Landwirte: „Wir verkaufen nicht!“

Landkreisübergreifender Protest gegen ICE-Werk in Müncherlbach

Die sechs Landwirte aus Göddeldorf und Müncherlbach aus dem Landkreis Ansbach sind tief betroffen. Wenn die Pläne der Deutschen Bahn für ein ICE-Werk am Standort Müncherlbach umgesetzt werden, befürchten sie das „Aus“ für ihre Bauernhöfe. Fünf der sechs Betriebe werden im Haupterwerb bewirtschaftet. Die Pläne der Bahn sehen vor, ein ICE-Werk mit einem riesigen Planungsumgriff von 3,5 Mio. Quadratmetern mitten in die freie Landschaft zu stellen. Ein bis zu 1200 m breiter Korridor würde von der Bahnlinie Nürnberg-Heilsbronn 4200 Meter weit bis an die Grenze der Gemeinde Rohr reichen. „Wir können und wollen unsere seit Generationen bewirtschafteten Flächen nicht an die Bahn verkaufen“, sind sich die Landwirte und Bauernfamilien einig. „Wir werden um unser Eigentum, für unsere Existenz kämpfen und uns gegen Enteignungsverfahren wehren“. Von der Bürgerschaft bekommen die Landwirte Zuspruch. „Wir unterstützen die Landwirte beim Kampf für den Erhalt ihrer Flächen und gegen das ICE-Werk“, so Ralf Straußberger, Pressesprecher der Bürgerinitiative aus Rohr gegen die ICE-Werke Müncherlbach und Raitersaich. „Wir würden die Landwirte bei Enteignungsverfahren unterstützen, auch finanziell“. Da viele Menschen in der Region über die Pläne empört sind, rechnen die Bürgerinitiativen aus Heilsbronn, Rohr und auch im angrenzenden Landkreis Fürth mit großer Solidarität und Unterstützung. 

Andrea und Armin Schmidt bewirtschaften einen Milchviehbetrieb in Müncherlbach und haben vor wenigen Jahren einen Freilaufstall gebaut:

„Unser neuer Freilaufstall liegt mitten im Planungsgebiet. Unser Stall steht offenbar genau dort, wo die 500 Meter lange Halle gebaut werden soll. Etwa 40 Hektar unserer Ackerfläche wären ebenso betroffen.“

Werner Schiefer hat seinen Michviehbetrieb in Göddeldorf vor 15 Jahren auf „Bio“ umgestellt. „Etwa ein Drittel meiner Flächen liegen dort, wo die Bahn das ICE-Werk plant. Mein Sohn ist schon in den Betrieb eingestiegen und wird ihn fortführen, und ökologische, regionale Lebensmittel zu erzeugen. Auch wir müssten unseren Biobetrieb aufgeben! Wir wollen auch in der nächsten Generation mit Bio-Landwirtschaft weitermachen und werden keine Flächen verkaufen.“ Die biologisch bewirtschafteten Ackerflächen von Günther Sitzmann, Nebenerwerbslandwirt aus Göddeldorf, liegen zu 100 Prozent in dem Planungsumgriff. “Selbst wenn die eine oder andere Fläche noch aus den Planungen rausfallen sollte, können wir unseren Hof zusperren“, so Sitzmann. „Wir sind als Landwirte sehr verärgert, weil die Bahn im großen Stil bahneigene Flächen in den Städten (z.B. Nürnberg) gewinnbringend verkauft hat (z.B. Brunecker Straße). Dort reichen nun die Flächen nicht mehr für das riesige ICE-Werk und die Bahn will das ICE-Werk auf unseren Grund und Boden bauen, uns droht die Enteignung. Fritz Arnsperger und Fritz Schindler sind Landwirte aus Müncherlbach, deren Ackerflächen zum großen Teil von den Plänen betroffen sind: „Die Pläne für das ICE-Werk Müncherlbach treffen wie auch die Pläne für die beiden Standorte Heilsbronn und Raitersaich alle Landwirte in der Region. Wir haben hier mit die besten Ackerböden im Landkreis Ansbach und ein Entzug von landwirtschaftlichen Flächen in einem so riesigen Ausmaß verteuert natürlich immens die Pacht- und Kaufpreise für Ackerland – eine Katastrophe für aktive Landwirte. Wenn die Politik Landwirtschaft erhalten will, muss sie das verhindern. Wir kämpfen um unsere Flächen, damit unsere Nachfolger die Landwirtschaft weiterführen können.“

Markus Böhm ist 40 Jahre alt und Michviehhalter im Haupterwerb aus Göddeldorf. „Ich habe mich für die Landwirtschaft entschieden und den Hof vor 5 Jahren von meinen Eltern übernommen. Wir wollen den Hof auch künftig weiter bewirtschaften und kämpfen dafür, dass die Bahn uns nicht unsere Existenzgrundlage raubt.“ Ralf Straußberger betont: „Wir sprechen uns auch für mehr ÖPNV und Stärkung der Bahn aus, wir sind also nicht generell gegen ein ICE-Werk“. Er kritisiert die Planvorgaben für das ICE-Werk: „Aber die Bahn, die zu 100 Prozent im Eigentum des Bundes steht, muss die Ziele der Bundesregierung zum Flächensparen bei ihren Planungen beachten. Dazu passen die jetzigen Planvorgaben nicht, weil sie zu einer Maximierung des Flächenverbrauchs und der Landschaftszerschneidung führen.“ Weitere Informationen: www.kein-icewerk-bei-rohr.de.

Text + Fotos: Dr. Ralf Straußberger


Dreharbeiten für das Bayerische Fernsehen / Frankenschau
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