Von Türbeschlägen, Hufeisen und Nähnadeln

LICHTENAU

„Gürtler, Schmied und Nadler“ heißt die neue Sonderausstellung im Museum Markt Lichtenau, die am Museumstag im September eröffnet wurde. Sie ergänzt die bisherigen Exponate mit den Themen Sandstein, Feierabendziegel und Mühlen an Rezat und Zandtbach und umfasst natürlich viel mehr als die oben genannten Gegenstände. Die drei Metallhandwerke haben im Ort eine Geschichte, wie Reiner Heller vom Museumsverein Lichtenau erklärt: „Lichtenau war ein Bürgerdorf, und durch den Steinbruch waren Schmiede begehrte Handwerker.“ Man habe sich deshalb überlegt, eine Ausstellung mit Metallhandwerken zu gestalten. Der 1913 geborene Gürtler Peter Winter etwa arbeitete bis zu seinem Tod in der Marktgemeinde. Seine Witwe schenkte der Gemeinde die Werkstatt ihres Mannes, so dass in den verwinkelten Museumsräumen nun ein Arbeitsplatz mit vielen Werkstücken aufgebaut ist. Gürtler bearbeiten Metall zur Herstellung von Tür- oder Möbelbeschlägen, als Schmuck oder als Leuchter. Gürtler und Metalldrücker ist bis heute ein anerkannter Ausbildungsberuf im Handwerk. Der Kunsthandwerker Winter, so ist in der Ausstellung zu erfahren, war auch ein bundesweit gefragter Spezialist bei der Restaurierung alter Gebäude. Ein von ihm hergestellter Leuchter mit zwei Metern Durchmesser hängt in der Kirche in Hechlingen am See am Hahnenkamm. Ebenfalls eng mit der Marktgemeinde verbunden ist der Beruf des Nadlers, also des Nadelherstellers. Überliefert ist der Text einer Nadler-Ordnung aus der Feste Lichtenau aus dem Jahr 1517. Nadeln brauchte man nicht nur zum Nähen von Kleidungsstücken, sondern etwa auch in der Lederverarbeitung. Der benötigte Draht, den der Nadler auf einer Schaukel sitzend durch ein Loch in der Wand durch die Schaukelbewegung immer dünner und dünner zog, kam dabei aus Nürnberg. Ein kleiner Stummfilm aus dem Jahr 1930 zeigt schon eine „moderne“ Form der Nadelproduktion. Ausstellungsmacherin ist die Künstlerin  Karin Tilch. Ihr war es wichtig, die Präsentation der seltenen Stücke so zu gestalten, dass die Besucher darüber ins Gespräch kommen können. Dies gelingt besonders gut an einer Wand: Hier hängen zahlreiche Metallgegenstände, gestiftet von einer Lichtenauer Familie, deren Namen und Zweck nicht alle bekannt sind. Wer eine Idee hat, kann diese aufschreiben und damit zur Diskussion stellen. Auf diese Weise wurde auch ein seltsames zangenähnliches Metallstück erklärt: Man brauchte es bei Zugtieren, wenn etwa ein Ochse und ein Pferd gemeinsam einen Wagen zogen, um die unterschiedlichen Geschirre zu verbinden. Wer die kleine feine Ausstellung besichtigen möchte, kann dies am 19. Oktober von 14.00 bis 17.00 Uhr tun oder einen anderen Termin über die Gemeinde vereinbaren (Tel.: 09827-921115).

Text + Fotos: Susanne Hassen

a Museumstag Lichtenau 140921   014

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