Tipps im Umgang mit Demenz zum Weltalzheimertag am 21. September

Erkrankt ein Mensch an Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz, betrifft das die ganze Familie. Die Palette an Gefühlen, die Angehörige erleben, ist breit gefächert: Schmerz und Mitleid gehören ebenso dazu, wie Hilflosigkeit, Ärger, Wut, Trauer und Verzweiflung. Wichtig ist es daher, sich Unterstützung zu holen und sich über das Krankheitsbild zu informieren. Nur so ist es möglich ein Gespür dafür entwickeln, wie die Kommunikation mit dementiell Veränderten gelingt. Karin Weeger, Einrichtungsleiterin und Gerontopsychiatrische Fachkraft im Seniorenwohnen Wolframs-Eschenbach gibt fünf Tipps im Umgang mit Erkrankten:

1. Kommunikation anpassen

Demenzerkrankte verlernen zu sprechen. „Normale Gespräche werden zunächst schwierig, dann unmöglich“, weiß Weeger. Wichtig sei es daher, sich in die Situation des Gegenübers zu versetzen. Im Gegenzug wird mit dem Krankheitsverlauf die nonverbale Kommunikation immer wichtiger. Sinnlos ist es etwa, einen demenzkranken Menschen genervt darauf hinzuweisen, dass ihm eine Frage vor zehn Minuten schon einmal beantwortet wurde. Vielmehr löst dies Angstzustände oder Frustration aus. Dem Demenzkranken für die Antwort viel mehr Zeit einzuräumen als einem gesunden Menschen, und mit einem Lächeln kommunizieren, dass dies auch völlig okay ist, ist laut Weeger hier der passende Lösungsansatz.

2. Unterstützende Notizen

„Hilfreich sind kleine Zettel mit Hinweisen zum Alltag oder mit Antworten auf Fragen, die einen Demenzkranken beschäftigen“, weiß die Einrichtungsleiterin. Diese Zettel können am Kühlschrank oder an der Badezimmerspiegel kleben. Alltagstauglich eben – sodass sie sich immer wieder lesen lassen. Auch ein Familienposter hilft. Bei jedem Foto steht eine kurze Info zu den Mitgliedern, auch zu Haushaltshilfen, Pflegekräften und sogar zu den Haustieren. „Bei dementiell Erkrankten visuell und greifbar zu arbeiten, hat sich als sinnvoll erwiesen.“

3. Alte Erinnerungen wecken

Auch wenn sich Menschen mit Alzheimer im Laufe der Zeit nicht mehr richtig orientieren können – in der Welt ihrer Erinnerungen finden sie sich oft noch lange zurecht. Angehörige kennen die Lebensgeschichte des demenzkranken Familienmitglieds am besten. Diese Wissen hilft den Umgang miteinander zu gestalten: Was hat der Schwiegervater früher gern unternommen? Welche Musik und welches Essen mochte der Ehepartner? Welche Fähigkeiten und Interessen zeichneten die Mutter aus? Was waren ihre Hobbies? Ebenso können gemeinsames Singen, Musikhören oder ein Fotoalbum anzuschauen für Entspannung und Erinnerung sorgen. „Zusätzlich schafft man mit dem gemeinsamen Zeitverbringen noch schöne Momente“, so die Einrichtungsleiterin.

4. Positive Gefühle aktivieren

Demenzkranke Menschen sind vergesslich – was das Kurzzeitgedächtnis betrifft – und dadurch manchmal unberechenbar. Das kann im Extremfall zum Streit führen. „Es hilft jedoch immer ein Perspektivenwechsel und sich in den Erkrankten hinein zu fühlen“, spricht Weeger aus Erfahrung. Wer nachts aufwacht und weder seinen Namen noch den Ort kennt, an dem er sich befindet, fühlt sich verloren. „Und das ist leider oft Alltag für dementiell Erkrankte“. Beschuldigungen helfen hier nicht. Stattdessen: Beruhigen und Vertrauen. Besteht der Vater auf einen Skatabend mit längst verstorbenen Freunden? Nicht korrigieren, sondern auf die Freunde oder die Erinnerungen an diese eingehen. „Kurz gesagt, hilft es positive Gefühle aus dem Langzeitgedächtnis zu aktivieren.“

5. Alltag erhalten

Geliebte Gewohnheiten sorgen für Erfolgserlebnisse und gute Gefühle. Möchte der dementiell Erkrankte weiterhin alltägliche Tätigkeiten, wie das Einkaufen, übernehmen, sollte man dies nicht nur zulassen, sondern auch unterstützen. Auch wenn er oder sie dabei die Hälfte vergisst. Den Erkrankten für das Mitgebrachte loben, gibt ihm oder ihr Selbstvertrauen und vermindert Frustration. Die Angestellten im Supermarkt wissen zu lassen, dass er unter der Krankheit leidet, ist obendrein sinnvoll. Wenn dann zehn Gläser Senf im Einkaufswagen liegen, weiß die Kassiererin, dass neun davon wahrscheinlich wieder zurückkommen.

Textquelle: Karin Weeger / Heidi Jank (SeniorenWohnen Wolframs-Eschenbach)

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