Kräuterbüschel binden: Senioren zelebrieren Tradition

WOLFRAMS-ESCHENBACH (Eig. Ber.)
In den Aufenthaltsräumen des Seniorenwohnen riecht es nach Kräutern und Blumen. Eine Gruppe von Bewohnern sitzt rund ums Potpourri gesammelter Wildpflanzen. Eine Bewohnerin schmunzelt: „Die Sonnenblume lacht mich an – die möchte ich in das Kräuterbüschel einbinden.“ Jedes Jahr um diese Zeit werden Kräuter, Gräser, Getreide und Blumen gepflückt und in duftende kleine Kräuterbuschel zusammengestellt, weiß Heidi Jank, Leiterin der sozialen Betreuung im Seniorenwohnen Wolframs-Eschenbach. Der Sinn dieses alten Brauches: das Aufhängen der Mini-Sträuße soll Unheil und Krankheiten fernhalten sowie vor Gewitter und Unwettern schützen. Von Jank im Voraus in Mengen gesammelt, konnten die Bewohner die alte Tradition des Kräuterbüschel-Bindens wieder aufleben lassen. So haben sich die Senioren pro Wohnbereich im jeweiligen Aufenthaltsraum zusammengefunden, um sich des Brauches zu widmen und in Erinnerung zu schwelgen. Neben Rainfarn, Sonnenblumen und Beifuß sind verschiedene Getreide unter den gesammelten Pflanzen. Gemeinsam wurde für jeden Wohnbereich ein Kräuterbüschel aus der Auswahl von Gepflücktem zusammengestellt. In diesem Prozess reden die Kleingruppen über jede Pflanze – erfühlen und riechen sie. Die fertigen Kräuterbüschel wurden sogar von Pfarrer Joachim Scherzer gesegnet und hängen nun kopfüber ein Jahr in jedem Wohnbereich, um den Bewohnern Gesundheit zu bringen. Die übrigen Kräuter und Blumen haben die Senioren zu kleinen Sträußen zusammengestellt, die nun Flure und Bewohnerzimmer zieren. „Gerade für unsere dementiell erkrankten Senioren sind Veranstaltungen, wie das Kräuterbüschelbinden, bereichernd“, weiß Jank. Denn die besonderen Gerüche bringen oft Erinnerungen an die Kindheit und Jugend bei den Senioren zurück. So erinnert sich eine Bewohnerin beispielsweise: „Damals haben wir unseren kranken Kühen die Büschelkräuter zur Genesung gegeben.“ Bei Kommentaren wie „der herrliche Geruch ist im ganzen Haus“ und „das hat Spaß gemacht“, ist sich Jank sicher, dass die Veranstaltung ein voller Erfolg war.
Foto: Privat

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