Meisterwerk der Romantik

MERKENDORF

Es ist ein Werk, das zu seiner Entstehungszeit ein „No-Go“ war, wie Stadtpfarrer Detlef Meyer an diesem Abend zu seiner Begrüßung formulierte: die „Deutsche Messe“ von Franz Schubert aus dem Jahr 1826.

Nun führten dieses Meisterwerk der Romantik in der Merkendorfer Stadtkirche erstmals gemeinsam der Männergesangverein, der Kirchen- und der Posaunenchor auf; unterstützt von Christian Hübner an der Orgel. Zwei Jahre vor seinem frühen Tod schrieb der österreichische Komponist dieses geistliche Musikwerk, das aus acht Messgesängen und einem Anhang besteht. Die Texte stammten dabei von Johann Philipp Neumann, einem Professor an der Wiener Technischen Hochschule. Schubert brach zu der damaligen Zeit mit den althergebrachten Konventionen, denn er nutzte nicht die bei einer Messliturgie übliche lateinische, sondern die deutsche Sprache. Dies und der Umstand, dass er die Texte in einer sehr freien, gefühlvoll-romantisierenden Ausdrucksweise verwendete, die die Menschen mit ihren irdischen Nöten und Sorgen in den Blick nimmt, stieß dieses Werk anfänglich beim Wiener Erzbischöflichen Konsortium auf Ablehnung. Doch bald erreichte die „Deutsche Messe“ gerade wegen dieser Voraussetzungen eine ungeahnte Popularität. Dass der irdische Mensch, das „fromme Ich“, hierbei im Mittelpunkt steht, zeigt sich gleich beim ersten Messgesang, der die bezeichnende Frage stellt: „Wohin soll ich mich wenden, wenn Gram und Schmerz mich drücken?“. Der Männergesangverein mit dem Posaunenchor begann den Messreigen. Beim Gloria stimmten alle Mitwirkenden sowie die zahlreichen Zuhörer in den Lobpreis Gottes mit ein und erfüllten den Kirchenraum mit vielstimmigem Jubel. Dann bat Gesamtleiter Albert Holzmann den Kirchenchor mit auf die Bühne im Chorraum. Beim „Heilig ist der Herr“, auch besser bekannt als „Sanctus“ steigerten sich die Chöre immer mehr und beim fulminanten Höhepunkt dieses Abschnittes klangen Stimmen und Musik durch das weiträumige Kirchenschiff. Dieses „Sanctus“, sowie weitere Abschnitte der „Deutschen Messe“, fanden im katholischen Gotteslob als eigenständige Lieder ihren Platz. Während der acht Teile wechselten sich die Chöre mit den Bläsern und der Orgel ab, sodass verschiedenste Besetzungen das Werk darbrachten. Die Texte insgesamt stellen dabei keine Übersetzung der tradierten lateinischen Vorlage dar, sondern beruhen auf der Sammlung geistlicher Lieder des bereits erwähnten Professors. Musikalisch ist diese Messe von schlicht-eingängiger, diatonischer Melodik und gleichmäßiger Rhythmik geprägt. Ihre acht strophisch gehaltenen und homophon gesetzten Teile erinnern in ihrer schlichten Deklamation an Gemeindegesang und zeigen, dass Schubert als Liederkomponist Ruhm erlangte. Die Vereinigung der drei Merkendorfer Chöre bot ein einmaliges stimmliches, klangliches  und musikalisches Erlebnis und riss die Zuhörer in ihren Bann. Die drei Chorleiter, Albert Holzmann mit dem Männergesangverein, Dr. Claus Engelhardt mit dem Posaunenchor und Birgit Heinrich mit dem Kirchenchor übten ihre Parts getrennt ein und führten alle Teile dann zu dem Gesamtkunstwerk zusammen, dass nun in Merkendorf zu hören war.

Text + Foto: Daniel Ammon

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