Merkendorfer Bier und Kettenkarussell

Ein Blick auf die Merkendorfer Kirchweihen vergangener Tage

MERKENDORF

Wenn nun am Freitag die Merkendorfer Kirchweih offiziell eröffnet wird, werden sich dreieinhalb Tage Feststimmung in der Altstadt breitmachen. Denn feiern gehört zu einer Kirchweih einfach dazu. Selbstverständlich soll nebenbei aber nicht der wahre Grund des Feierns allzu sehr in den Hintergrund rücken: die Weihe der Stadtkirche. Doch neben der kirchlichen Seite hatte das Kirchweihfest auch immer eine weltliche. Feiern und Belustigungen standen in der Krautstadt, wie sonst auch überall in Altmühlfranken, auf dem Programm. Davon zeugt eine Postkarte aus dem Jahr 1900. „Gruss von der Merkendorfer Kirchweih“ steht darauf mit vielen Bildern, die von dem Kirchweihtreiben erzählen. Und ähnlich ging es auf der Kirchweih Merkendorf im Königreich Bayern zu wie heute, wie die Postkarte beweist. Sie beginnt links oben mit einer Ansicht des Oberen Tores. Links grenzt die heutige Metzgerei Krug – ehemals Gasthaus „Goldener Löwe“ – und rechts die ehemalige Lateinschule an. Eine weitere Gastwirtschaft beweist den hohen Stellenwert, den die Wirtshäuser für die Kirchweih anno dazumal noch hatten. Auf der rechten Seite der Postkarte ist das einstige Gasthaus „Rotes Ross“ bzw. „Gasthaus Adam Klein“ zu sehen. Linker Hand auf der Ansichtskarte ist das Untere Tor verdeckt zu sehen. Kirchweihgäste strömen in die Stadt, um dem Treiben beizuwohnen. Und die Merkendorfer Gendarmerie sorgt für Recht und Ordnung. Schließlich hatte Merkendorf bis 1959 eine eigene Polizeistation. Der linke Postkartenrand zeigt das Merkendorfer Stadtwappen mit sechs Bierkrügen, aus denen Merkendorfer Bier ausgeschenkt wurde. Bis 1965 braute die Brauerei Hellein ihr eigenes Bier noch in der Landstadt, bevor sie nach Lichtenau verkauft und zwei Jahre später endgültig geschlossen wurde.

Auch einen Jahrmarkt gab es zu Urgroßelterns Zeiten. Die Postkarte zeigt das bunte Treiben auf dem Marktplatz. Links ist das Gasthaus „Zur Krone“ zu sehen. Bei den Kämpfen um Merkendorf 1945 brannte der stattliche Fachwerkbau ab. Auf der Frontseite des Stadtplatzes sieht der Betrachter das gewohnte Ensemble aus ehemaliger Zehntscheune, Stadtkirche und ehemaligem Amtshaus. Nur das Kriegerdenkmal fehlte, wurde es doch nach dem Ersten Weltkrieg aufgestellt. Die rechte Marktplatzseite wird von der Brauerei Hellein eingenommen. Musik gehörte damals wie heute zur fröhlichen Feier dazu. Die Harfen-, Geigen- und Gitarrenspieler beweisen es auf der Ansichtskarte. Eine Attraktion auf der Merkendorfer Kirchweih 1900 war das zweistöckige Karussell. Es wurde vom Schausteller Müller aus Nürnberg-Doos betrieben. Mit der Eisenbahn kam es von der Noris zum Bahnhof Triesdorf. Dann ging es weiter mit starken Brauereipferden in der Stadt. Die Kinder bekamen als Freifahrtschein einen Stempel des Schaustellers auf Hand oder Unterarm. 1928 spielte sich das Kirchweihgeschehen auch außerhalb der Stadtmauern ab. In diesem Jahr wurde erstmals die neue Turnhalle am Gänswasen (heute TSV-Halle) als Festhalle genutzt. Seit 2013 ist man zu dieser Tradition zurückgekehrt. Auch heuer wird Bürgermeister Hans Popp das erste Fass Kirchweihbier in der TSV-Halle anzapfen und somit die Kirchweih eröffnen. 1928 war die Halle stets überfüllt, weiß die Stadtchronik zu berichten. Festwirt war Friedrich Hübner. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Feiern etwas spärlicher. So mussten sich die Krautstädter mit dem Kettenkarussell mit Handantrieb des Schaustellers Kunzmann aus Wolframs-Eschenbach begnügen.

Auch getanzt wurde die Jahrzehnte über gern. So hatten die Gasthäuser Kunder, Hellein und Schwarz Tanzböden. Damals wurde kein Eintrittsgeld erhoben. Es musste jedoch Tanzgeld bezahlt werden. Die Damen kamen kostenlos zu ihrem Tanzvergnügen. Wenn man ein kleines Stück in der Merkendorfer Geschichte zurückgeht, erfährt der Geschichtsinteressierte, dass zur Kirchweih 1986 erstmals Hubschrauberflüge über das Merkendorfer Land angeboten wurden. Start- und Landeplatz war die Wiese zwischen dem Kindergarten „Am Grenzbuck“ (heute „Pusteblume“) und dem Stadtgraben, unweit des heutigen Erlebnisspielplatzes „Treffpunkt Stadtgraben“.

Seit eh und je wird also, wie oben bereits erwähnt, in den Mauern der Altstadt gefeiert. Mit der Hauptstraßenumgestaltung 2007 und der damit verbundenen Absenkung des Straßenzuges am Unteren Tor, kann seit dieser Zeit auch wieder der Autoscooter in die Altstadt. Früher hatte er seinen Platz etwa am Stadtgraben oder am Mosthaus. Auch einen Jahrmarkt mit Kinderflohmarkt gibt es heute am Kirchweihsonntag in der Oberen Hauptstraße. Und Kinderkarussell, Schiffschaukel und Autoscooter werden viele aus nah und fern nach Merkendorf locken, um gemeinsam friedlich die Kirchweih zu feiern.

a Anzapfen Kirchweih Merkendorf 2014 a Kirchweihbaum-Aufstellen Merkendorf 2014

Text: Daniel Ammon / Foto: Archiv Stadt Merkendorf / Archiv Ammon

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