitgegeben hatte. Hier begrüßte sie vor drei Jahren den Windsbacher Knabenchor, der in der St. Lorenzkirche ein Konzert gab.
Sie erhielt viele Ehrungen in den USA, war Mitglied von Regierungsdelegationen und arbeitete in zahlreichen Organisationen mit. Die Diakonie Neuendettelsau verlieh ihr die Löhe-Medaille. Sie war eine Frau voller Pioniergeist und neuer Ideen bis ins hohe Alter. Zusammen mit ihrem Mann Don Keller hatte sie drei Kinder, von denen zwei bereits die Verantwortung für ihr Unternehmen übernommen haben.
Sie unterstützte mit großzügigen Spenden das Löhe-Zeit-Museum in Neuendettelsau und besuchte jährlich ihre Freundinnen und Freunde in Neuendettelsau und der Partnerstadt Gunzenhausen. Gern unterhielt sie sich mit ihnen in fließendem Deutsch mit fränkischem Akzent.
Text + Fotos: Dr. Hermann Vorländer
