Rossinis letzte Sünde

Aufführung der „Petite Messe Solennelle“ in Heilsbronn

HEILSBRONN

Den Freunden schöner und eindrucksvoller Chormusik ist es schon seit langer Zeit bekannt. Wenn die Chorjugend und die „Concordia“ aus Petersaurach auftreten, dann kommen die Zuhörer in Scharen, um zu hören, was geboten wird. Und so war es auch kürzlich im Heilsbronner Münster, als die „Petite Messe Solennelle“ von Gioachino Rossini als Oktoberkonzert aufgeführt wurde. Gleichzeitig war dies als Abschied von Michael Waldenmayer gedacht, der sich nach 23 Jahren als Chorleiter aus seinem Heimatort Petersaurach verabschiedete, da er nach Marktredwitz ging, um dort als Seminarleiter an der Fichtelgebirgsrealschule zu unterrichten. Zu den Mitwirkenden dieses großartigen Konzerts zählten neben Michael Waldenmayer am Dirigentenpult der Jugendchor der Chorjugend Petersaurach, der gemischte Chor des Gesangvereins „Concordia“ sowie ehemalige Sängerinnen und Sänger des Jugendchores. Die Solisten waren Jana Daubner (Sopran) aus Weiden in der Oberpfalz, Adelheid Lang (Alt) aus Gößweinstein, Benedikt Nawrath (Tenor) aus Wiesbaden und für den erkrankten Bariton Max Dollinger übernahm der junge Bassbariton Max Börner aus Leipzig dessen Partie. An Harmonium und Klavier spielte Ulrike Heubeck aus Bad Berneck und am Flügel begleitete der überaus versierte Konzertpianist Paul Sturm aus Nürnberg Chor und Solisten mit außerordentlicher Bravour. Im Münster ausgelegten Programmheft hatten Michael Waldenmayer und Lisa Haspel sowohl die  Vorstellungen des Chores als auch die der Solisten verfasst, in dem Näheres über den jeweiligen Werdegang hinsichtlich der musikalischen Laufbahn beschrieben wurde. Über das Werk von Rossini äußerte sich Waldenmayer ausführlich, hieraus soll einiges zitiert werden: Wer an den Komponisten Gioachino Rossini denkt, der denkt vermutlich zunächst an seine Opern. Das Opernschaffen dieses Komponisten, der 1792 im italienischen Pesaro das Licht der Welt erblickte, ist enorm. Kompositionen, welche Rossini in den letzten 20 Jahren seines Lebens anfertigte, sammelte er unter dem Titel „Sünden des Alters“. Zu einem seiner größten Werke mit geistlichem Titel zählt die „Petite Messe Solennelle“, welche er 1863, fünf Jahre vor seinem Tod, komponierte und in Paris zur Uraufführung brachte. In dieser Messe stecken gleichzeitig Humor und tiefer Glaube des Komponisten. Nach außen hin kann sie als Gelegenheitswerk bezeichnet werden, nach innen ist sie jedoch ein höchst persönliches, von Rossini in erster Linie für sich selbst komponiertes Werk, das als Meisterwerk betrachtet werden darf. Im Kyrie wird die größte Demut vor Gott spürbar, in den Fugen in Gloria und Credo zeigen sich technisch vollendete Contrapunkte, die zurecht an Johann Sebastian Bach erinnern. Im Agnus Dei schließlich vereinen sich die Demut aus dem Kyrie mit der dringenden Bitte um Frieden. Mit ihren vielen Facetten wird die „Petite Messe Solennelle“ zu einem Werk, das die Hoffnungen, Freuden und Ängste eines Menschen ausdrückt. Eine große Anzahl von begeisterten Zuhörern hatte sich im Münster von Heilsbronn versammelt, spendete tosenden Applaus und zeigte mit stehenden Ovationen unendliche Freude über dieses gelungene Konzert der Petersauracher mit seinen solistischen Gästen und Musikern. Lisa Haspel bedankte sich bei der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Heilsbronn, dass die Aufführung im Münster stattfinden konnte. Der Dank galt sowohl allen Mitwirkenden als auch Katrin Daubinger, die neben Michael Waldenmayer Geduld bei den Proben zum Einstudieren dieses großen Werkes aufgebracht hatten. Blumen für die Solistinnen, für die Solisten und Waldenmayer eine Flasche köstlichen Inhalts, so endete schließlich ein Konzertabend, der vielen Zuhörern wohl noch lange in bester Erinnerung bleiben wird. Ein musikalisches Kulturerlebnis der Extraklasse.

Text + Foto: Klemens Hoppe

Werbung:

Über Habewind Informationsdienst

Dieser Inhalt wird bereitgestellt von Habewind Online