Petersauracher Kirchweih – gelebtes Brauchtum

„Unsere Tradition ist uns wichtig“

PETERSAURACH „Unsere Tradition ist uns wichtig“, so Bürgermeister Lutz Egerer beim traditionellen Bieranstich, assistiert vom zweiten Braumeister der Spalter Brauerei, Günther Meyer, und dem neuen Vorsitzenden der Kerwabuam, Philipp Grötsch, im bunten Outfit. 35 Kerwabuam, davon 11 neue, leisteten dem Bürgermeister, gemeinsam mit dem stellvertretenden Vorsitzenden, dem so genannten Scharfrichter, Alex Schmela, beim Bieranstich Gesellschaft, wussten sie doch, dass anschließend das Freibier läuft. Nur einen kräftigen Schlag benötigte der Bürgermeister und goldgelber „Hopfentee“ füllte die Gläser, sehr zur Freude der durstigen Kerwabuam.

Gelebtes Brauchtum hat in Petersaurach besonders zur Zeit der Kirchweih Priorität. „Die Kirchweih bringt Menschen in Zelten und Gastwirtschaften zusammen und zeigt die vielen Gesichter einer bewahrenswerten alten Tradition“, war bei Gesprächen vielfach zu hören. Zu den Regeln der Kerwabuam – Mädchen sind ausgeschlossen – gehört, dass sie aus dem Ort, mindestens 16 Jahre alt, ledig und vor allem „Durst haben müssen“, wie Grötsch es formulierte. Denn es dürfen nur alkoholische Getränke konsumiert werden; da ist es von großem Vorteil, wenn man trinkfest ist.

Doch nicht nur die Kerwabuam hatten ihre Gaudi, auch die Besucher aus nah und fern kamen nicht zu kurz. Für Kinder drehte sich ein Karussell, und wer sich in die Lüfte erheben wollte, hatte beim „Happy Butterfly“ beste Gelegenheit dazu. Doch ebenso Erwachsene konnten ihre Runden drehen –  gemütlich am Tisch im „Barussell“ – und dazu spielte Blasmusik zur Unterhaltung. Eine Schießbude lockte Schützen – und solche die es werden wollen – aber auch für Naschkatzen war ein Standwagen mit vielerlei Leckereien unübersehbar aufgebaut. Kalte Brotzeiten, Gegrilltes und noch so manch Deftiges gab es zum Schlemmen – dazu ein kühles Bier. Kirchweihbesucher, was willst du mehr? Neben all den Köstlichkeiten aus heimischen Landen gab es aber auch einen Stand, an dem man Kulinarisches aus Kenia verkosten konnte. Aziza Kaufmann aus Nürnberg unterstützt mit ihrem Projekt das Nasike-Memory-Hospital in Bungoma. Das dortige Ziel ist die Errichtung einer Krankenstation, die sich der Information über die Infektionskrankheit Jigger, parasitäre Tungiasis, eine typische Armutskrankheit, angenommen hat. Am Stand daneben hatten sich Mädchen eingefunden, die sich von Aziza die Haare flechten ließen, und Handarbeiten sowie kleinere Geschenke aus Kenia konnte man auch erwerben.

Höhepunkt des Petersauracher Kerwa-Spektakels war allerdings das Aufstellen des 28 Meter hohen Kirchweihbaumes. Im Gemeindewald gefällt, wurde er am Markgrafenplatz vor dem Gasthaus Täufer mit außerordentlicher Kraftanstrengung und genügend Feierlaune in Position gebracht. In den Pausen, bei vorübergehendem Nachlassen der Kräfte, nahmen die Kerwabuam einen kräftigen, stärkenden Schluck aus ihren Bierkrügen und sangen aus vollen Kehlen ein Kerwalied. Und dazu spielten die Petersauracher Musikanten schwungvoll auf. Im Schweiße ihres Angesichts und unter lautstarkem Hau-ruck der kraftstrotzenden jungen Männer war es schließlich so weit – nach etwa drei Stunden stand der Kirchweihbaum fest in seiner Verankerung und grüßt nun bis zum ersten Novemberwochenende weithin sichtbar, bis er dann bei der Petersauracher Nachkirchweih wieder umgelegt wird. Am Kirchweihmontag war Frühschoppen angesagt, der laut Rathauschef in jüngster Zeit immer besser angenommen werde. Am Abend wurde die Kirchweihsau durchs Dorf getrieben, und mit dem Kerwa-Saustechen ging die diesjährige Kirchweih zu Ende.

Als Bereicherung der Kirchweih darf die Hobby-Künstler-Ausstellung im evangelischen Gemeindehaus angesehen werden, die heuer zum 32. Mal stattfand. Bilder von Kindern waren zu sehen, die im Rahmen der Aktion Ferienspaß entstanden sind. Doch ins Auge fielen den zahlreichen Besuchern die von 17 Künstlern aus Petersaurach kunsthandwerklich gestalteten Produkte, die käuflich erworben werden konnten. Schauwände mit Fotos, Plänen und Dokumenten zur Geschichte der Gaststätte „Zur Eisenbahn“, fanden besonderes Interesse, besteht das Gasthaus doch ebenso lange wie die Eisenbahnverbindung Wicklesgreuth – Windsbach, nämlich seit 125 Jahren.

Text + Fotos: Klemens Hoppe

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