Vom Wolf, der in Neuses ums Leben kam

(Eig. Ber.)

Der Sommer des Jahres 1685 muss für unsere Gegend eine Zeit des Schreckens gewesen sein. Kirchenbücher mehrerer Gemeinden belegen dies.

Das Pfarramt Sachsen b. A. vermeldet, im Juli hütete der 10 ½ Jahre alte Wirtssohn Michael ,Zehnder aus Rutzendorf, im Leitenwasen beim Lindach die Pferde, als ihn ein Wolf anfiel, ihn zerriss und fast halb auffraß.  Eine Frau aus Volckersdorf überfiel er beim Kornschneiden, sie konnte sich jedoch mit der Sichel wehren und das Tier ließ von ihr ab.                                                                                                                                                                                                                                      

Im Beerdigungsbuch des Pfarramts Ansbach-St. Bartholomäus, Brodswinden ist festgehalten, dass am 29.07.1685 „Anna Maria Kapfenberger auf einem Acker aufm Höfstetter Luch von einem Wolf im Nacken ergriffen und mit etlichen Bissen in Brust, Arme und Händ ertödtet“ worden ist, ihr Alter war 31 Jahre. Weiterhin zerfleischte er das Kind eines armen Weibes am 5. August 1685 bei Deßmannsdorf.

„Matthias, Thomae Seßlers, Bauern zur Leidendorf Söhnlein ist den 23. 7ber. von einem Wolf des abents umb Betleuden vor seiner Hausthür ergriffen, weggetragen, dernach im Lohr biß aufs Haupt und 2 Händlein gefreßen worden, welche übrig Gliedmaßen d. 25. 7ber beerdiget worden, seines Alters geweßen 5 Jahr, 7 Monath.“                                                                                                          

„Margaretha Barbara, von einem Wolff gefreßen 1685, Christoff Spielmannsbergers, Söldt-                                                                                                                                                                                                                       ner in Seitersdorf und seines Weibs Sara Töchterlein, ist Sontags den 27. 7br: eben an unserem Kirchweyhfest abends von einem Wolf unter deß Vatters Haußthür erbärmlicher Weiß hin weg und in den Waldt getragen worden, dars auch von diesem grimmigen Thier zerrißen und gefreßen worden also gar daß man auf vieler Persohnen fleisiges Nachsuchen nichts als etliche Theil und Gebeinlein sambt denen Kleiderlein wobey es erkennet worden:/ finden können …“. Ihr Alter: 2 Jahre 29 Wochen.                                                                                                   

„D. 7. Octobr. ist begraben worden, Barbara, weil. Christian Kecken, Maurers zu Hürbeln und Catharine, anjetzo Hanns Georg Früewirths, Haußfrauen Töchterlein, welches der böße ge-sättigte Wolf, für den Augen der Eltern u. Nachbarn, weggenommen, in dem gleich an Hür-beln anstoßenden Wald zerrissen und die Überreste in das Pfarrhaus, unter großem Zulauf, geliefert worden, … alt 2 J., 2 M., 15 T.“

Der Wolf wurde meist in der Feuchtlach, aber auch in Oberrammersdorf und Zandt gesehen und trieb sich über dreieinhalb Monate in unserer Gegend herum. Er wurde als zaundürr, ungewöhnlich groß und alt beschrieben, weshalb er möglicherweise nicht mehr in der Lage war Wildtiere oder Weidevieh zu erbeuten.

Die Jäger des Markgrafen setzten ihm erfolglos nach, auch Wolfsfallen führten nicht zum Erfolg. Die Erleichterung muss groß gewesen sein, als in Neuses bei Windsbach dann sein Ende kam. In den Aufzeichnungen des Familienbuchs für Neuses b. W. findet sich bei der Familie Philipp Geyer, Neuses 3, die Notiz: „Dieser Philipp Geyer hat den wütenden Wolf, welcher hernach zu Anspach an den Galgen gehenkt worden, in dem Bronnen deß obersten Guts zu Neuses erschlagen helfen.“ Beim obersten Gut handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Hs.-Nr. 11. Es dürfte der 9. Oktober 1685 gewesen sein, als der Wolf auf dem Anwesen einen Hahn verfolgte, dabei durch eine Brunnenabdeckung einbrach und von den Einwohnern gesteinigt wurde.“ Das Aufhängen am Ansbacher Galgenberg sollte einem weiteren Kreis der Bevölkerung glaubhaft vermitteln, dass der Wolf tatsächlich tot war.                                          

Die Distanzen zwischen den einzelnen Orten sind für einen Wolf kein Problem. Wanderwölfe laufen bis zu 30 km pro Nacht und mehr. Die zeitliche Abfolge der beschriebenen Ereignisse lässt vermuten, dass es sich um einen einzigen Wolf handelte. Dafür spricht auch dass Angriffe auf Menschen endeten.     

Textquellen: BfN, div. Kirchenbücher, Sachsener Geschichte u. Heimatkundliche Beilage der Pegnitzzeitung vom Februar 1953

Wappen der ehemaligen Gemeinde Wernsbach b. Windsbach
Werbung:

Über Habewind Informationsdienst

Dieser Inhalt wird bereitgestellt von Habewind Online