Solarpflicht-Idee des Bundes ab 2022 – gibt es bessere Lösungen?

Geht es nach der Bundesregierung, muss ab kommendem Jahr auf jedem Neubaudach eine Photovoltaik- oder Solarthermieanlage installiert werden. Gleiches soll gelten bei „größeren Dachsanierungen“ von Bestandsbauten. So steht es im Entwurf des Klimaschutz-Sofortprogramms 2022 des Bundes.

Dem Klima dürfte es nützen, jedoch: Die Folge sind steigende Baukosten und damit eine weitere Verschärfung des Wohnungsmangels. Hans Maier, Direktor des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW Bayern), warnt bereits vor steigenden Mieten: „Das ist ein weiterer Baustein für hohe Baukosten. Wenn es keinen Ausgleich über eine Förderung gibt, dann müssen das die Mieter tragen und die Wohnkosten werden steigen.“ Im VdW Bayern sind 493 Unternehmen zusammengeschlossen, die rund 540.000 Wohnungen verwalten. Darin wohnt ein Fünftel aller bayerischen Mieter. Tatsächlich wäre eine Solarpflicht für Parkplätze sinnvoller, als Neubauten und Dachsanierungen zu verteuern. Ähnlich den Photovoltaik-Freiflächenanlagen, unter denen Schafe grasen, hätten Solarmodule über parkenden Autos eine doppelte Wirkung: Solarstromgewinnung und Parken im Schatten. Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, geht noch einen Schritt weiter: „Warum nutzen wir nicht endlich die unzähligen schwarzen Dachflächen?“ Er meint die Hallendächer von Logistikunternehmen oder anderen Produktionsbetrieben. Dort könnten sowohl Solarmodule installiert als auch Rasenflächen angelegt werden. Damit hätte man einen dreifachen Nutzen: Ökostromerzeugung, Kühlwirkung im Sommer und Wasserrückhaltewirkung bei Starkregen. In Baden-Württemberg ist man schon in dieser Richtung unterwegs. So gilt ab kommendem Jahr im Ländle bei Nicht-Wohngebäuden eine Photovoltaikpflicht für Neubauten. Die Dächer von Produktions- oder Lagerhallen, Bürogebäuden und Parkhäusern sollen damit als Energieflächen genutzt werden. Doch was bei Parkflächen relativ simpel ist, kann bei Dachsanierungen ein Problem werden. Denn die Statik erlaubt nicht in jedem Fall eine Nachrüstung von Solaranlagen. Dann müsste das Dach eine höhere Traglast erhalten, was die Sanierungskosten in die Höhe treibt. Und: Eine Solarpflicht wird eine enorme Nachfrage auslösen. Was die Modulpreise kräftig erhöhen dürfte. Schon jetzt sind ja wegen des knappen Angebots bestimmte Baumaterialien extrem teuer geworden. Derzeit kostet eine private Photovoltaikanlage je nach Größe zwischen 5400 und 13.300 Euro. Doch man kann auch Solaranlagen mieten – zu Preisen ab 54 Euro im Monat. Schwierig dürfte es bei einer Solarpflicht zudem werden, Handwerker zu finden. „Schon heute wären wir ohne ausländische Monteure für Photovoltaikanlagen aufgeschmissen. Wir müssen finanzielle Anreize setzen, dass wieder mehr Leute einen technischen beziehungsweise handwerklichen Beruf im Energiebereich ergreifen. Auch Umschulungen werden notwendig sein“, sagt Detlef Fischer, Geschäftsführer des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft. Er betont, dass man in den nächsten 20 Jahren die erneuerbaren Energien etwa sechsmal schneller ausbauen müsse als in den letzten 20 Jahren – wenn man die Energiewende bis 2040 wirklich schaffen will. Fazit: Die Einführung einer bundesweiten Solarpflicht ist kompliziert und nicht zwangsläufig sinnvoll. Zumal auch diverse Innovationen auf dem Solarmarkt nicht berücksichtigt sind: etwa die Möglichkeit, bestehende Gebäudefassaden mit Solarmodulen zu bestücken, um Ökostrom zu erzeugen.

Textquelle: BSZ / Bauen in Bayern /
Ralph Schweinfurth + Foto: pixabay

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