Verwunschene Sagenorte zwischen Diesseits und Jenseits werden auf youtube lebendig

LICHTENAU

Wer gelegentlich Lust auf Geheimnisvolles, Dramatisches  oder Seltsames aus der Vergangenheit unserer Region hat, sollte einfach mal den youtube-Kanal „Sagen Legenden Bräuche“ aufrufen. Es öffnet sich eine Sammlung von Geschichten mit so geheimnisvollen Namen wie „Die Blutrinne bei Hechlingen“, „Waldgeschichten aus dem Mönchswald“, „Das versunkene Schloss am Hesselberg“ oder „Der Palmeselraub von Kalbensteinberg“. Beim Klick auf einen beliebigen Titel sitzt da jedes Mal ein sympathischer älterer Herr in Trachtenweste und Festtagshut und blickt in die Kamera, neben ihm ein Tischchen, auf dem ein Strauß jahreszeitlich passender Zweige, eine brennende Kerze und vier kleine Puppenmusiker stehen. Wenn er sich bewegt, bewegt sich auch geheimnisvoll sein Schatten hinter ihm an der Wand: Die ideale Atmosphäre für eine Geschichte, wie sie früher am Kamin oder in der Wirtschaft erzählt worden sein mag. Helmut Baer heißt der Erzähler, der auch Autor und Regisseur der acht bis gut 20 Minuten langen Videos ist. Denn da wird nicht einfach „nur“ erzählt. In Bildern und Zeichnungen, unterlegt mit passenden Volksmusik-Sequenzen, wird immer auch der jeweilige heutige Ort vorgestellt, an oder bei dem in Vorzeiten Sagen und Legenden spielten. Als „Sagenort schlechthin“ hat Baer das Schloss Spielberg mit seiner Lieblingsgeschichte „Das Schlossfräulein von Spielberg“ ausgemacht. Hier könne er zeigen, „wohin ich euch mit meinen Sagen und Erzählungen führen möchte, nämlich in ein Reich zwischen dem Diesseits und dem Jenseits“, verspricht er den gebannt lauschenden Zuschauern. Mit 78 Jahren hatte Baer im vergangenen Frühjahr beschlossen, Videofilmer zu werden. Als Liebhaber der Volksmusik und aktiver Musiker (Saxophon, Kontrabass und andere Instrumente) ist Baer bereits seit 1992 ehrenamtlicher Kreisheimatpfleger für Volksmusik und Brauchtum im Landkreis Ansbach. Pandemiebedingt brach die aktive Brauchtumspflege dann von heute auf morgen zusammen: Es gab keine Vereinsfeste oder Sänger- und Musikantentreffen mehr. Untätig auf dem Sofa zu sitzen, war für Helmut Baer allerdings keine Alternative, und so entwickelte er die Idee, sein immenses Wissen und seine Liebe zur Heimat auf kreative Weise weiterzugeben. Er bildete sich zunächst online weiter in Sachen Social Media und Handykamera, besorgte sich die nötigen Kabel, ein Mikro und Video-Schnittprogramme und legte los. Mitte Juni 2020 erschienen als erste „Die Kinderlore von Dinkelsbühl“ und „Ein Schneider macht Butter in Leutershausen“. Mit dem humorvollen „Palmeselraub von Kalbensteinberg“ vom 26. März diesen Jahres – passend zum diesjährigen Palmsonntag, sind es inzwischen 53 Beiträge geworden. Weitere sollen folgen. „Meine lieben Freunde,“ so beginnt jede Folge, die immer auch die Quellen seiner Sagen und der Musik benennt. Er erzählt in seinen eigenen Worten, Mimik und Gestik folgen den Inhalten. Zum Schluss erfahren wir dann, was das gerade Gehörte mit unserem heutigen Leben zu tun haben könnte. „Es geht nicht so sehr um die Geschichte an sich, sondern um den dargestellten Volksglauben. Der Mensch bewältigt Ausnahmesituationen in Zusammenarbeit mit überirdischen Kräften“ weiß Baer. Er selbst sieht sich – mit den heutigen modernen Mitteln – in einer Reihe mit den Erzählern der alten Zeit: „Und die Sage wurde von Mund zu Mund weitererzählt bis in unsere Tage.“ Lassen Sie sich verzaubern – auf youtube unter „Sagen Legenden Bräuche“ mit Helmut Baer.

Text + screenshot: Susanne Hassen

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