Starke Gemeinschaft

MERKENDORF

Jugendliche gehen gerne in die Feuerwehr. Den Mitmenschen zu helfen und die Kameradschaft spornt viele an, ihre Freizeit zu opfern. Trotz bayernweitem Rückgang in den vergangen Jahren, bleibt momentan die Mitgliederzahl der Jugendlichen in den Ortswehren konstant. Ein Beispiel aus Merkendorf im Landkreis Ansbach: Das Dröhnen eines Martinshorns übertönt die lebhaften Unterhaltungen der Menschen. Eine Minute später biegt ein Feuerwehrfahrzeug mit lautem Motor um die Ecke und fährt auf das Feuerwehrgelände ein. Es hält vor der Zuschauermenge und sieben Jugendliche springen heraus. Es sind Mitglieder der Jugendfeuerwehr Merkendorf. Heute zeigen sie beim Tag der offenen Tür ihr Können. Der Nachwuchs in der blau-orangenen Kleidung stellt sich in Zweierreihen vor ihrer Ausbilderin Anita Eischer auf. Sie erhalten genaue Anweisungen.

Einer von ihnen ist Leander Hölzel. Der 17-Jährige ist seit 2015 bei der zwölfköpfigen Jugendgruppe der Freiwilligen Feuerwehr. Die Floriansjünger haben ihn eingeladen. Seine Kumpels nahm er mit. Dieses Phänomen bestätigt Christian Kistner. Seit 2001 bildet er mit Anita Eischer Jugendliche aus. „Wenn der Häuptling in die Feuerwehr geht, kommen auch seine Indianer“, sagt er. Die Feuerwehr ist schon längst keine Männerdomäne mehr. „Seit ich hier ausbilde, haben wir immer Mädchen“, sagt Christian Kistner weiter. Im Jahr 2014 waren 12.323 Mädchen in den bayerischen Jugendfeuerwehren gemeldet, 2005 nur 11.521. Die Jungen sind dreifach so viel vertreten. Im Landkreis Ansbach sieht es ähnlich aus: 2014 waren es 83 weibliche Jugendliche, 2008 noch 68. Zurück zur Übung. Die Jugendlichen bauen eine Löschwasserleitung auf. Dazu zapfen sie den nahen Hydranten an und verlegen einen B-Schlauch zu einem Verteiler. Dort schließen zwei Nachwuchskräfte drei C-Schläuche mit Strahlrohren an. Alles passiert ruhig. Denn im Ernstfall ist ebenso Präzession und Schnelligkeit gefragt. Bei ihrer Ausbildung üben die Rothelme Praktisches, wie den Löschaufbau und pauken viel Theorie. „Wir lernen für das Abzeichen“, erklärt Leander Hölzel. Das Deutsche Feuerwehrabzeichen legen sie vor Ort ab, für das Bayerische machen sie die Prüfung auf dem Jugendfeuerwehrtag. Mit 18 Jahren dürfen die jungen FFWler mit zu Einsätzen. Einerseits freut sich Leander Hölzel darauf. Andererseits bedauert er es, dann der einzige aus seiner Gruppe zu sein. Er ist der älteste. „Aber man versteht sich auch mit den anderen. Die Gemeinschaft wird großgeschrieben“, sagt Leander Hölzel. „Erstes Rohr, Wasser marsch!“, ruft ein Floriansjünger. Er hält das Strahlrohr mit einem Kameraden. Sofort kommt Wasser heraus. Sie richten es auf die nahen Büsche. Das Sonnenlicht bricht sich in den Tropfen, ehe sie auf die grünen Blätter fallen. Bei den anderen zwei Strahlrohren passiert das gleiche. Da stehen sie zu sechst und „löschen“ Pflanzen und Straße. Die Zuschauer applaudieren begeistert. Viele hielten den Atem an. Sie waren gespannt, ob es funktioniert. Aber es hat. Die Heranwachsenden halten einmal in der Woche eine Übungsstunde ab. Nachwuchssorgen hat die Freiwillige Feuerwehr Merkendorf keine. „Da kommen immer welche nach“, sagt Christian Kistner. Nach der Konfirmation können Interessierte in die Jugendgruppe eintreten. Viele bleiben auch. „Manche ziehen zum Studieren oder Heiraten weg“, erzählt Christian Kistner. „Manche kommen aber wieder oder es treten bereits Ausgebildete in die Erwachsenenfeuerwehr ein.“

Im Landkreis Ansbach gehen seit 2012 die Zahlen leicht zurück. Damals waren es noch 1.042 gemeldete Nachwuchskräfte, 2014 noch 926. „Dieser leichte Rückgang ist mit dem erhöhten Übertritt von der Jugend- in die aktive Feuerwehr zu erklären“, sagt Peter Wittmann, Kreisjugendfeuerwehrwart im Landkreis Ansbach aus Wassertrüdingen. Auf bayerischer Ebene sieht es ähnlich aus. 2005 waren noch 51.029 Jugendliche gemeldet. Seit 2007 schwanken die Zahlen zwischen 49.000 und 48.000 Mitgliedern. „Ich führe diese Entwicklung auf den demographischen Wandel zurück“, sagt Andreas Land, stellvertretender Landesjugendfeuerwehrwart aus Kronburg-Kardorf im Unterallgäu. Mit verstärkter Werbung in den Ortsfeuerwehren schaffte es die Jugendfeuerwehr Bayern die Mitgliederzahl auf der Ebene von 48.000 zu halten. Gleichzeitig haben sich in den vergangenen Jahren die Jugendgruppen in den Feuerwehren erhöht. Im Landkreis Ansbach von 100 Gruppen 2008 auf 118 seit 2012. Und das bei 300 Feuerwehren im Kreisgebiet. Bayernweit sind die Jugendfeuerwehren im gleichen Zeitraum von 4.610 auf 5.096 angewachsen. Andreas Land erklärt sich das mit dem steigenden Interesse an der Feuerwehr. „Es gibt Feuerwehren, die mit 15 oder 25 Jugendlichen sehr gut aufgestellt sind. Leider haben wir aber auch Gruppen mit nur zwei oder drei Jugendlichen. Mit weniger Nachwuchs in der Gruppe kann eine Ausbildung durchaus erfolgreicher sein. Der Jugendfeuerwehrwart kann viel intensivere Arbeit mit seinen Schützlingen leisten.“ Die Jugendlichen in Merkendorf sind mit ihrer Vorführung fertig. „Erstes Rohr, Wasser halt!“, „Zweites Rohr, Wasser halt!“, „Drittes Rohr, Wasser halt!“, kommen die Befehle von den Jungfeuerwehrlern an den Strahlrohren. Der Melder wiederholt die Anweisungen und dreht das Wasser am Verteilerpunkt ab. Die Wasserstrahlen versiegen langsam. „Das gründliche Aufräumen der Gerätschaften nach der Übung ist wichtig, damit sich beim nächsten Einsatz alles an seinem Platz befindet“, erklärt der Kommandant der FFW Merkendorf, Werner Rück. Der Nachwuchs rollt die Schläuche ordentlich auf und verlädt sie im Feuerwehrauto. Leander Hölzel ist froh über die geschaffte Übung. „Wenn es mir keinen Spaß mehr macht, würde ich aufhören“, sagt er. Aber das ist noch lange nicht der Fall. „Es macht Freude in einer Gruppe zu sein, den Menschen zu helfen und die Kameradschaft zu pflegen“, so sein Fazit. Dann tritt Leander Hölzel mit seinen Kameraden ab.

Textreportage + Foto: Daniel Ammon

a Anzapfen des Hydranten und Auslegen der Schläuche bei der Jugendfeuerwehr Merkendorf

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