Von Gestrüppschnittmeistern und entrümpelten Gastfreunden

SACHSEN B. ANSBACH

Corona-Zeit ist Entrümpelungszeit. Im ersten Lockdown waren vor allem die vollen Kleiderschränke dran; viele Menschen hatten sich vor knapp einem Jahr auch ihre Regale und Papierberge vorgenommen. Auf die Idee, noch tiefer einzusteigen in Keller, Dachboden, Garage und Co., brachte jetzt ein kleiner Zettel im Briefkasten. „Sammlung! Wir nehmen, was Sie nicht brauchen!“ informierte das Blättchen selbstbewusst, wenn auch ohne Absender, und ließ sodann eine Liste mit über 50 Einzelposten folgen, die alle an einem festgelegten Tag abgeholt werden würden. Rechtschreibung und weitere Formulierungen ließen sehr deutlich darauf schließen, dass hier jemand die vielen Wörter fleißig ins Deutsche übersetzt hatte. Einerseits bewundernswert, sich in eine Nicht-Muttersprache einzuarbeiten. Nun ist es andererseits für jeden, der mal eine Fremdsprache gelernt hat, klar, in wieviel Fettnäpfchen man treten kann, wenn man sich die Hilfe von Online-Übersetzern holt oder von Freunden, die mal einen Kurs „Meine Lieblingssprache für die Reise“ an der vhs gemacht haben. Der staunende Entrümpler, der gerade eine Schaukel, eine Nähmaschine, einen „Bildrand“ und zwei Vasen auf den Sammlungshaufen gelegt hatte, erfuhr so bei der weiteren Lektüre, dass er auch gerne eine „Implattfelge“, eine maximal vier Jahre alte „Schilatte“ oder einen „Gestrüppschnittmeister (elektronisch oder Benzin)“ abgeben könnte, wenn er sie denn übrig hätte. Einen „Kolter“, „Zapfen“ oder „Sterimo“ könne er auch loswerden, ebenso einen „Luster“, bei dem es sich vielleicht um einen Lüster, einen Kronleuchter aus dem Gästezimmer handelte? Wer dann nämlich noch einen „Tepich“ loswerden wollte, könnte gleich noch den „Gastfreund“ mit entsorgen: Alles bitte zwischen 7 und 14 Uhr nach draußen stellen, auch bei Regen. Den entrümpelten Gastfreund könnte man noch nicht einmal reumütig zurückholen: Die offensichtlich nicht angemeldete Sammlung würde ja ins Nirgendwo verschwinden. Wie gut, dass der Entrümpler seine nur leicht defekte „Bausteleimaschine“ dann doch behalten hatte – und den Gastfreund auch.

Text + Foto: Susanne Hassen

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